CHRISTOPH HOLSTEIN, seit 2015 Staatsrat für den Bereich Sport in Hamburg, über eigene sportliche Aktivitäten, Leuchtturmprojekte und die Strahlkraft einer neuen Olympiabewerbung.

Herr Holstein, wie sportlich ist der Staatsrat für Sport eigentlich selbst?
CHRISTOPH HOLSTEIN: Ziemlich. Ich laufe, mache Fitness, bin Wind- und Kitesurfer. Vor drei Jahren habe ich meinen Dienstwagen abgeschafft, weil ich gemerkt habe, dass mir der körperliche Ausgleich fehlt. Ich fahre wieder mehr Rad. Sport, Bewegung und körperliche Aktivität können viel beitragen zum Lebensgefühl und zur Lebensqualität. Das merke ich täglich an mir selbst.

Wie sportiv ist die Stadt Hamburg?
HOLSTEIN: In einer Studie der Sporthochschule Köln und der Deutschen Krankenversicherung heißt es, Hamburg sei das Bundesland, das körperlich am aktivsten ist. Ich habe schon den Eindruck, dass der Sport in Hamburg sichtbar ist; sowohl was Sportveranstaltungen angeht als auch im Breitensport.

Hamburg zählt neben Metropolen wie Buenos Aires oder Liverpool weltweit zu den neun Städten mit dem Prädikat Active City. Was macht die Active City aus?
HOLSTEIN: Nachdem unsere Olympiabewerbung 2015 gescheitert war, haben wir uns vorgenommen, die Aufwertung, die der Sport damals erfahren hat, zu erhalten. Wir haben uns Gedanken gemacht, wie man den Sport dafür einsetzen kann, eine gute gesellschaftliche Entwicklung in der Großstadt zu erzielen. Herausgekommen ist unsere Bewerbung für die Zertifizierung zur Active City. Als die Nachricht kam, dass wir zertifiziert werden als eine Stadt, in der Sport und Bewegung für das gesamte Zusammenleben eine große Rolle spielt, war die Freude groß.

Wie wird das Projekt Active City mit Leben gefüllt?
HOLSTEIN: Wir haben 232 Ziele festgeschrieben, die wir erreichen wollen. Und Themen, die uns besonders wichtig sind, beispielsweise Sport und Bewegung von Kindern. Jetzt beraten die beteiligten Behörden darüber, wie die Ziele erreicht werden können. Für mich ist das ein echtes Leuchtturmprojekt, das uns die nächsten Jahrzehnte beschäftigen wird. Irgendwann wollen wir dann sagen: Wir sind die sportlichste Stadt Deutschlands!

Ein weiteres Leuchtturmprojekt soll der neue Active City Musterstadtteil Oberbillwerder werden. Wie wird das aussehen?
HOLSTEIN: Der besondere Charakter wird darin bestehen, dem Sport eine große Bedeutung zu geben. Dafür benötigt man einen öffentlichen Raum, der die Menschen animiert, sich gern im Freien aufzuhalten und sich viel zu bewegen. Wir wollen den Leuten die Gelegenheit dazu bieten. Ein reiner Sportstadtteil soll Oberbillwerder nicht werden. Aber einer, in dem Sport und Bewegung zentral sind.

Wie wichtig sind hochklassige Sportveranstaltungen für die Stadt?
HOLSTEIN: Sehr wichtig. Die Active City Strategie sieht vor, in jedem Jahr eine Welt- oder Europameisterschaft in einer populären Sportart in Hamburg zu veranstalten. Diese Ereignisse sind immer auch Anlass, über Hamburg zu berichten. Und auch darüber, wie wichtig der Sport als Wirtschaftsfaktor für die Stadt ist.

Thema Olympia. Sollte Hamburg nochmal einen Anlauf für die Bewerbung wagen?
HOLSTEIN: Derzeit ist die Frage, welche deutsche Stadt oder welche Kombination von Städten in Frage kommen könnten. Der DOSB hat uns gefragt, ob wir uns das vorstellen können. Hamburg ist ein attraktiver Standort, die Infrastruktur funktioniert, die Sportbegeisterung ist groß. Und mit unserem Verständnis vom Sport könnten wir weltweit Vorbild sein. Es wird viele Menschen geben, die sagen: Von euren 232 Zielen sind die Hälfte für uns nicht relevant. Aber die andere Hälfte schauen wir uns genauer an. Das ist okay.

Gespräch: Achim Schneider  Fotos: SK