PERSONALBERATUNG

DAS BERATER TRIO

„Wieso haben wir das nicht schon früher gemacht?“, fragten sich Julia Rosenkranz, Dr. Hinrich Bents und Marcus Honkanen ein Jahr nach ihrer Gründung. Nach langjährigem Angestelltendasein wagten die drei 2015 den Schritt in die Selbstständigkeit. „Konzernmüde“ sei sie gewesen, erinnert sich Julia Rosenkranz, die als Personalleiterin für Firmen wie Otto, Germanischer Lloyd und Aurubis tätig war. Markus Honkanen und Hinrich Bents arbeiteten zusammen bei der Personalberatung Kienbaum und fühlten ähnlich. „Es war nicht möglich, neue Ideen umzusetzen“, sagt Bents, der mit Ende 60 noch lange nicht an Ruhestand denkt. Er möchte noch eine Weile sein „Wissen an die nachfolgenden Generationen weitergeben“. Und Marcus Honkanen, mit Mitte 30 der jüngste des Trios, träumte vom eigenen Unternehmen. Sie verließen ihre schwerfälligen „Tanker“ mit dem Ziel, „ein kleines, aber feines Schnellboot“ auf die Beine zu stellen. Konkret: eine Personalberatung, die mehr anbietet als die internationale Suche von Führungskräften. So kombinierten sie ihr Angebot mit einem Business Coaching für Manager. Das sogenannte „Onboarding“ bereitet auf die zukünftige Aufgabe vor, bringt die Unternehmenskultur nahe, zeigt Fallstricke auf. Executive Search und Coaching können als Kombi oder einzeln gebucht werden.
Das Geschäftsmodell funktioniert. Die langjährige Erfahrung ist die Stärke des Trios. „Manche Aufträge würden wir ohne unsere Expertise gar nicht bekommen“, sagt Rosenkranz.

 

TECHNOLOGIE

DER LUFTVERBESSERER

Abgasskandal, Feinstaubgrenzwerte, Fahrverbote – das Thema Luftqualität wird derzeit heiß diskutiert. Robert Heinecke hat schlechter Luft bereits vor vier Jahren den Kampf angesagt und mit Sascha Kuntze einen Sensor entwickelt, der alle wesentlichen Schadstoffe in der Luft misst. Gemeinsam gründeten sie das Unternehmen „Breeze Technologies“.
Der Clou: Die Breeze-Sensoren sind deutlich kleiner als traditionelle Luftmesscontainer – und günstiger. Dank künstlicher Intelligenz wird die Genauigkeit und Qualität der Daten kontinuierlich verbessert. Alle Werte werden in Echtzeit in eine Cloud gestellt und können ausgewertet werden. Dadurch können die Entwickler ein Problem schnell identifizieren und Gegenmaßnahmen vorschlagen. „Wir kennen mehr als 3500 Wege, die Luftqualität zu verbessern“, sagt Heinecke. Dazu gehören Algenwände, spezielle Wandbeschichtungen oder ein agiles Verkehrsmanagement. Die Sensoren messen innen und außen. In Hamburg führt Breeze zurzeit ein Pilotprojekt in Rothenburgsort durch. Mit dem NABU bringen die Entwickler zudem Sensoren entlang der Elbe an. Immer mehr Unternehmen fragen an. Seit 2018 ist Breeze Technologies profitabel.

 

LKW-LOGISTIK

DER DURCHSTARTER

Dass seine Geschäftsidee so durch die Decke gehen würde, damit hatte Rolf-Dieter Lafrenz nicht gerechnet. 2017 ging er mit dem Mobility-Start-up Cargonexx an den Start: eine digitale Spedition, die mithilfe künstlicher Intelligenz Leerkapazitäten auf LKW reduziert. Seitdem ist die Branche in Aufruhr. „Jede Woche kommt ein neuer Großkunde dazu“, erzählt er. Auf der Onlineplattform von Cargonexx können Spediteure Transporte beauftragen und Transportunternehmen Aufträge übernehmen. Einfach per Mausklick. Dabei ist Cargonexx nicht nur Vermittler. Das Unternehmen übernimmt Organisation und Haftung für den Transport. Wird eine Fracht eingestellt, ermittelt Cargonexx in Sekunden den aktuellen Preis.
Der Erfolg ist durchschlagend. Innerhalb eines Jahres wurde das Transportvolumen um 350 Prozent gesteigert, dieses Jahr soll es wieder verdreifacht werden. Rund 100 neue Mitarbeiter will Lafrenz in den kommenden Monaten einstellen.
Der Unternehmer war zuvor beim Medien-Beratungsunternehmen Schickler in der Geschäftsführung tätig, ist noch immer Partner. Er nutzte den unternehmenseigenen Inkubator – und siehe da: „Es funktioniert“, lacht Lafrenz. Schneller als gedacht wächst Cargonexx ins Ausland. Lafrenz bleibt entspannt: „LKW bleiben ja auch nicht an der Grenze stehen.“

 

