Ein Leben für die Kreuzschifffahrt und die Familie – geht das? Vertriebschefin TINA KIRFEL von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten bringt beides unter einen Hut. Und fühlt sich sehr wohl dabei.

Wenn Tina Kirfel, so wie hier am Elbstrand in Övelgönne, den Duft des Wassers einatmen kann, dann fühlt sich die überzeugte Seefahrerin wohl.

Für Tina Kirfel war es Liebe auf den ersten Blick. Nach der Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau hatte sie sich für einen Job bei Phönix-Reisen in Bonn entschieden. Bevor sie richtig loslegen konnte, sagte ihr Chef: „Du musst erst einmal ein Schiff kennenlernen.“ Mit dem Auto ging es von Bonn nach Bremerhaven. Als sie den Anleger im Hafen erreichte, machte es Klick bei der jungen Frau. „Wir kamen an, ich sah das Schiff und wusste sofort: Das ist es. Das machst Du jetzt!“

Von jenem Moment an hatte sie das Meer gepackt. „Das Reisen mit diesen großen und schönen Schiffen hat etwas von Entdeckertum“, sagt sie. Zu entdecken gab es auf den Kreuzfahrtschiffen viele Dinge, zum Ausprobieren auch. Die eine oder andere Beschäftigung hatte zuweilen etwas von Pionierarbeit. Neben Showexkursionen, Sportprogrammen und anderen Dingen hat Tina Kirfel auch das Bordfernsehen gemacht. Für sie eine spannende Geschichte. „Zu der Zeit war das Internet noch nicht so verbreitet. Also mussten wir uns die Nachrichten über Satellit besorgen und haben sie dann vor der TV-Kamera vorgelesen. Das war ein bisschen wie Dagmar Berghoff für Arme“, schmunzelt Kirfel.

Mittlerweile arbeitet die 45-Jährige seit zwölf Jahren für Hapag- Lloyd Kreuzfahrten, den Topanbieter von Luxusreisen auf dem Meer – meistens allerdings an Land. Tina Kirfel leitet den Vertrieb und das Vertriebsmarketing bei der renommierten Reederei. Der Kreuzfahrtprofil beschreibt die Kernaufgabe so: „Ich kümmere mich um alles, was mit Verkauf und Begeisterung für unser Produkt zu tun hat.“ Dabei wird die Managerin von mehr als einhundert Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen unterstützt. „Wir beschäftigen uns ausschließlich mit Reisen im Luxusbereich. Wir müssen uns mit Luxuskunden auseinandersetzen, die Ansprechpartner auf Augenhöhe haben möchten.“ Die Vertriebsfrau sorgt dafür, dass ihre Mitarbeiter dem Anspruch gerecht werden. Das Führen von so vielen Mitarbeitern ist für die zweifache Mutter eine spannende Herausforderung.

Eigentlich kann es kaum besser laufen für Tina Kirfel – guter Job, gutes Team, gutes Leben. Wenn da nicht die dauernde Pendelei zwischen ihrem Arbeitsort in Hamburg und dem Zuhause in Bonn wäre. „Das mache ich nun schon seit 12 Jahren“, verrät sie. „Aber ich versuche, nicht länger als 3 bis 4 Tage weg zu sein, damit ich genügend Zeit mit meinem Mann Thomas und meinen beiden Kindern Philipp und Jonas verbringen kann.“ Kirfel gelingt der Spagat zwischen dem Leben als Businessfrau und Mutter. Sie sieht sogar Vorteile darin. „Für mich, die in der Woche viele Entscheidungen treffen und sich immer wieder durchboxen muss, ist es gut, wenn ich nach Hause komme und den Hebel in eine andere Richtung legen kann“, erklärt sie.

Tina Kirfel bedauert, dass es nicht mehr Frauen mit Kindern in Führungspositionen gibt. „Ich bin bei uns die einzige Frau in der Führungsebene, die Kinder hat“, sagt sie. Dabei gewinnen ihrer Meinung nach Frauen mit Kindern ein hohes Maß an sozialer Kompetenz, die den Mitarbeitern zugute kommt. „Leider reagiert die Gesellschaft immer noch komisch wenn erfolgreiche Frauen schwanger werden. Das war bei mir auch so“, erinnert sie sich.

Natürlich gibt es Gedankenspiele, dass Ehemann und Jungen ebenfalls in den Norden ziehen. Doch bis jetzt konnten sie sich nicht zum Wechsel durchringen. „Es ist auch nicht so einfach, die gesamte Familie einfach woanders hinzuverpflanzen. Vor allem für die Kinder nicht.“ Deshalb geht das Leben erst einmal weiter – kreuz und quer. Zumindest so lange Mutter Kirfel bei Hapag- Lloyd beschäftig ist.

Und wenn nicht? Ein Leben ohne Schifffahrt kann sich Tina Kirfel nicht vorstellen. „Ich bin jetzt so lange bei Hapag-Lloyd Kreuzfahrten, weil das für mich noch echte Seefahrt ist“, sagt sie. Eine andere Reederei kommt nicht in Frage: „Wenn ich einmal einen anderen Job mache, dann nicht in der Kreuzfahrt.“

 

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Text: Achim Schneider Foto: Tina Kirfel