Weltliche Macht, Wissenschaft und die Wonnen des Genusses gehören zur Geschichte des Champagners von MOËT & CHANDON. Ein Kapitel ist die wunderbare Freundschaft zwischen Napoleon und Jean-Remy Moët. Und der Aufstieg zur Unsterblichkeit.

Jean-Remy Moët war noch ein junger Mann von 24 Jahren, als er 1782 vom Firmensitz in Epernay aufbrach, um von der Königlichen Militärschule in Brienne-le-Chateaux Bestellungen einzuholen. Längst war der Champagner aus dem 1743 von seinem Großvater Claude gegründeten „Haus Moët“ am Hof in Versailles und in den Adelshäusern Europas zum Synonym für Stil und Geschmack, Eleganz und Lebensfreude geworden.
Für den 13 Jahre alten Kadetten aus Korsika, dem Jean-Remy Moët dort begegnete, war das eine ferne Welt, denn er war ein Stipendiat aus verarmtem Adel – Napoleon Bonaparte. Ihre Begegnung führte zu einer lebenslangen Freundschaft und zu Napoleons berühmtem Wort: „Champagner! Nach dem Sieg verdient man ihn. Nach der Niederlage braucht man ihn.“ Zehn Jahre später war Napoleon Oberstleutnant und längst ein regelmäßiger Gast bei seinem Freund in Epernay, wo er sich mit Champagner versorgte, den er später auf seine Feldzügen mitnahm.
Jean-Remy Moët übernahm 1792 die Leitung des Hauses Moët. Kaufte die ersten Weinberge und begann, die Techniken des Weinanbaus und der Weinverarbeitung beständig zu optimieren. Ein Wissen über die „Technologie des Weins“ entstand, das seither von Generation zu Generation weitergegeben und erweitert wird. Im 19. Jahrhundert führte es zum ersten Weinforschungsinstitut, mit dem Raoul Chandon wesentlich zur erfolgreichen Bekämpfung der Reblaus beitrug.
Als weitgereister Mann, der vier Sprachen beherrschte, trat Jean-Remy Moët beim Ausbau der internationalen Geschäftsverbindungen ebenso wirkungsvoll auf wie in den Salons. Sein Lebensziel, „die Magie des Champagners mit der Welt zu teilen“, verfolgte er dabei so erfolgreich, dass der begnadete Diplomat Talleyrand, der als Staatsmann sämtliche Regimewechsel jener Epoche unbeschadet in hohen Ämtern überstand, ihm „Unsterblichkeit“ voraussagte – und wie immer recht behielt.
An Weitblick in bedrängter Lage stand ihm Jean-Remy Moët auf seinem eigenen Gebiet nicht nach. Nach Napoleons erster Verbannung im Frühjahr 1814 plünderte die Besatzungssoldateska aus Preußen und Russland seine Weinkeller. „Qui a bu, boira!“, tröstete er sich. Wer einmal trinkt, wird wieder trinken. „Die Soldaten, die mich heute ruinieren“, prophezeite er, „werden morgen den Ruf meines Hauses in ihre Heimatländer tragen.“
Als Jean-Remy Moët sich 1833 aus dem Geschäft zurückzog, hatte er das Fundament einer Weltmarke geschaffen. Den Familienbesitz übergab er seinem Sohn Victor und Pierre-Gabriel Chandon, der seine Tochter Adelaide geheiratet hatte. Wie auch sonst hätte der Markenname „Moët & Chandon“ entstehen sollen, als aus Liebe und einem Ewigkeitsversprechen.
Heute erstrecken sich die Ländereien des Unternehmens mit den besten Weinbergen der Champagne über mehr als 1000 Hektar fruchtbaren Kalkbodens. Die Hälfte davon gelten als „Grand Cru“, 25 Prozent als „Premier Cru“ – die beiden höchsten Klassifikationen für den Weinanbau. Im Kellerlabyrinth von Epernay, dem größten Weinlager der Region, reifen die Weine ihrer Veredelung entgegen. Überwacht vom Chef de Cave, dem Kellermeister, weit über die gesetzlich vorgeschriebene Dauer von 15 Monaten hinaus.
Lange bevor Richard Wagner als Freund des Hauses in Epernay die Oper „Tristan und Isolde“ schrieb, hatte der Champagner bereits Eingang in die klassische Musik gefunden. 1802 komponierte Beethoven seine „Champagner-Sonate“ für Violine und Klavier. Im selben Jahr stiftete Napoleon den „Orden der Ehrenlegion“ für besondere Verdienste um Frankreich.
Zwölf Jahre später, im März 1814, heftete er Jean-Remy als letzten Freundschaftsdienst das „Kreuz der Ehrenlegion“ ans Revers und genoss mit ihm noch einmal seinen geliebten Champagner. Es war sein letzter Besuch in Epernay. Vier Wochen später war seine Kaiserzeit vorbei.
Als sie 1804 begonnen hatte, indem er sich selbst zum Kaiser krönte, zerriss Beethoven enttäuscht das Widmungsblatt seiner großen „Eroica“-Sinfonie, die er Napoleon zugedacht hatte. Die Nachfolger von Jean-Remy Moët aber hielten ihn in Ehren und widmeten ihm 1869 zu seinem 100. Geburtstag ihre neueste Champagnerkreation, eine perfekte Symbiose aus den drei Rebsorten der besten Weinberge: „Moët & Chandon Brut Imperial“. Nach Napoleon benannt, ist er auch eineinhalb Jahrhunderte später noch das wohl bekannteste Produkt des Hauses. Der Ruhm der Welt, unvergänglich im Champagnerglas.

 

 

Text: Uwe Prieser