Arbeiten, um persönliche Erfüllung zu finden: Das ist für den Bestsellerautor JOHN STRELECKY eine Garantie für den Unternehmenserfolg. Mit seiner Methode „Big Five for Live“ will er Unternehmer und Angestellte inspirieren.

club!: Herr Strelecky, Sie sagen, jeder sollte mit einem Lächeln zur Arbeit gehen. Tun Sie das wirklich jeden Tag?
John Strelecky: Ja, absolut. Ich liebe, was ich tue.

club!: Was ist Ihr Rezept, um erfolgreich und glücklich zu werden?
Strelecky: Jeder sollte herausfinden, welches seine Lebensziele sind. Ich nenne sie „The Big Five for Life“. Viele Menschen wissen nicht, was sie überhaupt tun wollen und denken, ihnen bliebe jede Menge Zeit. Statistisch gesehen lebt ein Mensch in Deutschland durchschnittlich 28 900 Tage – und die gehen schnell vorbei.

club!: Erklären Sie Ihre Methode der „Big Five for Life“ genauer.
Strelecky: Sie beruht im Wesentlichen darauf, fünf Dinge zu bestimmen, die Sie in Ihrem Leben tun, sehen oder erleben wollen. Dies kann ein einmaliges Event sein, wie nach Afrika zu fahren und Tiere zu beobachten. Es kann aber auch langfristig angelegt sein, zum Beispiel wenn Sie sagen: „Ich will ein gesundes Leben führen.“ Sobald Sie Ihre Big Five erkannt haben, machen Sie diese zu Ihren Leitprinzipien, für die Sie Zeit, Energie und Ressourcen aufwenden.

club!: Wie finde ich meine persönlichen Lebensziele heraus?
Strelecky: Sie können sich eine einfache Frage stellen: Was machen Sie gerne in der Freizeit? Die Antwort ist ein entscheidender Hinweis. Viele Menschen denken, sie könnten mit ihrer Leidenschaft kein Geld verdienen. Das ist ein Irrglaube. Sagen wir, Ihr Hobby ist Radfahren und Ihr Fachgebiet der Vertrieb. Sehr gut! Werden Sie Verkaufsleiter in der Fahrradbranche! Es ist sehr einfach, seine Passion zum Beruf zu machen.

club!: Aber nicht jedes Hobby bringt viel Geld ein, oder?
Strelecky: Jeder muss selbst entscheiden, wie wichtig ihm ein hohes Gehalt ist. Stellen Sie sich vor, Sie verdienen 80 000 Euro im Jahr, arbeiten 16 Stunden am Tag und sind ständig gestresst. Wie viele wertvolle Minuten erleben Sie? Sagen wir, die Alternative ist, 40 000 Euro zu verdienen und sechs Monate frei zu haben, so dass Sie mit dem Rucksack durch Südostasien reisen können. Dann hätten Sie zwar weniger Geld, aber mehr Lebensqualität.

club!: Was tue ich, wenn meine Lebensziele nicht mit meinem Job vereinbar sind?
Strelecky: Es gibt zwei Möglichkeiten: Sie können Ihren Job als Mittel betrachten, das Ihnen Geld einbringt und Ihnen somit ermöglicht, Ihre Leidenschaft zu verwirklichen. Oder Sie finden einen Weg, wie Sie für die Ausübung Ihrer Lebensziele bezahlt werden.

club!: Wie können Führungskräfte das Konzept der „Big Five for Live“ im Unternehmen umsetzen?
Strelecky: Wenn Sie die Big Five Ihrer Mitarbeiter kennen, können Sie für jeden eine Position finden, die er mit seinen persönlichen Lebenszielen in Einklang bringen kann. Darüber hinaus sollten Sie für Ihre Angestellten ein familienähnliches Umfeld schaffen und dafür sorgen, dass sie sich wohlfühlen. Ich kenne eine Firma, die seit 30 Jahren im Geschäft ist und noch nie einen Kunden verloren hat. Die Firmenzugehörigkeit der Mitarbeiter beträgt durchschnittlich 16 Jahre, die Abwanderungsrate liegt bei null Prozent. Diese Firma hat eine Arbeitszeit von 37,5 Stunden in der Woche vorgeschrieben. Niemand darf länger arbeiten.

club!: Wie wirkt sich Ihre Methode konkret auf den Unternehmenserfolg aus?
Strelecky: Ein entscheidendes Resultat ist die Steigerung der Produktivität. Die meisten Firmen erreichen eine Produktivität im Bereich zwischen 50 und 60 Prozent. Das heißt, die Mitarbeiter machen gerade genug, um nicht gefeuert zu werden. Wenn jeder Angestellte eine Tätigkeit ausübt, die mit seinen Lebenszielen im Einklang steht, steigert sich die Produktivität auf mindestens 70 Prozent. Dies führt zu einer dramatischen Verbesserung der finanziellen Performance der Firma. Eine weitere Konsequenz ist eine geringe Fluktuation. Mitarbeiter, die sich wohlfühlen und persönliche Erfüllung finden, bleiben ihrer Firma treu und wandern nicht ab. Und das sollte das Ziel sein.

