ALEXANDER FREIHERR VON SPOERCKEN betreibt die „Demokratisierung“ einer Sportart, um möglichst vielen Menschen dieses Natur- und Bewegungserlebnis zugänglich machen: Golf für alle!
Es gibt nicht viele Menschen wie Alexander Freiherr von Spoercken, deren Lebens- und Gedankenwelt von zwei Ereignissen beeinflusst wurden, die sich beinahe gleichzeitig vor rund 200 Jahren zutrugen. Und die nichts miteinander zu tun hatten: 1776 wird nördlich von Lüneburg das Barockschloss Lüdersburg errichtet. In London veröffentlicht der Sozialphilosoph Adam Smith seine bahnbrechende Untersuchung über „Das Wesen und die Ursachen des Reichtums der Nationen“.
Schloss Lüdersburg wird der Herrschaftssitz der Adelsfamilie von Spoercken. Das Werk von Smith fällt 200 Jahre später dem angehenden Wirtschaftswissenschaftler von Spoercken bei seinem Studium an der berühmten Universität UCLA in Los Angeles in die Hände – und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Es ist ein Werk, das sich mit neuartigen Ideen gegen rückst.ndige Dogmen wandte. Zwei Jahrzehnte später, Ende der achtziger Jahre, beginnt sein eigener Kampf gegen von der Zeit überholte Dogmen: Alexander von Spoercken wird mit seinen neuen Ideen zur Verbreitung des Golfsports zum „Revolutionär“. Er macht sich an die Aufgabe, „den Golfsport zu demokratisieren“.
Das bedeutet: Vereinfachung des Zugangs zu diesem Sport mit dem Ziel: keine Platzreifeprüfungen mehr, keine Clubausweise, erschwingliche Preise. Golf für jedermann. „Vielen Golfclubs ist jedoch nicht daran gelegen, dass dieser Sport für neue Zielgruppen zugänglich gemacht wird, weil diese vielleicht in ihrem Verhalten, ihrer sozialen Herkunft anders sind“, sagt er. Für das Establishment im Deutschen Golfverband sei er deshalb „so etwas wie ein Terrorist“, hat er einmal in einem Interview geäußert. Mit der „Clubhaus AG“, deren Vorstandsvorsitzender er ist, hat von Spoercken neue Wege auf die Golf Greens im Land bereitet, die weder von sozialen Schranken noch von finanziellen Hürden verstellt werden. Rund 10 000 Mitglieder gehen sie bereits; auf seinen Golfanlagen in Lüdersburg, Stuttgart und Köln oder mit seinen Mitgliedschaftsmodellen, die er auch mit Unternehmenspartnern wie Karstadt oder Tchibo in großem Stil vertreibt. Fragt man den heute 64 Jahre alten Freiherrn, wann und wie er das Golfspiel für sich entdeckte, antwortet er gern: „Ich entdecke es jeden Tag, an dem ich spiele.“ Ein Bekenntnis mit leidenschaftlichem Anklang, das allerdings einen ganz pragmatischen Ursprung hat.
Und der führt wieder in das Jahr 1776 zurück, zum Schloss Lüdersburg. Zurückgekehrt aus den USA und aus London, wo er nach dem Master-Abschluss seines Studiums als Investmentbanker gearbeitet hatte, sah von Spoercken in den achtziger Jahren, dass sich das Schloss keineswegs in herrschaftlichem Zustand befand. Und er erkannte die Notwendigkeit, „den Familienbesitz in Lüdersburg rentabler zu gestalten“. Es war die Zeit, in der Bernhard Langer zu einem Golfer der absoluten Weltspitze aufstieg. Golf wurde in Deutschland neu wahrgenommen. Also baute von Spoercken einen Golfplatz. Später kam ein zweiter hinzu – und heute ist Schloss Lüdersburg eines der renommiertesten Golf Resorts in Deutschland.
„Golf war damals eine Option“, sagt er. „Die Mauer stand noch. Berlin war eine Insel. Durch unsere Nähe zur Zonengrenze waren wir der Club, der am dichtesten an Berlin lag, und so bekamen wir ein großes Kontingent Berliner Mitglieder. Da kam also einiges zusammen.“ Die ersten Schläge machte von Spoercken eigentlich nur, um als Bauherr eines Golfplatzes auf seinem Familienbesitz mitreden zu können. Er ahnte nicht, dass er von nun an, körperlich wie mental, einem unbestechlichen Indikator seiner eigenen Verfassung ausgeliefert sein würde: Er wiegt knapp 50 Gramm, ist aus Hartplastik gemacht und besitzt die vollendete Form einer Kugel – der Golfball. „Man muss zunächst nicht so viel über Golf wissen. Man muss von sich selber etwas wissen.“ Alexander von Spoercken erlebt diesen Grundsatz des ehemaligen Teaching Pro Bob Toski aus Florida jedes Mal selbst. Golf ist für ihn ein Weg zur inneren Balance.
Wie man den Ball schlägt, so fliegt er. Wie man ihn aber trifft, hängt wesentlich von der körperlich-geistigen Verfassung ab, in der man sich gerade befindet. Ungeduld, übertriebener Wille, innere Unruhe des Spielers, Mangel an Einsatz und Konzentration – der Ball quittiert es mit seinem Flug. Und der Spieler erfährt dabei seinen Abstand von der Vollkommenheit. Auf dem Grün und in sich selbst.
Wenn von Spoercken durch die hohe Halle des Herrenhauses von Schloss Lüdersburg geht, empfindet er manchmal Stolz „hier zu Hause zu sein“. So etwas sei heute doch selten geworden. Ein Gemälde an der Wand zeigt den Fähnrich Otto von Spoercken vom Königlich Sächsischen Gardereiterregiment mitten im Schlachtgetümmel. Es ist sein Ur-Großvater.
Für sein Leben ist das historischer Hintergrund. „Man ist in gewisser Weise stolz auf die Familie, auf die Vorfahren“, sagt er. Sein Nachsatz bringt ihn jedoch augenblicklich in die Gegenwart zurück: „Sofern sie etwas Besonderes geleistet haben.“ 1776 wurde das Herrenhaus in Lüdersburg errichtet. „Aber das lebt im Heute und nicht im Gestern“, sagt Alexander von Spoercken. Es hätte ein Zitat aus dem Werk von Adam Smith sein können.
Kontakt
ClubHAuS AG
Schloss Lüdersburg
Lüdersburger Straße 21
21379 Lüdersburg
Tel: 04139 6970 0
www.clubhaus.de
www.schloss-luedersburg.de
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Text: Uwe Prieser Foto: Oliver Hardt