„Im Urlaub kann ich die Arbeit sehr gut ausblenden, lese keine Mails und gucke nicht die Tagesschau.“

Dr. Kai Gniffke, 58, ist erster Chefredakteur bei ARD aktuell und verantwortlich für die Tagesschau. Sein Arbeitstag beginnt schon morgens am Frühstückstisch mit der Lektüre der vier großen Tageszeitungen Bild, Welt, Süddeutsche und FAZ und endet meist erst nach zwölf Stunden. Im Urlaub aber liest Gniffke keine Mails – und schaut nicht einmal die Tagesschau.

Ehrlich gesagt bin ich eher ein Sommermensch. Aber die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr schätze ich sehr. Ich liebe Weihnachten und feiere das Fest mit großer Leidenschaft – und der ganzen Familie. Einfach ein paar Tage unter dem Weihnachtsbaum sitzen, Kekse essen, ein Glas Rotwein genießen. Viel Zeit mit meiner Frau und meinen beiden Kindern zu verbringen, das mag ich sehr. Eigentlich ist Weihnachten das Schönste am Winter. Der Jahreswechsel ist bei uns eher unaufgeregt. Die Planungen für Silvester schieben wir stets so lange auf, bis wir uns am Ende spontan entscheiden – oder einfach entspannt zu zweit auf dem Sofa feiern. Um komplett abzuschalten, dafür ist die Zeit zwischen den Jahren aber zu kurz. In diesen Tagen schaue ich schon ab und zu in meine Mails und verfolge auch die Nachrichtenlage. In einem zweiwöchigen Urlaub passiert mir das nicht, da kann ich die Arbeit sehr gut ausblenden, lese keine einzige Mail und gucke auch nie die Tagesschau. Fast nie. Das ist im Winter jedoch nicht geplant. Eine kleine Reise dürfte allerdings drin sein, das haben meine Frau und ich im vorigen Jahr auch gemacht. Da waren wir über unseren Hochzeitstag ein paar Tage auf Sylt. Beruflich gehe ich das Jahr 2019 mit einer gehörigen Portion Respekt an: Wir beziehen mit der Tagesschau Ende des Jahres ein neues Gebäude. Dadurch werden sich auch unsere Arbeitsabläufe tiefgehend verändern, was mit einer Menge Arbeit verbunden sein wird. Da ist die Jahreswende wohl die letzte Chance, um noch einmal richtig Luft zu holen. Wenn ich mir das so überlege: Vielleicht sollten wir es doch Silvester krachen lassen.

 

Foto: Martina van Kann