DR. THOMAS FENNER  hat turbulente Wochen hinter sich. Als Chef des Fenner Labors hat er in der Krise um die Killerbakterien fast rund um die Uhr gearbeitet.

Ein Mann und seine Bakterien: im Labor von Dr. Thomas Fenner werden täglich unzählige Plastikschälchen mit Bakterienkulturen analysiert (o.).

Man kann gar nichts dagegen tun, dass einen dieses leicht mulmige Gefühl beschleicht, wenn man den Arbeitsplatz von Dr. Thomas Fenner betritt. Der 53-Jährige Wissenschaftler hat in diesem Sommer unfreiwillig eine gewisse Berühmtheit erlangt. Als einer der renommierten Fachärzte für Mikrobiologie hat Fenner in seinem Labor Jagd auf die lebensbedrohenden EHEC-Bakterien gemacht. Aus einer Schublade fingert er zur Begrüßung einen weiß-blauen Mundschutz hervor. „Den benutzen Sie aber am besten erst, wenn Sie nachher durch die Stadt nach Hause gehen“, sagt Fenner und lächelt. „Da ist die Gefahr, dass Bakterien oder Viren Sie angreifen, größer als hier bei uns im Labor.“

Das Labor. Es ist das Leben von Thomas Fenner, und der Mann ist dafür familiär disponiert. Gerade hat das Unternehmen seinen 60. Geburtstag gefeiert. Schon der Vater führte den Betrieb und „am zweiten Weihnachtstag ging es immer ins Labor, Bakterien analysieren“. Heute leitet Fenner zusammen mit seinem zwölf Jahre älteren Bruder und seiner Frau das Labor, für das mittlerweile mehr als 150 Spezialisten an fünf Standorten in Norddeutschland arbeiten. Dabei ist das letzte in Hamburg ansässige, privat geführte Großlabor nicht nur tödlichen Keimen wie den EHEC-Bakterien auf der Spur, sondern untersucht auch Gewebe nach Tumorzellen, Blut auf Fette und Zucker, impft Reisende gegen Gelbfieber und andere tropische Krankheiten oder bietet eine Umweltsprechstunde an. Da wird es dann schon mal kriminologisch, erzählt Fenner, „wenn jemand behauptet, sein Nachbar würde Gift in sein Haus leiten. Da müssen Sie dann sehen, ob der Mann einen an der Waffel hat oder ein nachbarschaftlich-medizinisches Problem.“ Auch ein Nachweis, ob etwa eine Wandfarbe für gesundheitliche Probleme verantwortlich sein kann, ist Laborarbeit und oft eine knifflige Tüftelei. „Das ist der Reiz des Jobs“, sagt „Tatort“-Fan Fenner.

Im Labor liegen hunderte von Bakterienkulturen in runden Plastikschalen; in einem Brutofen wachsen weitere heran. Wie sie sich auf bestimmten Nährböden und in der Wärme des Ofens verhalten, ermöglicht den Wissenschaftlern die Diagnose. Im Fenner Labor wird sieben Tage die Woche gearbeitet. „Die Bakterien schlafen ja nicht“, sagt Fenner.

Wie er so erzählt, könnte man meinen, die Bakterien und er seien Freunde. Tatsächlich ist es natürlich eher eine zweckgebundene Symbiose. Er habe aber Respekt davor, dass „wir uns diese Welt sensibel miteinander teilen müssen“, sagt Fenner, „denn diese kleinen Dinger sind in der Lage, mir und Ihnen blitzschnell den Garaus zu machen“. Sie sind nämlich in der Überzahl. Allein im Darm trägt ein gesunder Mensch mehrere Milliarden Bakterien durchs Leben. Normalerweise helfen sie bei der Verdauung, aber sobald sie entarten, resistent werden oder etwas tun, was sie nicht tun sollten, entstehen Probleme. „Würden wir alle Bakterien auf der Welt sichtbar machen“, sagt Fenner, „dann wären wir Menschen einsam. Dann wären wir auf dieser Welt nur noch Einzelgänger.“

Die Sorge der Wissenschaftler ist, dass dieses Gleichgewicht der Systeme auseinanderbrechen könnte. Die schon jetzt wachsende Zahl so genannter Multiresistenzen von Bakterien gibt Anlass zu Besorgnis. Eine „tickende Zeitbombe“, sagt Fenner, denn sobald Antibiotika nicht mehr wirken, seien die Mediziner machtlos. Der Lebensstil in Europa sei der Hauptgrund für diese Entwicklung. Dass Tiere Antibiotika als Nahrungsergänzung erhalten, damit sie mehr Fleisch hergäben, hält Fenner für unverantwortlich. Aber auch, dass Antibiotika unverhältnismäßig schnell beim kleinsten Schnupfen verschrieben werden, trüge dazu bei, dass ein Mensch irgendwann auf wichtige Medikamente nicht mehr reagiere. Die EHEC-Krise könnte ein erstes Zeichen dafür sein.

Wie entspannt sich ein Mann wie Fenner von seinem aufreibenden Job. „Ach“, sagt er, „ich bin ja kein Typ, der zu besonderer Aufregung neigt.“ Sein Ausgleich ist der Sport. Er spielt Tennis, er segelt mit seiner Jolle gern auf der Elbe, und zur Arbeit fährt er die 14 Kilometer zwischen seinem Wohnort Blankenese und dem Labor in der Bergstraße mit dem Mountainbike.

So ist er auch zum Business Club Hamburg gekommen. Zuerst hat ihm die weiße Villa gefallen, als er daran vorbeiradelte. Dann hat er ein paar Veranstaltungen besucht. Und dann ist er Mitglied geworden.

Dem Mediziner Dr. Thomas Fenner kann man dieser Tage nur wünschen, dass er und seine Kollegen die kleinen bösen Biester in unserer Welt im Zaum halten mögen. Beim Abschied bietet er noch einen Spritzer aus der Desinfektionflasche an, den man natürlich ganz und gar nicht ablehnen mag. Nein, das ist natürlich keine Angst. Aber besser ist besser.

Kontakt

Labor Fenner
Bergstraße 14
20091 Hamburg
Tel.:040 309 55-0
fennerlabor@fennerlabor.de
www.fennerlabor.de
 

 

bch_hh_4c_1 Informationen zum Programm des Business Club Hamburg bekommen Sie hier.

 

Text: Andreas Eckhoff  Fotos: Nicola Rübenberg