Harald Baumgarten hat schon hunderte von Kilometern Kabel in Schiffen verlegen lassen. Doch der General Manager von Wärtsilä SAM Electronics beschäftigt sich vor allem mit Digitalisierung. Denn auch im Schiffbau spielt die heute eine entscheidende Rolle.

Smart Home kennt mittlerweile jeder. Harald Baumgarten ist aber auf dem Smart Ship zu Hause. Der Diplom-Ingenieur ist General Manager Systems & Solutions bei Wärtsilä SAM Electronics. Das Unternehmen kümmert sich um alle elektronischen Belange beim Bau eines Schiffs – von Jachten bis zu Kreuzfahrtschiffen. Baumgarten sieht viele Parallelen zu den Entwicklungen in anderen Fertigungsbereichen: „Das ist Digitalisierung, das ist Industrie 4.0. Wie kann ich Abläufe auf dem Schiff besser planen und steuern? Es geht wie im Smart Home darum, Kommunikations- und Massendatenverarbeitungssysteme zu nutzen – mit Datenauswertung und smarten Analysen.“
Wärtsilä ist ein finnischer Konzern, der im Schiff- und Kraftwerkbau tätig ist. SAM Electronics dagegen ist vom Selbstverständnis her ein Hamburger Unternehmen, dessen Ursprünge in den 50er Jahren liegen. Seit Anfang dieses Jahres ist Baumgarten bei SAM Electronics, einer Firma, in der er schon von 2003 bis 2007 gearbeitet hat. Er muss kurz überlegen, bevor er auflisten kann, zu welchen Konzernen das Unternehmen bereits gehörte „AEG, DASA, Vulkan, Rheinmetall, ein Private Equity-Unternehmen, L3 Communications und schließlich Wärtsilä.“
Am Geschäftsfeld hat sich durch die wechselnden Besitzverhältnissen nichts geändert: „Wir haben ein paar Kernprodukte, in denen wir viel entwickeln und erfolgreich sind: Brücke, Automation, Radar, Überwachung.“ Wie das in der heutigen Zeit aussieht, zeigt er in einem Demonstrationsraum. Mehrere Leitstände mit Bildschirmen und Bedienflächen stehen nebeneinander. Eine nachempfundene Schiffsbrücke, von einem Steuerrad weit und breit nichts zu sehen: „Die Seekarten aus Papier, die man früher ausgebreitet hat, gibt es heute nicht mehr. Das läuft alles über Computer.“
Ein weiterer zentraler Bereich ist Dynamic Positioning, mit dem Schiffe sich automatisiert auf einer Position halten können: „In Ölfeldern müssen Versorgungsschiffe eine bestimmte DP-Klasse erfüllen, da sie schlecht Anker werfen können und auch bei Seegang dicht an die Bohrinsel zum Be- und Entladen ran müssen. Das ist schon anspruchsvoll, auf einen halben Meter genau mit einem Schiff, das sich in drei Dimensionen bewegt.“
Eine Affinität zur See hatte der 1964 geborene Hamburger schon immer. Doch dass er auch beruflich etwas mit der Schifffahrt machen wollte, realisierte Baumgarten erst 1989 auf dem 800sten Hafengeburtstag: „Ich war total fasziniert von den Schiffen und wollte gar nicht mehr weg. Meine Freunde aus Süddeutschland konnten das nicht nachvollziehen.“ Auf dem Wasser ist er selbst aber nur begleitend: „Ich bin begeisterter Mitsegler.“
Der gelernte Elektriker machte Fachabitur und studierte an der Fachhochschule in Hamburg. Als Projekt Manager arbeitete er auf der ganzen Welt: In Norwegen, China, Singapur und den Niederlanden. Seine Frau wusste, worauf sie sich bei der Trauung einließ: „Bei der Hochzeit war schon klar, dass ich nach Norwegen gehe. Aus den geplanten drei bis fünf Jahren wurden dann doch neun.“ Am besten gefiel es Baumgarten in Singapur: „Da ist alles sehr strukturiert, und es gibt eine sehr herzliche internationale Gemeinde, in der wir schnell Anschluss gefunden haben.“ Doch auch China hatte es ihm angetan: „Ein faszinierendes Land, in dem unglaublich viel passiert. Aber die Luftverschmutzung in Schanghai war für das Leben mit einem Kleinkind alles andere als ideal.“
Die Rückkehr nach Hamburg war nicht zwingend geplant, ergab sich aber aus dem Ende des Projekts in Singapur: „Da hieß es zurück nach Europa, und wir sagten uns, wenn Europa, dann doch wieder gleich nach Hamburg.“ Die bevorstehende Einschulung der Tochter war ein weiterer Punkt.
Und Harald Baumgarten kann seine Dauerkarte für die Haupttribüne des FC St. Pauli endlich wieder regelmäßig nutzen. Die hatte er auch während der Jahre im Ausland für jede Saison: „Doch da war ich in der Regel nur bei einem Spiel im Jahr am Millerntor.“

 

Kontakt
Wärtsilä SAM Electronics GmbH
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Text: Jörg Mucke Foto: Martina van Kann