Die online-affine Jugend ist für den Handel nicht verloren
Wenn die Inszenierung stimmt, pilgert die junge, online-affine Zielgruppe regelrecht in die Läden, wie Apple oder Abercrombie & Fitch und Hollister beweisen. Die US-Unternehmen vertreiben eigentlich Produkte, die immer häufiger im Netz bestellt werden – und trotzdem stehen ausgerechnet die jungen Kunden vor ihren Filialen Schlange, denn sie kaufen hier nicht nur ein Produkt, sie kaufen sich Erlebnisse und Emotionen dazu. Kommt bei Apple ein neues iPhone oder iPad raus, stürmen die Kunden am ersten Verkaufstag den Konsumtempel, obwohl sie viel bequemer online bestellen könnten – aber sie wollen sich eben als Teil der Markenwelt fühlen. Ebenso bei den US-Modeherstellern Abercrombie & Fitch und Hollister, wo vor dem Eingang junge Männer ihre Waschbrettbäuche unterm offenen Hemd präsentieren, das es dann drinnen zu kaufen gibt. Im Laden riecht es nach dem markeneigenen Parfüm, die Verkäufer tragen Flip-Flops und begrüßen ihre Kunden lässig wie bei einer Party – das gibt es nicht, wenn man zu Hause alleine vor dem Rechner sitzt.
Kunden wollen inspiriert werden
Vor allem Frauen haben ihr Einkaufsverhalten durch das iPad verändert, sagte Ebay-Europachef Jacob Aqraou in einem Interview. „Sie wollen nichts eingeben, sie wollen nichts suchen, sie wollen inspiriert werden. Es geht nicht darum: ,Brauche ich das?’. Sondern: ,Liebe ich das?’“ Der Onlinemarktplatz präsentiert den Startbildschirm deshalb neuerdings als eine Art Fotoalbum mit Produkten, die interessieren oder interessieren könnten. Hier können die Kunden stöbern – und wollen plötzlich etwas haben, von dem sie vorher nicht wussten, dass sie es brauchen.