Eigentlich verkauft ANDREAS KÖSTER-CLOBES Kreuzfahrten, aber seit diesem Sommer haben er und seine Geschäftspartner ein weiteres Standbein: Eisdielen. Für Hamburg, Kiel und Lübeck haben sie sich die Franchise-Lizenz für die Eisboutiquen der Marke Amorino gesichert.

Ein Geschäft ist ja nicht immer nur ein Geschäft, sondern manchmal auch eine Verrücktheit, eine Leidenschaft, ein Zufall. Die Idee mit den Eisdielen entstand auf einer entspannten Kreuzfahrt auf dem Mittelmeer im Gespräch mit einem anderen Gast, der zufällig schon in diesem Business tätig war. „Da habe ich gedacht: warum nicht?“, sagt Andreas Köster-Clobes. „Das könnte ein zweites berufliches Standbein sein.“
Nicht, dass er dieses zweite Standbein dringend gebraucht hätte. Denn das erste, das Online-Reisebüro „kreuzfahrtberater.de“, das er zusammen mit seinen Partnern Dr. Friedrich Köster und Malte Köster betreibt, segelt auf Erfolgskurs: 70 Mitarbeiter, mehr als 17 000 Kreuzfahrten im Angebot, Marktführer!
Doch das Neue war zu reizvoll, um die Gelegenheit vorbeiziehen zu lassen. Und deshalb gibt es seit Anfang des Sommers an der Mönckebergstraße 20 die erste Amorino-Eisboutique in Hamburg. Die zweite eröffnet dieser Tage an der Langen Reihe, eine dritte soll an der Osterstraße folgen, weitere in Kiel und Lübeck. Ein ziemlich kräftiges Standbein scheint da zu wachsen.
Aber warum gerade eine Eisdiele? Andreas Köster-Clobes erzählt jetzt die Geschichte der Amorino-Gründer Cristiano Sereni und Paolo Benassi, die sagten: „Wir haben den Eisgeschmack unser Kindheit vermisst. Das wollten wir ändern.“ Und genau darum geht es auch ihm: um richtig gutes Eis. Und im Amorino kann man genau das genießen.
Das geht damit los, dass es im Amorino keine klassischen Eiskugeln gibt. Stattdessen wird das Eis gespachtelt, eine historische italienische Art der Zubereitung. Und die Eisverkäufer sind auch keine Eisverkäufer, sondern Eiskünstler. Aus den vielen Sorten zaubern sie Bouquets, die wie Blumensträuße aussehen. Hmm, lecker. Amorino-Eis, erzählt Köster-Clobes stolz, komme ohne Geschmacks- oder Konservierungsstoffe und ohne Stickstoff für die Haltbarkeit aus. Und das Milcheis werde aus Milch hergestellt und nicht, wie bei vielen anderen, nur noch aus Milchpulver.
Dabei geht der Trend in diesem Sommer eher in Richtung Sorbets, zu diesen wunderbaren Fruchtsorten, die im Amorino mit 30 Prozent weniger Zucker auskommen. Frische Früchte statt Zucker: In einem Liter Mangosorbet etwa stecken sieben Kilo Mango – eingekauft auf einer privaten Plantage in Indien nach Fair Trade-Regeln.
Tatsächlich ist das Amorino auch eine internationale Geschichte. Das Eis wird hergestellt in einer französischen Manufaktur in Paris nach alten italienischen Rezepten, die Waffeln kommen aus Belgien. Zweimal in der Woche hält der Kühlwagen an der Mönckebergstraße. Dann kommt das Eis sofort in eine im Keller gelegene, minus 34 Grad kalte Kühlkammer, wo es – wenn nötig – sogar mehrere Monate frisch bleiben kann. Zwei Tage bevor das Eis verkauft werden soll, wird es in einen anderen Kühlschrank umgelagert, der nur noch minus zwölf Grad kalt ist, eine Art Aufwachraum für Eis. Erst dann kann man es genießen.
Für Andreas Köster-Clobes ist sein Amorino aber nicht nur Liebe zum Eis, sondern natürlich auch ein Geschäftsmodell. Eisblumen herstellen kann er selbst gar nicht, das überlässt er den Künstlern hinter der Theke. Köster-Clobes: „Ich kümmere mich um die Kasse. Mit Geld umgehen kann ich besser.“ Sein neues Business liegt ohnehin im Trend. Dass in der Hamburger Food-Szene immer mehr Ketten beziehungsweise Franchise-Konzepte eröffnen, ist nicht zu übersehen. Dehoga-Landesgeschäftsführerin Ulrike von Albedyll weiß, dass Systemgastronomie alle Altersgruppen anspreche, insbesondere junges Publikum. Und Dirk Block, der sechs Franchise-Filialen der italienischen Kette L’ Osteria betreibt, sagt: „Die Deutschen setzen auf Sicherheit, auch wenn sie essen gehen. Das zeichnet Markengastronomie aus, hier weiß der Gast, was ihn erwartet.“ Gleichbleibende Qualität und das Vertrauen in die Produkte seien die Vorzüge. Auch im Amorino sind Qualität und Hygiene oberstes Gebot. Wer sich nicht dran hält, wird bestraft und muss die Ware teurer einkaufen. Das will niemand.
Und im Winter? Kein Problem, sagt Köster-Clobes und bittet gleich wieder an die Eistheke. Da lagern nämlich auch ganz köstliche Macrons. Und hinter der Theke werden Crepes und Waffeln hergestellt, und eine Espressomaschine im Wert eines mittleren Kleinwagens wartet darauf, italienische Kaffeebohnen zu mahlen und durchs Sieb zu pressen. „Wenn erst einmal die Geschäftsleute aus der Umgebung bemerken, dass es bei uns exzellenten Kaffee gibt, wird der Laden auch im Winter gut gefüllt sein“, sagt Köster- Clobes. Noch ein Eis?

 

Text: Andreas Eckhoff Fotos: Martina van Kann