„Ich bin kein Fußballfan, eher ein Betrachter. Wenn ich Spiele anschaue, dann aus der Taktikperspektive.“

Rudi Kargus, 70, ist Kunstmaler – und ein ehemaliger Bundesligatorhüter des HSV. Seine neuesten, spektakulären Bilder stellt er am 4. Februar 2023 bei Feinkunstkrüger in Hamburg aus. Inspiration war ihm Ende des Jahres nach Corona endlich wieder der Besuch der Biennale in seiner Lieblingsstadt Venedig: „Immer ein besonderes Erlebnis.“

Derzeit bin ich ganz für mich. Ein schönes Gefühl, denn es bedeutet, Zeit zu haben, um im Atelier zu arbeiten. Darauf freue ich mich in den kommenden Wochen sehr. Im Sommer hatte ich in Stade eine große Ausstellung, was für mich so etwas wie Festspielwochen sind. Anstrengend, aber auch bereichernd. Zu Beginn des neuen Jahres stelle ich erneut aus. Diesmal in Hamburg. Natürlich habe ich schon Exponate ausgesucht, aber es wird auch einen neuen Zyklus geben, an dem ich bereits arbeite.

Viele Themen meiner Bilder speisen sich aus meinem ersten Leben und den Gefühlen, die ich damals selten bewusst wahrgenommen habe. Ich male keine Fußballbilder, aber ich versuche darzustellen, was gewisse Situationen, beispielsweise die Präsentation vor großen Auditorien, mit mir gemacht haben. Das ist meine Art der Selbstreflexion, jene Momente, in denen ich über mich und meine Geschichte nachdenke – und sie in meinen Bildern darstelle.

Diese Phase zwischen zwei Ausstellungen, ich nenne sie Zwischenzeit, genieße ich also sehr, vor allem seit ich 70 geworden bin. Natürlich ist es nur eine Zahl, aber ich habe das Gefühl, die Zeit läuft mir weg und desto wichtiger ist mir, sie zu nutzen.

Sowieso bemühe ich mich, mein Leben intensiv und reflektiv zu erleben. Körperlich, indem ich mich fit halte. Wenn man zwei neue Hüften und ein künstliches Kniegelenk hat, gehören regelmäßiges Stretching sowie Muskel- und Ausdauertraining zum Alltag. Und mental, indem ich bewusst genieße. Als Mensch mit einer romantischen Ader freue ich mich deshalb auch auf Weihnachten und das Miteinander mit meiner Familie.

FOTO: MARTINA VAN KANN