CHRISTIAN VON BISMARCK hat sich auf den Umbau alter Baudenkmäler spezialisiert. Bei seiner Arbeit im Spannungsfeld von Vergangenheit und Zukunft versucht er, eine Verbindung zu schaffen zwischen Alt und Neu und den einzigartigen Charakter historischer Gebäude zu bewahren.
Christian von Bismarck in einem seiner Werke: im Borselhof in Altona. Das alte Gießereigebäude erweckte er 1993 zu neuem Leben.
Ob Prinzenpalast in Saudi-Arabien, Privatvilla in Kalifornien oder Brauereigebäude in Afrika – als Architekt hat Christian von Bismarck an vielen Flecken dieser Erde seine Spuren hinterlassen. Ein Ort aber mit einer ganz besonderen Bedeutung liegt nur einen kurzen Spaziergang von seinem Büro in Altona entfernt: an der Ecke Borselstraße/Völckerstraße. Hier steht der Borselhof, ein altes Gießereigebäude, das später eine Gabelstapler- Werkstatt war und heute Büros und Ateliers beherbergt. „Richtungsweisend“ sei dieses Projekt für ihn gewesen, erzählt der Mann, dessen Ururgroßonkel der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck war. Mitte der 90er Jahre gestaltete er den Borselhof um und entdeckte dabei ein neues Betätigungsfeld, das inzwischen zur Leidenschaft geworden ist: den Umbau alter Industriedenkmäler. Heute füllen die Umbauprojekte des Büros von Bismarck ganze Bücher, die der Inhaber stolz durchblättert und präsentiert. Darin finden sich bautechnische Perlen wie eine ehemalige Schokoladenfabrik in der Wendenstraße, eine alte Molkerei in Berlin und ein denkmalgeschützter Bauernhof in Italien, dem er ein neues Leben als Ferienhaus bescherte.
Entscheidendes Ziel seiner Arbeit: im Spannungsverhältnis zwischen Vergangenheit und Zukunft eine Verbindung zu schaffen und in einen „Dialog zu treten zwischen Neuem und Altem“, erklärt von Bismarck. Für ihn geht es stets darum, sich der Moderne mit ihren Veränderungen anzupassen, aber auch „die Unverwechselbarkeit eines Ortes zu erhalten“. „Genius loci“ nennt er das und schwärmt von dem einzigartigen Charakter und der Magie der alten Bauwerke, denen er neue Funktionen verleiht. Heute seien viele Orte „gesichtslos“ und „austauschbar“, kritisiert er. „Dabei darf man den Gebäuden ruhig ansehen, wie viele Ideen, wie viel Liebe und Intensität hineingeflossen ist.“ Bauten à la von Bismarck müssen mit diesen Dingen reich gefüllt sein. Denn wenn der Baumeister von seinen Projekten erzählt, spürt man sofort die große Wertschätzung und Begeisterung, die er jedem einzelnen dieser alten Schätze entgegenbringt. Kleine Unregelmäßigkeiten im Bauwerk merzt er nicht aus, sondern bewahrt und integriert sie in das neu entstehende Konstrukt, da sie für ihn „wie Narben in einem Gesicht“ sind.
Schon mit zwölf wusste Christian von Bismarck, dass er Architekt werden wollte. Nach dem Studium in Aachen folgten Jobs für Büros in London, Hamburg und Bremen – und jede Menge Auslandsaufträge. „Das war total spannend“, erzählt er, „ich war schon immer neugierig auf die Welt.“ Ende der 80er Jahre, als erst die Hochzeit und später die Kinder kamen, konzentrierte er sich verstärkt auf Bauvorhaben in der näheren Umgebung. Entgegen manchem Architekten-Vorurteil sei er „keine Primadonna“, sagt Christian von Bismark und lächelt. Keiner, der versucht, mit übertriebenem Ehrgeiz seine Ideen durchzusetzen. Vielmehr genießt er die Zusammenarbeit mit Menschen, die Kommunikation und das Gefühl, gemeinsam etwas zu schaffen. „Die Leute sind glücklich, wenn sie teilhaben und sich mit ihrem Bauwerk identifizieren können.“ Einzig sein Perfektionismus – „der macht es manchmal anstrengend, mit mir selbst zu leben“. Und während der Architekt von Bismarck oft mit baulichen Großkalibern zu tun hat, wohnt der Privatmann bescheidener. Mit seiner Frau genießt er das Lebensgefühl und die zentrale Lage in einer Mietwohnung in Eppendorf. Vierter Stock, Altbau.
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Christian von Bismarck
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