Die NORDAKADEMIE bietet im Sinne des LIFELONG LEARNING viele Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Das Führungstrio über Fachkräftemangel, Digital Leadership und die Hochschule der Zukunft.

Ständige Weiterbildung im Sinne von „Lifelong Learning“ wird immer wichtiger – auch, um gute Mitarbeiter zu finden und zu halten. club! beleuchtet das Thema in einer Serie aus verschiedenen Perspektiven und in Kooperation mit der NORDAKADEMIE. In den vergangenen Ausgaben kamen bereits ein Unternehmen sowie ein dual Studierender zu Wort. Diesmal ist die Hochschule selbst an der Reihe. Sie bietet in Zusammenarbeit mit aktuell 350 Unternehmen duale Bachelorstudiengänge und darüberhinaus berufsbegleitende Masterstudiengänge sowie Weiterbildungs- und Zertifikatskurse an.

Herr Prof. Dr. Behringer, Herr Fülscher, Herr Meier, alle Welt klagt über Fachkräftemangel. Sie bilden derzeit über 2000 Studierende in Wirtschaftsthemen aus. Wie sehen Sie die Situation?
Christoph Fülscher: Es fehlen vor allem IT-Fachkräfte. Das merken wir an allen Fronten. Interessant ist aber auch der indirekte Fachkräftemangel, über den kaum jemand spricht.

Was bedeutet das genau?
Fülscher: Dass zum Beispiel ein Betriebswirt von morgen fundierteres Fachwissen aus der IT besitzen muss. Das führt zur Notwendigkeit, dass Wissen ständig und lebenslang aufzufrischen ist. Initiiert durch die Digitalisierung entsteht so etwas wie ein Fachkräftemangel, wenn man sich nicht weiterbildet: Die Kraft ist da, aber es fehlt das Wissen, um Dinge umzusetzen und richtige Entscheidungen zu treffen. Gerade in der Wirtschaft sind falsche Entscheidungen fatal. Als Hochschule der Wirtschaft unterstützen wir Unternehmen dabei, Mitarbeiter auf künftige Herausforderungen vorzubereiten.

Inwiefern?
Prof. Dr. Stefan Behringer: Wir bieten unter anderem einzelne Weiterbildungskurse an. Nicht jeder möchte einen ganzen Studiengang absolvieren. Ein Beispiel ist der Zertifikatskurs „Professional Software Development“, quasi ein Grundkurs im Programmieren. Ohne dieses Wissen geht es in vielen Bereichen, zum Beispiel Logistik, heute nicht mehr.

Wie können Firmen Fachkräfteengpässe vermeiden?
Jörg Meier: Sie sollten im ersten Schritt systematisch analysieren, in welchem Zeitraum sie welchen Fachkräftebedarf haben. Ansonsten entsteht kurzfristiger Bedarf, der schwierig zu decken ist.

Viele Führungskräfte scheuen die Digitalisierung. Ist „Digital Leadership“ ein Thema in Ihrer Lehre?
Fülscher: Wir bieten das Thema unter anderem in der Vorlesung „Digital Business“ an. Doch die Teilnehmerzahlen des Wahlmoduls sind ernüchternd, obwohl das ein Zukunftsthema ist. Wir merken zudem, dass viele Unternehmen die digitalen Geschäftsmodelle in der Gesamtheit als integrative Transformation gesamter Prozesse noch nicht in Gänze verstanden haben. In einer Studie 2017 sagte ein Großteil der Führungskräfte, dass sie Digital Leadership abdecken, in Wahrheit waren es nur 26 Prozent.

Also könnten viele ältere Führungskräfte Weiterbildungskurse gebrauchen?
Behringer: In jedem Fall. Leider ist die Nachfrage gering, die kommt eher von jüngeren. Das liegt auch an der Schwellenangst, an eine Hochschule zurückzukehren. Fülscher: Beim Thema Digitalisierung müssten die Firmen viel aktiver sein. Es heißt nicht umsonst, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern Zeit verloren hat. Meier: Das liegt aber nicht an der Nationalität, sondern an den Köpfen. Viele Leute, die Entscheidungen treffen, haben offensichtlich nicht gelernt, in Chancen zu denken, sondern in Risiken. Das hat nichts mit Technik oder Digitalisierung zu tun, das ist eine Geisteshaltung.

Wie sieht eigentlich die Hochschule der Zukunft aus?
Behringer: Ich denke, dass die klassische Präsenzlehre weiter im Mittelpunkt stehen, drumherum sich aber enorm viel verändern wird – auch durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Meier: Diese könnte man in der gesamten Administration einsetzen. Auch, um Prüfungen abzunehmen, Klausuren zu korrigieren. Die Digitalisierung wird auch Werkzeuge liefern, die den Unterricht dadurch verbessern, dass viel mehr auf unterschiedliche Lerngeschwindigkeiten Rücksicht genommen werden kann.

 

 

Gespräch: Nina Schwarz Fotos: Martina van Kann