Als GEORG PLATE sich für den Beruf des Wirtschaftsingenieurs interessierte, fristete der ein Schattendasein: „kein richtiger Kaufmann, kein richtiger Ingenieur“, hieß es. Heute bildet seine „Nordakademie“ gesuchte Nachwuchskräfte aus.

Ein Mann und sein „Bildungswerk“: Professor Dr. Georg Plate ist Gründer der „Nordakademie“ in Elmshorn – einer privaten Hochschule für Wirtschaft.

Wenn sich ein Wesenszug der eigenen Persönlichkeit auf dem Spezialgebiet eines Berufsfeldes ausdrücken und verwirklichen kann, braucht man zu seinem Glück eigentlich nur noch den dazu passenden Beruf zu ergreifen. An jenem Tag, als Georg Plate die Wochenend- Ausgabe der FAZ aufschlug und sich die Stellenangebote ansah, war ihm dieser Wesenszug noch nicht bewusst. Außerdem wusste er weder, was er werden, noch was er studieren sollte.

„Da gab es relativ viele Angebote für Wirtschaftsingenieure“, erinnert er sich. „Und da mich Technik interessierte, ich aber eher jemand bin, der in die Breite schaut, wollte ich nicht zu speziell studieren. Diese Kombination von Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaft fand ich deshalb sehr interessant.“ Also wurde er Wirtschaftsingenieur. Später kam noch Wirtschaftspädagogik hinzu, denn „irgendwie gefiel es mir, anderen etwas beizubringen“.

Wirtschaftsingenieur war damals mit dem Vorurteil belastet, nicht Fisch und nicht Fleisch zu sein: kein richtiger Ingenieur, kein richtiger Kaufmann. „Ich habe ihn, wenn ich gefragt wurde, was ist das eigentlich? immer mit einer Ente verglichen“, erzählt er vergnügt. „Ein Tier, das nicht so toll schwimmen kann, nicht besonders gut laufen oder toll fliegen kann. Doch in der Summe der Eigenschaften ist es ein sehr nützliches Tier.“

Überdies ist es außerordentlich erfolgreich in der Besetzung von Lebensräumen, denn es ist „vielseitig und nicht durch Spezialisierung festgelegt und eingegrenzt“. Und mit dieser Beschreibung kehrt Georg Plate aus der Ornithologie zum Profil des Wirtschaftsingenieurs zurück.

Als Wirtschaftsingenieur hatte er mit Betriebswirtschaftslehre zu tun. In der BWL gibt es den Sonderbereich „Konstitutive Entscheidungen“. Vereinfacht bedeutet dieser komplexe Begriff: „Entscheidungen, die in die Zukunft weisen und damit das eigene Handeln bestimmen“. Es wurde sein Fachgebiet, auf dem sich einer seiner Wesenszüge in Handlungen konkretisieren konnte. Denn „konstitutive Entscheidungen“ standen nicht nur auf seinem Unterrichtsplan als Dozent. Mit ihnen hat er sein Leben geformt und schließlich eine private Hochschule für Wirtschaft gegründet, die „Nordakademie“ in Elmshorn.

Wer heute auf den Campus der „Nordakademie“ kommt, betritt eine Parklandschaft, die eine halbe Welt von jenem schmucklosen Gebäude am Bahnhof von Pinneberg entfernt ist, wo der Prof. Dr. Georg Plate 1992 als Gründungsrektor dieser privaten Hochschule „so etwas wie eine Vision“ verwirklicht hatte.

An einem Nachmittag in jenen Gründungsjahren entdeckte er an einem Straßenrand eine schmale Einfahrt, „hinter der man viel Grünes sah“. Er betrat das etwas heruntergekommene, von Brennnesseln und Gebüsch überwucherte Gelände – und erblickte in seiner Vorstellung den künftigen Campus der „Nordakademie“. Die daraufhin fällige „konstitutive Entscheidung“ beruhte ebenfalls auf einem seiner Wesenszüge: „Wenn ich mir etwas vorstellen kann, dann kann ich es auch verwirklichen.“

Wie die private Hochschule, die er vier Jahre zuvor gegen Widerstände und unter zahllosen Auflagen gegründet hatte. Als eine von Unternehmen getragene Hochschule brauchte sie die staatliche Anerkennung. Doch der Staat war eher dagegen. Motto: Die Wirtschaft kann keine Hochschule gründen.

Was man sich vorstellen kann, das kann man auch verwirklichen. Bald erklomm die „Nordakademie“ eine Spitzenposition im dualen Ausbildungssystem. Zwar ist sie als gemeinnützig anerkannt, erhält jedoch, weil privat, keine staatlichen Zuschüsse – und muss sich deshalb in einem ungleichen Wettbewerb behaupten. Georg Plate: „Wir verkaufen Bildung auf einem Markt, auf dem unser Hauptkonkurrent, die staatlichen Hochschulen, seine Leistung kostenlos anbieten kann.“ Eine unternehmerische Ausnahmesituation, die sich allein über die Qualität des Angebots bewältigen lässt – und mit „konstitutiven Entscheidungen“, die diese Qualitäten etablieren und sichern.

Im April dieses Jahres wurde die „Nordakademie“ als eine der ersten deutschen Hochschulen mit dem internationalen Gütesiegel der „Systemakkreditierung“ ausgezeichnet. Das Qualitätsmanagement der Hochschule wurde für so gut befunden, dass sie die von ihr selbst designten Studiengänge ohne die übliche Kontrolle durch eine Akkreditierungsagentur (eine Art Hochschul-TÜV) selbst akkreditieren darf. Plate: „Das ist so, als wenn Sie sich die TÜV-Plakette selbst aufs Auto kleben dürfen.“

Die Doppelfunktion als Präsident der Hochschule und Vorstandsvorsitzender ihrer Trägergesellschaft lässt Georg Plate zwar keine Zeit mehr, noch selbst zu unterrichten, gibt ihm jedoch viel Raum für „konstitutive Entscheidungen“, um seine Vorstellungen von einer idealen Unternehmensführung zu verwirklichen: „Sehr gute Leute aussuchen und sie in Ruhe und Frieden ergebnisorientiert tätig werden lassen.“

 

KONTAKT
Nordakademie
Köllner Chaussee 11
25337 Elmshorn
Tel: 04121 40 90-0
www.nordakademie.de

 

 

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Text: Uwe Prieser Foto: Martina van Kann