Musik liegt ihr im Blut. Doch Musikerin wollte sie nie werden. Stattdessen liebt es TINA HEINE, hinter den Kulissen zu wirken. Mit ihrem Elbjazz-Festival hat sich die geschäftstüchtige Unternehmerin einen Traum erfüllt.

Wer Tina Heines Lebensgeschichte kennt, findet es nur allzu logisch, dass sie zur Erfinderin des Elbjazz-Festivals wurde. Nur, dass ihr Leben in bisher 39 Jahren keiner Logik gefolgt ist, sondern dem Impuls.

Möglicherweise hat der Impuls seine eigene Logik, doch die liegt so tief im Verborgenen, dass ein von ihm hervorgebrachtes Leben wie eine freie Improvisation erscheinen muss. Genauso hat Tina Heine bisher gelebt. Eine Biographie wie aus dem Saxofon von Charlie Parker.

Sie war erst „zehn oder zwölf Jahre alt“, als ihr Vater sie zu den Konzerten der Jazz-Initiative in Celle mitnahm. Eines Tages, sie ging noch zur Schule, gehörte sie selbst diesem Verein an. „Ich weiß gar nicht so genau, warum. Ich mochte diese Atmosphäre, dieses zwischen den Musikern und den Nachtschwärmern zu sein und da hinter den Kulissen zu wirken.“ Und wenn sie nun, eingebunden in die Organisation, von den Konzerten nicht mehr so viel mitbekam, weil sie backstage für die Musiker Schnittchen schmierte, dann machte ihr das gar nichts aus. „Ich fand es schon immer besser, nicht auf der Consumerseite, sondern auf der Produzentenseite zu sein“, sagt sie heute.

Musik gehörte für Tina Heine von klein auf zum Alltag. „Doch ich könnte nicht sagen, dass ich eine ganz besondere Liebe zur Musik hätte. Ich habe eine besondere Liebe zur Literatur. Ohne die könnte ich nicht leben.“ Vor Hemingway kam jedoch erst einmal Bach. „Mit 13 oder 14 Jahren“ machte sie bereits ihren Orgelschein und spielte in der Kirche zum Gottesdienst. „Ich weiß nicht, warum ich Orgel gespielt habe. Es hat mich gereizt.“ Vorher hatte sie Posaune gelernt, denn „die fand ich vom Jazz her schon immer toll“.

Saxofon spielen brachte sie sich später in den Sommerferien selbst bei. Doch niemals dachte sie daran, Musikerin zu werden. Als sie in einer Big Band spielte, erlebte Tina Heine, wie die anderen stundenlang Tonleitern und Harmonien übten. „Diese Geduld hatte ich nie und ich wusste ja, ich würde niemals richtig gut werden.“ Ein Bekenntnis ohne Reue. Sie war leicht entflammbar, brannte dann lichterloh – und weiter ging’s zur nächsten Flamme. Als sie im Abitur saß, hatte sie keinen Schimmer, was sie anschließend machen wollte. Plötzlich war ein Gedanke da: Au-Pair in Amerika. Also ab in die USA. Nach Boston.

In Boston arbeitete sie an der Schule mit. Machte Spaß. Als sie mit 21 Jahren aus den USA zurückkam, begann sie auf Lehramt zu studieren. Es war ein Entschluss, irgendwo in der unsicheren Zone zwischen logischer Konsequenz und Zweckmäßigkeit. „Ich hatte schon geahnt, dass das nichts wird…“

Ihre Ahnung trog sie nicht: Als Studentin jobbte sie auf einer Messe und erlebte am Nachbarstand etwas Wunderbares: eine Donutmaschine. Donuts am Fließband, die Leute standen Schlange. An ihrem Stand (für eine mexikanische Biersorte) war es flau. Nur in ihr selbst nicht, denn dort war schon der nächste Impuls. Sie erkundigte sich am Nachbarstand, flog nach Amerika, besichtigte eine Großbäckerei – und kam mit einer Donutmaschine zurück. „Mit einem Freund habe ich dann bei Events wie Duhner Wattrennen oder Lüneburger Open Air einen Stand aufgebaut und Donuts und Kaffee verkauft. „Wahrscheinlich“, sagt sie im Rückblick, „bin ich eine geborene Unternehmerin. Ich hatte schon immer alle möglichen Geschäftsmodelle im Kopf gehabt.“ Auf die Fußwärmer allerdings, die sie ebenfalls importieren wollte, hat sie verzichtet. Stattdessen machte sie mit 22 Jahren in Hamburg ein Café auf.

Ein alter Freund aus Celler Tagen war dabei, eine Immobilie weiterzuentwickeln und hatte sie und einen Freund gefragt, ob sie nicht Lust auf ein Café hätten. Ein Café!! „Schon als Fünfzehnjährige habe ich es geliebt, in Cafés zu sitzen, Henry Miller und Anais Nin zu lesen und mich in die Bohème der Zwanziger und Dreißiger Jahre in Paris zu versetzen.“

Sie schmiss das Studium. Ihr Café nannte sie „Hadley’s“ nach der ersten Frau von Ernest Hemingway, die mit ihm jene wilden Pariser Jahre erlebt hatte. In Celle hatte es während ihrer Schulzeit ebenfalls ein „Hadley’s“ gegeben. Mit dem Namen kehrte auch der Jazz zurück. Der Montag wurde in „Hadley’s Café“ zum Jazz-Tag. Von den Jazz-Musikern erfuhr sie, wie dürftig die Auftrittssituation in Hamburg war… Und wieder ein Impuls fürs Leben: Hamburg braucht ein Jazz-Festival! Das war 2008. Vier Jahre später hatte ihr „Elbjazz-Festival“, das dritte, 20 000 Besucher und strahlt nun weit über Hamburg hinaus.

Tina Heines gelebte Improvisation ist damit freilich nicht abgeschlossen: „Also ich finde es sehr schön und es beruhigt mich auch, heute noch nicht zu wissen, ob ich in zehn Jahren noch Elbjazz mache.“ Duke Ellington sagte einmal: „Jazz ist die Freiheit, viele Formen zu haben.“ So soll ihr Leben sein.

 

Kontakt
Elbjazz GmbH
Große Elbstraße 277 a
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Tel: 040 85 38 87 11
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Text: Uwe Prieser Foto: Martina van Kann