Die Firma GOLDBECK realisiert unter anderem Industriehallen, Parkhäuser, Büro- und Wohngebäude. Anjani Willing, Verkaufsingenieurin der Niederlassung Hamburg, über die Vorteile des Bauens mit System sowie die Digitalisierung des Bauens.

club!: Goldbeck begreift Gebäude als Produkte. Was macht ein Goldbeck-Produkt aus?
Anjani Willing: Das Credo bei der Produktentwicklung ist: ,Wir standardisieren das Unsichtbare und individualisieren das Sichtbare‘. Das heißt, wir erfüllen mit unseren Systembauteilen gewisse Standards, gehen aber in der Planung und bei der Realisierung der Gebäude auch auf individuelle Kundenwünsche ein.

Wie wird ein Gebäude bei Goldbeck realisiert und was bedeutet das für den Kunden?
Alle Prozesse sind klar aufeinander abgestimmt – von der Planung über die Fertigung der Bauelemente bis zur Abwicklung. Der Plan des fertigen Gebäudes ist der Anfang. Unsere eigenen Werke produzieren daraufhin. Das bringt uns einen großen Vorteil im Bauprozess – Stichwort Schnelligkeit.

Goldbeck hat das Bauen mit System etabliert. Ist diese Art des Bauens einer der Gründe für den Erfolg des Unternehmens?
Ortwin Goldbeck hat 1969 mit Stahlbau begonnen und erkannt, wie wichtig es ist, nicht von den Bedingungen des Umfelds wie Wettereinflüssen oder Zulieferern abhängig zu sein. Seine Grundidee war es, möglichst viele Bauelemente in eigenen Werken vorzufertigen und beim Bau trotzdem flexibel zu sein. Diese zukunftsweisende Idee hat das Unternehmen dann auf viele verschiedene Gebäudetypen übertragen.

Welche Vorteile bringt das elementierte Bauen mit System?
Es ist effizient, sicher und wirtschaftlich. Bei Parkhäusern haben wir zum Beispiel einen Eigenfertigungsanteil von über 80 Prozent. Alle Systembauteile werden in unserem tschechischen Werk gefertigt. Die Kolleginnen und Kollegen vor Ort arbeiten hochpräzise in erprobten Prozessen, wodurch wir eine gleichbleibend hohe Qualität gewährleisten können.

Kann der Kunde trotzdem individuelle Wünsche einbringen?
Auf jeden Fall. Dadurch, dass das Unsichtbare systematisiert wird, bleibt viel Raum für sichtbare architektonische Freiheit. Es gibt immer die Möglichkeit, auf besondere Grundstücksgegebenheiten einzugehen. Wenn wir einen Großteil des Gebäudes im System abbilden können, profitiert der Kunde hinsichtlich Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit.

Die Kunden können ihre Wunschimmobilie mit Hilfe von Virtual Reality begehen und erfahren bevor sie gebaut ist…
… und alle sind davon begeistert. Auch hier hilft das System. Da wir alle Bauteile kennen, können wir schnell am Computer den Soll-Zustand eines Gebäudes zeigen. In Europa sind wir der größte Nutzer des CAD-Programms Revit und wenden, Building Information Modeling‘ (BIM) konsequent an. Eine Goldbeck-Einheit im Silicon Valley knüpft außerdem Netzwerke, so dass wir bei zukünftigen Technologiethemen vorne mit dabei sind.

Was macht BIM so besonders?
Die Bau- und Projektleiter auf der Baustelle haben ein Tablet und so immer einen direkten Zugriff auf den aktuellen Stand des 3DModells des Gebäudes. Das System wurde im vergangenen Jahr flächendeckend bei uns eingeführt und erweist sich seitdem immer wieder als äußerst hilfreich. Mittlerweile fordern viele Kunden 3D-Modelle für die Nutzungsphase der Gebäude an.

Worauf kommt es bei der Realisierung hauptsächlich an?
Unsere Gebäude müssen im Sinne des Kunden funktionieren, den gewünschten Nutzen erfüllen. Wir bauen wirtschaftlich, architektonisch ansprechend und, dank unseres Bauprinzips, deutlich ressourcenschonender als der konventionelle Stahlbetonbau.

Welche Immobilien realisiert Goldbeck am häufigsten?
Logistik- und Produktionshallen – im abgelaufenen Geschäftsjahr haben wir 256 Hallen für Logistik, Produktion und Handel an unsere Kunden übergeben.

Gibt es ein Projekt, das Sie gern verwirklichen würden?
Die Nutzung der Brachflächen rund um den Ring Zwei wird für Projektentwickler, Investoren und angesiedelte Unternehmen die größte Herausforderung der nächsten Jahre. Mein persönlicher Wunsch ist, dass wir unseren Wohnungsbau etablieren und bei den Projekten an den Magistralen mitspielen dürfen. Das ist eine große architektonische Aufgabe.

 

KONTAKT
Goldbeck Nord GmbH, Niederlassung Hamburg
Fuhlsbüttler Straße 29a
22305 Hamburg
040 71 37 61-0
hamburg@goldbeck.de
www.goldbeck.de

 

Text: Achim Schneider FOTOS: MARTINA VAN KANN, GOLDBECK