Dr. Jens Baas, 53, ist seit 2011 im Vorstand der Techniker Krankenkasse, seit 2012 Vorsitzender des Vorstands. Davor war er bei der Unternehmensberatung Boston Consulting Group. Als Arzt praktizierte er in den chirurgischen Universitätskliniken Heidelberg und Münster.
Die Coronapandemie – sie ist der Stresstest für unsere Gesellschaft, unsere Wirtschaft und unser Gesundheitswesen. Obwohl wir in Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme weltweit haben, hat Corona uns die Defizite deutlich vor Augen geführt. Die unzureichende Vorbereitung auf eine Pandemie – es fehlte anfangs an Desinfektionsmittel, Mundschutzmasken, Handschuhen – war eine große Herausforderung. Und es zeigte sich noch ein weiterer Mangel: Die fehlende digitale Vernetzung im Gesundheitsbereich, die sich unter anderem in der schwerfälligen Übermittlung von Corona-Testergebnissen widerspiegelte.
Krisenbewältigung erfordert Veränderung. So hat sich auch das Mindset in Sachen Digitalisierung während der Krise geändert. Die Menschen sind offener für technologischen Fortschritt geworden, haben gelernt, welchen Mehrwert er ihnen bringt: Digitale Sprechstunden, elektronische Krankschreibungen und Elektronische-Rezepte – Corona hat uns im Schleudersitz in die Digitalisierung katapultiert. Gerade dieser Ernstfall zeigt uns, welche enormen Chancen in der Digitalisierung zum Wohle der Menschen liegen. Unser Gesundheitssystem braucht die Digitalisierung dringend: Um zukunftsfähig zu werden, um Patienten eine moderne Gesundheitsversorgung zu bieten – und nicht zuletzt, um künftig für Pandemien besser gerüstet zu sein.