Regelmäßiges Schachspielen wirkt sich auf Kinder in vielerlei Hinsicht positiv aus. Die Initiative BROTZEIT, die auch der Business Club Hamburg unterstützt, bietet mit Hilfe ehrenamtlicher Übungsleiter an sechs Hamburger Schulen Schach-AGs an.
„Da ist ja Herr Giese“, tönt es fröhlich aus dem Klassenraum 4a der Grundschule An der Glinder Au. Als Holger Giese, 68 Jahre alt und Rentner, durch die Tür tritt, wuseln neun Kinder umher. Drei Mädchen und sechs Jungen laufen durch den Raum, plappern, lachen, zwei von ihnen tauschen Fußball-WM-Sticker aus. „Guck mal, wie viele ich habe“, ruft Tyrese und hält stolz seinen Stapel Sticker in die Luft. Dann steckt er die Bildchen von Lieblingskicker Boateng und Co. in die Tasche, klappt in Windeseile ein kariertes Spielbrett auf und legt es auf den Tisch. Holger Giese ist nicht gekommen, um Fußball zu trainieren, sondern Schach.
Es ist ein sonniger Mittwoch im Mai. Mittagspausenzeit an der Ganztagsschule in Billstedt/Kirchsteinbek. Jede Woche findet hier um diese Zeit die Schach-AG statt. Zwei Kurse gibt es: einen für Zweit- und einen für Viertklässler. „Bin ich weiß, Herr Giese?“, fragt Emirhan. Dann platziert er Bauern‚ Türme, Springer und Läufer zielsicher um das Königspaar herum auf ihre Plätze.
Die Grundschule An der Glinder Au ist eine der sogenannten Brennpunktschulen, an die sich „brotZeit“ mit ihrem Frühstücksangebot sowie dem Schachprojekt richtet. Der Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund liegt hier bei 80 Prozent. „Um die 75 Prozent der Familien beziehen Sozialleistungen“, erzählt die stellvertretende Schulleiterin Heike Claußen. Es ginge an ihrer Schule viel auch um „soziales Lernen“, sagt sie. Die Schach-AGs dienten dazu, „Begabung sichtbar zu machen“, aber auch, Strukturen zu schaffen, die viele Kinder von zu Hause nicht kennen. „Schach ist dabei ein kleiner Baustein“, sagt Claußen. Ein Baustein mit großer Wirkung.
Eine positive Veränderung seiner Schach-Schützlinge erlebte auch Holger Giese in seinem Kurs. „Zu Anfang war es extrem laut“, erzählt er. „Die Schüler konnten sich teilweise kaum drei Minuten lang konzentrieren.“ Das hat sich geändert. „Jetzt ist Ruhe eingekehrt“, sagt der Rentner.

Es ist ein herzliches Verhältnis, das Holger Giese zu den Schülern hat. Viel Zeit und Herzblut steckt der 68-Jährige in seine Aufgabe und ist sich sicher, dass manch einer seiner Schützlinge auch später dem Schachspiel treu bleiben wird. Einige hätten sogar schon eine eigene Taktik entwickelt, erzählt er stolz. Viertklässler Harun zum Beispiel, nach eigener Aussage „der Beste im Kurs“. Er mag am Schach vor allem, „dass es ruhig ist, dass man sich konzentrieren muss und dass man gewinnt“.
Holger Giese hat für die Viertklässler ein Abschlussturnier organisiert. „Wenn es um etwas geht, dann klappt es mit dem Konzentrieren erstaunlicherweise noch besser“, sagt er und schmunzelt. Ist es kein Turnier, motiviert er seine Schüler auch mal mit anderen Leckerbissen, wie Eis oder Bonbons. „Ich habe gewonnen“, ruft plötzlich Tyrese und führt vor Freude ein kleines Tänzchen auf. „Ihr habt noch ein Rückspiel“, sagt Holger Giese und notiert das Ergebnis in einem Heftchen. Für den späteren Turniersieger hat der Senior etwas Besonders besorgt. Das will er den Schülern an diesem Tag aber noch nicht verraten. Die haben eh ihre ganz eigene Vorstellung: Zehn Packungen Fußball-WM-Sticker wünschen sie sich als Siegprämie.
SO KÖNNEN SIE HELFEN
Das Schachprojekt der brotZeit- Initiative sucht einen neuen Förderer, um den Schülern auch in Zukunft die Teilnahme an den Schach-AGs ermöglichen zu können. Interessenten melden sich bitte bei Marie Renoth unter E-Mail: renoth@brotzeitfuerkinder.com oder Telefon 089 1 25 09 35 60. Außerdem stehen weiterhin für Ihre Patenschaft Commitment Cards zum Download bereit unter der Internetadresse http://www.bch.de/club/brotzeit. Spenden für das Projekt bitte auf das Konto der Christoph Metzelder Stiftung bei der Sparkasse Essen (IBAN: DE49 3605 0105 0000 4754 75) mit dem Verwendungszweck „brotZeit – Unternehmer für Hamburg“.