Mehr als 15 Jahre tingelte Jörg Borrmann als professioneller Zauberer durch Deutschland. Jetzt hat er sich gegenüber den Docks von Blohm+Voss einen Traum erfüllt: ein eigenes Zaubertheater, in dem er die Menschen mit seiner Kunst verzaubern will.

Die Zauberei hatte es Jörg Borrmann schon früh angetan. Als kleiner Junge wünschte er sich nichts sehnlicher als einen Zauberkasten. Doch das Angebot in seiner Heimatstadt Meißen war nicht gerade üppig. „Es gab den kleinen Zauberkasten mit 55 Zaubertricks und den großen mit 99 Zaubertricks. Doch in dem großen waren auch die Tricks des ersten Kastens enthalten“, erzählt Borrmann mit einem Lächeln. Das einschneidendste Erlebnis in seinem jungen Zaubererleben hatte er, als er ein Buch über die Zauberei geschenkt bekam. „Das war nicht irgendein Buch, sondern es war ‚Das Handbuch der Magie von Jochen Zmeck‘, sagt er. Das 1978 erschienene Buch gilt heute noch für alle angehenden Zauberer, die in den Magischen Zirkel von Deutschland (MZvD) aufgenommen werden wollen, als Standardwerk.
Trotz seines Faibles für die Magie hatte Jörg Borrmann aber immer ein ganz anderes Berufsziel vor Augen: „Ich wollte immer Polizist werden.“ Und so kam es auch. Nach dem Mauerfall bewarb er sich bei der Polizeischule in der Hansestadt und wurde angenommen. „Ich hätte auch nach Stuttgart gehen können, aber für mich kam immer nur Hamburg infrage“, sagt Borrmann. Mittlerweile hat sich der 40-Jährige bis zum Kommissar hochgearbeitet. Der Job als Polizist macht ihm Spaß und er möchte ihn nicht missen. Genauso wie die Zauberei, die er trotz seines Hauptjobs niemals aufgegeben hat. Im Gegenteil: Die Anzahl der Engagements stieg in den vergangenen Jahren auf bis zu 150 Auftritte – in zwölf Monaten. Seit 15 Jahren verzückt Borrmann als Profizauberer die Menschen auf Firmenevents, Weihnachtsfeiern oder bei privaten Partys und Kindergeburtstagen. An seinen ersten bezahlten Auftritt erinnert sich der Fußballfan genau. „Das war im Jugendclub und ich habe 20 Mark dafür bekommen“, sagt er.
Schnell sprachen sich seine Künste herum und Borrmann bekam Engagements in ganz Deutschland. „Hier im Norden ist nicht so viel los, im Süden ist das ganz anders. Dort haben die Zauberer richtig zu tun“, sagt er. Doch die Reiserei quer durch die Republik wurde ihm zu viel. Außerdem schwirrte da immer noch die Idee eines eigenen Kunstheaters in seinem Kopf herum. Und in diesem Jahr war es endlich soweit. Gemeinsam mit Freundin Maren eröffnete er im Februar das Wunderkontor, das vis-à-vis der Schiffsdocks von Blohm+Voss beheimatet ist.
„Mit dem Zaubertheater habe ich mir einen Traum erfüllt“, sagt Borrmann. „Ich wollte etwas Eigenes haben, wo die Leute hinkommen.“ Bis zu 70 Gäste finden in dem kuscheligen Raum mit kleiner Bühne und roten Vorhängen Platz. Die Vorführungen sind Klassiker aus der Zauberwelt – zum Beispiel mit Seil und Ringen. Aber der Zauberer gibt jedem Trick seine eigene Note. „Zaubern ist wie Klavierspielen“, sagt er. „Man hat alle Noten zur Verfügung und komponiert daraus etwas Eigenes.“ Der Mietvertrag läuft über fünf Jahre. In dieser Zeit will Jörg Borrmann sein Wunderkontor in der Stadt etablieren.
Wenn das nicht klappt, hat der umtriebige Unternehmer neben der Arbeit als Polizeikommissar ein weiteres Standbein, das bereits etabliert ist. Mit einem Partner betreibt er eine Künstleragentur, die Musicaldarsteller in ganz Europa managt. Wie er das noch schafft? „Das geht schon. Immer wenn ich im Auto sitze, mache ich die Besprechungen mit meinem Partner. Wir haben 25 Musicaldarsteller, vermitteln aber auch alles, was mit dem ,Galabereich‘ zu tun hat. Das geht von Jongleuren und Pantomimen bis hin zu Streichquartetten oder Irish Folk Bands. Das ist klassische Agenturarbeit und es läuft gut.“
Das erhofft sich der Magier natürlich auch von seiner Herzensangelegenheit, dem Zaubertheater. Jörg Borrmann möchte die Leute mit seinen Kunststücken aus dem Alltag herausholen und „vom Stress befreien“. Für ihn ist die Zauberei Entertainment. „Ich will Leute zum Lachen und Staunen bringen“, sagt er. Dass er mit dem riesigen Kulturangebot in der Stadt starke Konkurrenz hat, ist ihm bewusst, macht ihm aber nichts aus. „Die Leute kommen hier in eine andere Welt und können mal wieder Kind sein“, sagt er. Einfach zauberhaft.

 

Kontakt
Wunderkontor – Jörg Borrmann
Sankt Pauli Fischmarkt 20
20359 Hamburg
Tel: 040 20 97 55 55
info@wunderkontor.de
www.wunderkontor.de

 

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Text: Achim Schneider Foto: Martina van Kann