Als das Wirtschaftsmagazin Impulse eingestellt werden sollte, hatte Chefredakteur DR. NIKOLAUS FÖRSTER die Wahl zwischen Abfindung kassieren und etwas Neues suchen oder einen Verlag zu gründen und das Magazin selbst herauszugeben.

Nikolaus Förster ist Verlagschef und Chefredakteur des Magazins Impulse in einer Person.

Er macht als Jungunternehmer einen durchaus zufriedenen Eindruck. Hier in seinem neuen Büro, dass durch das Gewirr von Manuskripten, Verträgen, Büchern und Geschäftsunterlagen so aussieht, als arbeite Nikolaus Förster schon seit Ewigkeiten in diesen vier Wänden. Dabei ist es gar nicht so lange her, da hatte er keine Ahnung, dass er mit „seiner“ Redaktion in diesem fein restaurierten und modernisierten Industriehof in der Hammerbrookstraße landen würden.

Dr. Nikolaus Förster war als Chefredakteur des Unternehmermagazins Impulse bei der Gruner + Jahr AG in einer Situation, in der man sich wenig Sorgen zu machen braucht. „Als Chefredakteur bekam ich ein gutes Gehalt, hatte einen Dienstwagen und war de facto unkündbar. Das war eine perfekte Position“, blickt er zurück. Bis zum Oktober 2012. Da gab die Gruner + Jahr AG bekannt, dass sie die Financial Times Deutschland und alle weiteren Wirtschaftstitel einstellen würde. Ein Schock für über 300 Mitarbeiter – und für die Impulse-Redaktion.

Es gab zwei Szenarien für Chefredakteur Förster und sein Magazin: Entweder „alles wird dicht gemacht“ und alle Mitarbeiter sind ihren Arbeitsplatz los oder der Titel wird verkauft und man blickt in eine ungewisse Zukunft. Das war der Moment, in dem Förster sich entscheiden musste, ob er als Unternehmer selbst das Magazin Impulse herausbringen oder es sich mit einer „ordentlichen Abfindung“ erst einmal gut gehen lassen wollte. „Es ist ja nicht so, dass man so etwas plant im Leben. Ich musste mir klar werden, ob ich bereit bin, das Risiko einzugehen und selbst den Hut in den Ring zu werfen“, erinnert er sich.

Dann ging alles rasend schnell. Er setzte sich mit Anwälten zusammen, um einen Schlachtplan zu entwickeln. Eine neue Erfahrung für den Journalisten: „Für mich war es die Riesenchance. Aber wenn ich nicht an die Marke und an mein Team geglaubt hätte, dann hätte ich diesen Schritt niemals gemacht.“ Nach vielen Gesprächen mit Familie und Freunden über Zahlen, Konzepte, Abwägen von Vor- und Nachteilen sah Nikolaus Förster gute Chancen, einen Verlag zu gründen und in eigener Regie zu führen. „Da bin ich zum Vorstand von Gruner + Jahr gegangen und habe gesagt, dass ich das machen wolle“, sagt er. Die Herren des Vorstands staunten nicht schlecht. Ein Management-Buyout mit dem Chefredakteur eines Magazins hatte es vorher noch nicht beim Verlag am Baumwall gegeben.

Dass das Management-Buyout nicht ohne Risiko ist, war Nikolaus Förster bewusst. Natürlich ging es ums Geld. „Warum hat Gruner + Jahr die Wirtschaftstitel eingestellt? Weil damit kein Geld verdient wurde“, so seine Analyse. Die sinkenden Verkaufszahlen sind kein tolles Investment – ganz im Gegenteil“, sagt er. Und weiter: „Die größte Herausforderung bei einem Startup-Unternehmen ist natürlich, dass man genügend Liquidität hat.“

Zu seiner überraschung gab es gleich mehrere Geldgeber, die sein Projekt unterstützen wollten. „Zum Schluss hatte ich die Qual der Wahl“, sagt er stolz. Der neue Verlagschef entschied sich für Dirk Möhrle, Mitglied der Inhaberfamilie und ehemaliger Geschäftsführer der Max Bahr-Kette, „weil er nicht der klassische Finanzinvestor ist, sondern weil er das Objekt spannend findet“. Möhrle stieg als Minderheitsgesellschafter ein und sorgte so dafür, dass das Startup-Unternehmen finanziell abgesichert ist.

Allerdings: Geld verdienen muss er als Unternehmer auch. Schließlich hat er ein Team von 30 Mitarbeitern, die bezahlt werden wollen. „Wir müssen das Geschäftsmodell zum Laufen bringen“, sagt er. Deshalb will der promovierte Literaturwissenschaftler neue Geschäftsfelder kreieren. Förster sieht sich als Dienstleister. „Wir wollen den Unternehmen neue Impulse geben“, so der Medienmann. Eine erste Idee sind Trainingsreisen zu Firmen in die USA für Unternehmer, damit diese sich vom Management der Amerikaner etwas abschauen können.

Die erste Reise begleitet Jungunternehmer Nikolaus Förster übrigens persönlich. „Ich bin jetzt nicht nur Chefredakteur von Impulse, sondern ebenso ein Unternehmer wie die anderen Teilnehmer der Reise. Da kann ich bestimmt noch einiges lernen.“

 

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Text: Achim Schneider Fotos: Martina van Kann