Die Welt sehen und mit ihr handeln. ALEXANDER STENZEL gelang mit Keramik- Fliesen die Globalisierung seines eigenen Lebens. Getreu seinem Motto „Es gibt immer einen Weg“ ist der weltweite Importeur nun auch ein heimischer Produzent geworden.

Wollte man Alexander Stenzels persönlichen Werdegang und seinen Berufsweg in einem kurzen Satz zusammenfassen, könnte man sagen: Nachdem er die Welt gesehen hatte, begann er mit ihr Handel zu treiben. Weil das jedoch zu sehr nach einer abgeschlossenen Entwicklung klingt, wird dieser Satz erst wahr, wenn man sein Lebensmotto hinzufügt: „Es gibt immer einen Weg.“ Unausgesprochen liegt darin: Den man noch entdecken kann.
In seinen jungen Jahren Rucksackreisen nach Süd- und Mittelamerika, Arabische Staaten, Asien. Mit achtundzwanzig Jahren Prokurist und Verkaufsleiter als Außenhandelskaufmann. Job gekündigt, Flugticket gekauft, Rucksack gepackt – und los. Eine Reise um die Welt. Mit der Freundin, die dann seine Frau wurde. Als nach einem Jahr rund dreißig Flugtickets abgeflogen waren, zurück in den Job. Das war jedoch nur eine Zwischenstation auf dem Weg zur Globalisierung seines eigenen Lebens. 2003 gründete er in Winsen an der Luhe, damals noch mit einem Partner, sein eigenes Unternehmen: T-trading – weltweiter Import von schönen Fliesen. Bald folgte die erste Berufsreise nach China, wo er heute eine Beteiligung unterhält.
Fliesen aus Brasilien, Abu Dhabi, China, Malaysia – importiert und an den deutschen Großhandel weiterverkauft. „Aber auch in die Schweiz, nach England, Benelux. Und sogar nach Italien, obwohl die dort selber sehr schöne Fliesen herstellen.“
Als Alexander Stenzel mit 21 Jahren Abitur gemacht hatte, wollte er nicht studieren, „sondern etwas Konkretes“. Allerdings ohne einen konkreten Berufswunsch zu haben. Am konkretesten war seine Neugierde auf die Welt. Zum ersten Mal ausgelebt als 17-jähriger Schüler: ein Jahr an einer Highschool in Syracuse, zwischen New York City und den Niagara-Fällen. „Davon profitiere ich heute noch.“
Der Beruf Außenhandelskaufmann berührte genau diese Unruhe und Neugierde, die er in sich spürte. Als er 1992 seine Lehre zum klassischen Groß- und Außenhandelskaufmann bei Raab Karcher begann, ahnte er nicht, dass er vor dem Baustoff seines Lebens stand. Fliesen – das war bis dahin für ihn ein Baumaterial wie Zement oder Gipskarton. Ihre Bedeutung als Design und ästhetisches Element, das Lebensgefühle berühren kann, ging ihm erst auf, „als ich jeden Tag mit Fliesen zu tun hatte“.
Wenn er heute als Herr über zwei Millionen Quadratmeter Fliesen, die Fläche des Zwergstaats Monaco, ganz geschäftsmäßig sagt, sein Unternehmen könne jede Fliese liefern, die vom Konsumenten nachgefragt werde, verbessert er sich sogleich, weil er im Zusammenhang mit Fliesen den Begriff „Konsument“ nicht mag. Er ziele zu sehr auf das rein Geschäftliche. „Dabei verkaufen wir doch ein dekoratives Produkt an Menschen, die damit ihre Wohnumgebung verschönern möchten.“
Es gibt immer einen Weg, auch wenn er auf den ersten Blick abwegig erscheint. Zum Beispiel, dass ein Fliesenimporteur das Werk eines Fliesenherstellers übernimmt. Doch im vergangenen Sommer führte ihn ein solcher Weg nach Boizenburg an der Elbe. Dort übernahm er „Boizenburg Fliesen“, einen über Jahrzehnte führenden deutschen Fliesenhersteller. Aus seiner Importfirma T-trading und dem genau einhundert Jahre früher gegründeten Traditionsunternehmen entstand ein neuer Marktbegriff: „Keramische Partnerschaft Boizenburg“.
Ihren ersten erfolgreichen Messeauftritt auf der „Cersaie“ in Bologna hat sie bereits hinter sich. T-trading und die „Keramische Partnerschaft Boizenburg“ sind zwar getrennte Unternehmen, räumlich jedoch befinden sie sich inzwischen auf einem Gelände von rund 25 Hektar unter einem Dach. Der Unternehmensstandort Winsen an der Luhe wurde aufgegeben.
„Ich muss sagen, es hat einen gewissen Charme gehabt, eine solche traditionsreiche Marke wie Boizenburg wieder auf die Füße zu stellen“, erklärt Alexander Stenzel. Charme war das eine. Doch genau genommen war es eine logische Ergänzung zu seiner weltweit agierenden Importfirma T-tile. „In unseren Lagern liegen Importe aus allen Ländern der Welt, aber eine deutsche Produktion – so etwas haben wir noch nicht gehabt. Es gibt nichts in der Wohnkeramik, das wir nicht liefern können.“
Think global, act local! In dieser Zeit weltweit großer Unsicherheit ist ihm wichtig, dass der Produktionsstandort Deutschland auch für die Fliese wieder an Bedeutung gewinnt. Nicht zuletzt aus Verantwortung für das Label „Made in Germany“.
Es gibt immer einen Weg. „Ich wollte schon immer“, beginnt Alexander Stenzel einen Gedanken, bricht ihn ab, hält inne. Und dann kommt alles, was in diesem Augenblick noch ungesagt ist, in dem Bekenntnis des Reisenden aus Leidenschaft zusammen: „Also, ich bin noch nicht angekommen.“

 

KONTAKT
Boizenburg Fliesen GmbH
Bahnhofstraße 13
19258 Boizenburg
Tel: 038847 2 2-0
info@boizenburg-fliesen.de
www.boizenburg-fliesen.de

 

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Text: Uwe Prieser Foto: Martina van Kann