Seitdem die Jungen und Mädchen der Grundschule Alter Teichweg vor dem Unterricht gemeisam gesund frühstücken, hat sich im Unterricht in den Klassen eine Menge verändert. Sehr zum Positiven, wie die Lehrer festgestellt haben.

Der Frühstücksraum ist liebevoll hergerichtet – wie jeden Morgen in den vergangenen sechs Jahren. Seit 2012 unterstützt der Verein brotZeit e.V. die Grundschule Alter Teichweg, eine von derzeit 31 ausgewählten Hamburger Brennpunktschulen, mit Frühstück vor dem Unterricht. Käse, Aufschnitt, Tee, Kakao – alles steht bereit für die hungrigen Jungen und Mädchen, die zum brotZeit-Frühstück kommen. Doch dieses Mal ist etwas anders als sonst: Heute sitzen zwei Lehrerinnen mit am Tisch und genießen gemeinsam mit den teilnehmenden Kindern die gesunde Morgenmahlzeit. Ganz entspannt geht es an den Tischen zu – einige Kids sind mit sich beschäftigt, andere plaudern locker mit den Lehrerinnen. Das gemeinsame Frühstück sorgt dafür, dass die Kinder „ankommen“.
„Das war früher ganz anders“, sagt Schulleiterin Sabine Wesemüller. „Da lagen die Kinder, die zuhause nichts gegessen haben, morgens auf den Tischen. Schon das aufrechte Sitzen war nicht möglich, sie hatten überhaupt keine Kraft.“ Seitdem der Verein brotZeit e.V., der 2009 von der Schauspielerin Uschi Glas gegründet wurde, in Brennpunktschulen für gesundes Essen sorgt, zeigen sich deutliche Veränderungen im Verhalten der Schüler und Schülerinnen. Sie erhalten nicht nur eine vernünftige Ernährung, sondern sie lernen ganz selbstverständliche Dinge, die sie nicht kannten: Selbstständigkeit, Verhalten in der Gruppe, Respekt und Dankbarkeit.
Anneke Güldener, die Deutsch und Religion unterrichtet, hat enorme Fortschritte im Verhalten der jungen Menschen durch das regelmäßige Treffen zum Frühstück festgestellt. „Wenn zum Beispiel die Kanne mit dem heißgeliebten Kakao leer ist, gehen die Kinder selbstständig zu den Betreuerinnen in die Küche und sorgen für Nachschub. Sie fragen höflich und bedanken sich, wenn sie etwas bekommen“, erklärt sie. Schulleiterin Sabine Wesemüller hakt ein: „Wenn die Kinder beim Frühstück jemanden ins Herz geschlossen haben, dann zeigen sie das gern. Wenn sie die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen auf dem Schulhof treffen, grüßen oder umarmen sie sie herzlich.“
Nicht nur für die Kinder, auch für die Lehrer ist die Unterstützung mit dem Frühstück vor dem Unterricht ein Segen. Denn dadurch, dass die benachteiligten Mädchen und Jungen zum Start in den Tag etwas Vernünftiges zu essen bekommen, erhöht sich ihre Konzentration erheblich. Sie zappeln nicht mehr unaufmerksam auf ihren Stühlen herum und können dem Unterricht besser folgen. „Das ist großartig, aber schwer messbar“, schränkt Wesemüller ein. „In den Lernstandergebnissen zeigen sich durchs Frühstück nicht unbedingt bessere Ergebnisse. Aber man muss sehen, wie die Kinder hergekommen sind. Wir mussten viele von ihnen erst einmal schulfähig machen.“
Das begann mit dem pünktlichen Erscheinen in der Schule. Der Unterricht startete um 8 Uhr, und viele Kinder schafften es einfach nicht, rechtzeitig in der Klasse zu sein. Das ist, seitdem das Frühstück in der Grundschule eingeführt wurde, anders. Die Jungen und Mädchen freuen sich auf ihre Frühstücksrunde und sind immer rechtzeitig da. Mit einem kleinen Trick hat die Schule es den Schülern sogar noch ein bisschen erleichtert. „Wir haben den Unterrichtet um eine halbe Stunde später auf 8.30 Uhr gelegt“, sagt Lehrerin Andrea Gabriel. „Das hat einen zusätzlichen Effekt, denn die Kinder können jetzt zur gleichen Zeit wie früher kommen und haben trotzdem noch 30 Minuten Zeit, um in Ruhe zu frühstücken.“ Pünktlichkeit ist zwar weiterhin ein Thema, aber die Lehrer brauchen sich nicht mehr um „Zuspät – Kommer“ zu kümmern. Die freiwilligen Senioren und Seniorinnen, die das Frühstück jeden Tag vorbereiten, achten nämlich darauf, dass sich die Kinder rechtzeitig auf den Weg in die Klassenräume machen. Wer sich vertrödelt, der bekommt auch schon mal eine klare Ansage, aber immer mit einem Lächeln, damit er nicht zu spät zum Unterricht kommt.
Auch die Eltern schätzen die Frühstücks-Möglichkeit, die sich ihren Kindern in der Schule durch brotZeit bietet. Sie kümmern sich darum, dass sich ihre Kleinen rechtzeitig auf den Weg machen, damit sie am Frühstück teilnehmen können. „Manche bringen sie sogar persönlich vorbei und bleiben noch ein bisschen, um sich zu unterhalten“, sagt Anneke Guldner.
Für Sabine Wesemüller ist brotZeit „ein Riesengeschenk, für das man gar nicht genug Danke sagen kann“. Dass die regelmäßige Lieferung der frischen Lebensmittel und die Betreuung durch ehrenamtliche Helfer und Helferinnen perfekt funktionieren, ist das Verdienst von Esther Marquardt. Sie ist als Projektleiterin von brotZeit in Hamburg verantwortlich für die Koordination der Lebensmitteltransporte, Auswahl der Betreuer/innen, und sie arbeitet eng mit Schulleitung und Lehrkräften in den Brennpunktschulen zusammen. Die Leiterin der Grundschule Alter Teichweg lobt Marquardts Einsatz: „Es ist alles wahnsinnig gut organisiert. Der Aufwand, den wir haben, ist im Verhältnis zu dem, was wir bekommen, sehr gering. Man bekommt viel mehr, als man sich vorstellen konnte.“

 

So Können Sie helfen

Für Ihre Patenschaft stehen für Sie Commitment Cards zum Download bereit unter https://www.bch.de/club/brotzeit/ Spenden für das Projekt bitte direkt an die Christoph Metzelder Stiftung auf das Konto bei der Sparkasse Essen (IBAN: DE49 3605 0105 0000 4754 75/ BIC SPESDE3EXXX) mit dem Verwendungszweck „brotZeit – Unternehmer für Hamburg“. Das Ziel der Initiative „Unternehmer für Hamburg“ ist, die Behörde für Schule und Berufsbildung in Hamburg zu unterstützen, und eine nachhaltige Hilfestellung für Kinder an zehn Hamburger Schulen zu bieten.

 

 

Text: Achim Schneider Fotos: Martina van Kann