club!: Was macht eine gute Führungspersönlichkeit aus?
Strelecky: Ein guter Chef versteht, was das übergeordnete Ziel des Unternehmens ist. Viele wissen darüber nicht Bescheid und können dieses Ziel ihren Mitarbeiter nicht vermitteln. Darüber hinaus sollte eine Führungskraft nur neue Leute ins Team bringen, deren persönliche Big Five zum Ziel des Unternehmens passen.

club!: Personalverantwortliche sollten beim Einstellungsverfahren also die Lebensziele der Kandidaten abklopfen?
Strelecky: Genau. Das ist es doch, was ein Chef wissen will. Wenn ich zum Beispiel entscheide, dass das Ziel meiner Firma ist, die Liebe für den Kajaksport zu vermitteln, dann engagiere ich jemanden, der Kajakfahren liebt. Es klingt offensichtlich, aber Sie wären erstaunt, wie viele Firmen Mitarbeiter einstellen, nur weil der Lebenslauf gut aussieht.

club!: Ihre Methode klingt simpel, aber ist sie auch realistisch?
Strelecky: Das Prinzip mag manchen utopisch erscheinen. Dies liegt daran, dass die meisten Firmen anders arbeiten. Je mehr Zeit man aber in Unternehmen verbringt, die es gut machen, desto mehr wird man erkennen, dass das Big Five for Life-Prinzip eine Garantie für Erfolg ist. In Hamburg haben Sie ein Paradebeispiel: das Miniatur-Wunderland. Ein Kindheitshobby, das Spiel mit der Modelleisenbahn, hat sich zu einem hochprofitablen Imageträger für die Stadt entwickelt. Wer hätte das am Anfang gedacht?

club!: Wie beeinflussen uns die heutigen Technologien, wie Smartphones, Internet oder iCloud?
Strelecky: Neue technische Entwicklungen eröffnen viele Möglichkeiten, besonders für Unternehmer. Aber man muss vorsichtig mit ihnen umgehen, sonst kann es gefährlich werden und vieles verhindern. Die Erholung zum Beispiel. Wer im Urlaub 20-mal am Tag auf sein iPhone schaut, wird kaum den Kopf frei bekommen.

club!: E-Mails checken im Urlaub ist also tabu?
Strelecky: Es ist wichtig, seine Freizeit wirklich als freie Zeit wertzuschätzen. Wenn Sie verreist sind, seien Sie nicht erreichbar und entspannen Sie sich! Die Welt wird von Erwartungen regiert und wir vergessen oft, dass wir die Kontrolle darüber haben. Wenn Sie im Urlaub Ihre E-Mails beantworten, denken die anderen: „Toll, sie ist erreichbar“ und schicken weitere. Viele Angestellte arbeiten zu Beginn von 9 bis 17 Uhr, später bis 19 oder 20 Uhr, um immer mehr zu erledigen. Der Chef denkt: „Aha, das ist also, was sie schaffen kann“ und gibt ihnen weitere Projekte. Gute und talentierte Mitarbeiter haben die Möglichkeit und die Verantwortung zu sagen: „Ich bin um 17 Uhr weg, während ich hier bin, mache ich einen tollen Job, und das ist es, was ich leisten kann.“ Wer sich zu viel zumutet, wird früher oder später zusammenbrechen.

club!: Kann Ihre Methode das Burn-out-Syndrom verhindern?
Strelecky: Einer der Gründe für Burn-out ist, dass Menschen viele Stunden in ihren Job investieren, aber keinen Weg sehen, Abstand zu gewinnen. Das ist deprimierend. Wer seine Big Five kennt, sollte zumindest am Wochenende seine Lebensziele verwirklichen. Das kann erstaunlich viel bewirken. Eine Frau zum Beispiel singt jeden Sonntag eine Stunde. Sie sagt, diese eine Stunde mache sie zu einer besseren Mutter, besseren Partnerin und Mitarbeiterin.

club!: Ist der Leistungsdruck heutzutage zu hoch?
Strelecky: Viele Menschen haben Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren und überfordern sich. Das ist schade. Denn wer gut ist in dem, was er tut, für den wird es immer einen Platz geben. Und wissen Sie, was der beste Weg ist, besser zu sein als der Durchschnitt? Das zu tun, was man liebt.

 

JOHN STRELECKY, 43, ist Autor mehrerer Bestseller, darunter „Big Five for Life“. Der Amerikaner gilt als eine der einflussreichsten Führungspersönlichkeiten im Bereich Leadershiptraining und Persönlichkeitsentwicklung. Seine Werke wurden in 20 Sprachen übersetzt. Nach dem Erfolg seiner Bücher begann er, Vorträge und Seminare zu halten und zertifizierte Coaches auszubilden.

Kontaktperson in Deutschland ist Peter Dunkhorst
Big Five for Life Deutschland
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