TECHNOLOGIE

DIE HOLLYWOODSTARS

In der Film- und Fernsehbranche ist ihre Erfindung längst ein Star. Selbst Hollywood nutzt begeistert das Produkt, das Götz Schmidt zur Nedden die „erste textile Lampe der Welt“ nennt. Zusammen mit Partner Till Sadlowski gründete er vor fünf Jahren das Unternehmen Carpetlight und vertreibt seine Leuchtteppiche inzwischen weltweit.
Die Idee entstand, als die beiden Lichttechniker für Filmproduktionen schwere Scheinwerfer schleppten. Ihre Vision: eine „ultraleichte, unzerstörbare LED-Flächenleuchte“ zu konzipieren. Heute setzt Carpetlight neben Hollywoodstars auch viele heimische Schauspieler ins rechte Licht. „Bei 50 Prozent der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sind wir vertreten“, sagt Schmidt zur Nedden. Der WDR hat Carpetlight als Standardprodukt für seine Kameracrews eingeführt. Die Vorteile der textilen Scheinwerfer: Sie sind leicht, platzsparend, unzerstörbar und funktionieren auch mit Batterien.
Wer eine Weltneuheit erfindet, hat es nicht immer leicht. „Manchmal haben wir das Gefühl, wir sind zu früh dran“, sagt Schmidt zur Nedden. Dabei ist das Thema „smart textil“ im Kommen. Doch Forschung und Produktion verschlingen noch viel Geld. Bei Carpetlight läuft gerade die zweite Investitionsrunde, weitere Geldgeber werden benötigt. Die Schwierigkeit: „Viele wollen lieber in Software als in Hardware investieren“, sagt Schmidt zur Nedden. Der Gründer möchte sich in diesem Jahr fokussieren, „um dann organisch wachsen zu können“. Neben der Film- und Fernsehindustrie ist der Sanitätsbereich besonders interessant. Carpetlight lieferte bereits an Sanitäter der deutschen Marine aus, die das Licht bei Operationen an Bord verwenden. Auch die Fußballwelt ist angetan: Bei der Frauen-WM in Frankreich wird Carpetlight die Journalistenteams mit Leuchten ausstatten. Das Potenzial des Produkts ist groß, denn: „Die textilen Leuchten sind überall da einsetzbar, wo vorher aufwendig Licht installiert werden musste.“

 

EINZELHANDEL

FOOD STATT FUSSBALL

Vom Profifußball in die Food-Branche – Holger Stanislawski hat auf seinem Karriereweg eine ungewöhnliche Richtung eingeschlagen. Nach 20 Jahren im Profisport ist er nun Geschäftsführer eines der größten Supermärkte in Hamburg, dem Rewe- Markt H. Stanislawski & A. Laas in Winterhude. Völlig „artfremd“ sei er in die Branche gestartet, erzählt der 49-Jährige. Doch gebe es eigentlich viel mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede. „Es geht immer um Menschen und um Dienstleistungen.“ Eines fehle allerdings im Einzelhandel: das Emotionale. „Fußball ist vollgestopft mit Emotionen“, sagt Stanislawski „Das gibt es hier nicht.“ Hier wollen wir die Konstanz, eine „beständige Linie, die nach oben geht“.
Die Richtung stimmt. Nach vier Jahren im Einzelhandel seien sie „recht erfolgreich“, resümiert Stanislawski. Im Herbst 2014 feierte er mit seinen Geschäftspartnern, Ex-HSV-Profi Alexander Laas sowie Unternehmer Bernd Enge, Eröffnung. Auf über 6000 Quadratmetern haben die drei einen riesigen Erlebnis-Shopping-Markt gestaltet. Mini-Fußballplatz, Sitzecke und Kaffeeautomat inklusive. Das Besondere: Unter den 60 000 Artikeln finden Kunden neben alltäglichen auch besondere Produkte – oft von innovativen Start-ups. „Wir arbeiten mit etwa 100 Start-ups zusammen und versuchen, möglichst vielen die Chance zu geben, sich zu präsentieren“, erzählt Stanislawski. Ob spezielles Popcorn, besonderer Honig oder veganes Shampoo, „für alle zählt, sich im Regal zu behaupten“.
Das Rewe-Modell ist ein Franchise-Modell. „80 Prozent sind wir, 20 Prozent die Rewe“, erklärt Stanislawski. Fühlt er sich als selbstständiger Unternehmer? „Auf jeden Fall“, sagt er. Viel Eigenes steckt in dem Supermarkt der Superlative. Der Ex-Fußballtrainer hat sich gut in der neuen Branche eingelebt. Wichtig für ihn: „Es soll für alle Spaß machen.“ Ein kurzer Klönschnack ist immer drin. Gerne auch mit Fußballfreunden wie Pierre-Michel Lasogga oder Markus Kauczinski, die hin und wieder vorbeischauen. Anfragen von Clubs kommen regelmäßig. Bisher war nichts Interessantes dabei. Über einiges schüttelt er auch den Kopf. „Würden wir unseren Laden so führen, wie manch ein Fußballverein geführt wird, wären wir pleite.“

 

MARKTFORSCHUNG

DIE SMILEY-GRÜNDER

Smileys sind das Markenzeichen von Qualitize. Mit dem gelben Icon machten sich Kathrin und André Kistner 2013 selbstständig. Die Idee: ein Tool für digitale Kundenbefragung, das leicht zu bedienen und in der Analyse Gold wert ist. Ergebnis: ein Touchpad-Terminal, auf dem Kunden in maximal 20 Sekunden Fragen zur Zufriedenheit beantworten – einfach, indem sie auf einen Smiley tippen. Die Echtzeitmessung ermöglicht es, direkt die Servicequalität zu verbessern. Für die Idee verließen die Kistners ihre Jobs, Kathrin bei einer Unternehmensberatung, André bei Gruner und Jahr. Mittlerweile haben sie rund 400 Kunden. Darunter sind Händler wie Globetrotter, Babyone und Adler, aber auch Ärzte, Apotheken und Hotels. Die HASPA ließ einen lockeren Dresscode von den Kunden bewerten, das Ohnsorg Theater bat um Feedback zu Stücken. „Die Handhabung ist bewusst einfach“, sagt André Kistner. „Spannend ist, was dahinter kommt.“ Qualitize verdichtet, analysiert und erklärt die Ergebnisse. Nicht jeder kann mit nackten Zahlen etwas anfangen. Rund 15 Millionen Personen tippten ihr Feedback bereits per Smiley ein.