Mit Mitte Zwanzig ist Michael Davies nach Deutschland gekommen – und bis heute geblieben. Seit fast 40 Jahren arbeitet der gebürtige Engländer für die Reederei Deutsche Afrika-Linien, seine Aufgabe: volle Containerschiffe.

Von seinem Schreibtisch aus hat Michael Davies wohl den schönsten Blick auf das Ergebnis seiner Arbeit. Aus seinem Bürofenster in der Palmaille schaut er direkt auf die Elbe, wo die großen Containerschiffe manövrieren. Ab und zu ist auch eins der Deutsche Afrika-Linien (DAL) dabei. Das verantwortet Davies dann höchstpersönlich. Wenn es voll beladen ist, haben er und sein Team einen guten Job gemacht.
Seit 38 Jahren arbeitet Davies nun schon für die traditionelle Reederei, gut die Hälfte der Firmengeschichte hat er mitgeschrieben. Im Jahr 1942 erwarb der Reeder John T. Essberger die Rechte am Liniendienst nach Afrika und baute die deutsche Handelsflotte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf. Das war die Geburtsstunde der heutigen DAL. Heute wird das Familienunternehmen bereits in dritter Generation geführt, für die beiden jüngsten hat Davies gearbeitet – „und die vierte wird gerade herangezogen“, sagt er. Ob er auch die noch bedienstet? Da will sich der 64-Jährige nicht festlegen.
Ein paar Jahre möchte er in seinem Beruf aber noch arbeiten, sagt Davies: „Ich habe große Lust auf die Arbeit, es macht viel Spaß.“ Seine braun-blauen Augen funkeln dabei so sehr, dass es leicht fällt, ihm diese Worte zu glauben. Den leichten britischen Akzent können aber auch sie nicht überstrahlen. „Ich komme aus England und bin ein Mitbringsel meiner Frau“, sagt er – und verpackt auch diesen Satz in ein zufriedenes Lächeln, als wolle er zeigen: Und das ist gut so. Davies ist in London geboren und aufgewachsen, zur Schule gegangen und später dann zur Universität. Geographie und Volkswirtschaft waren seine Fächer. „Daher kommt auch das Interesse an der Schifffahrt“, sagt er, ohne aber sein Studium darauf ausgerichtet zu haben: „das hat sich ergeben.“ Wie sich so vieles ergeben hat in seinem Leben, seit dem Tag, an dem er seine Frau kennengelernt hat.
Als junger Mann genoss Davies das Leben in London, die verrückte Zeit in den Siebzigern. „Ich habe alles erlebt, was man erleben konnte“, sagt er darüber. Neben dem Studium machte er eine Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann und arbeitete für eine Auslandsvertretung von Hapag Lloyd. Dort traf er auf seine Frau. Sie arbeitete für das Hamburger Logistikunternehmen – und war für drei Jahre nach London versetzt worden. „Es war für sie nicht möglich, länger zu bleiben. Also musste ich mich entscheiden: folge ich der Liebe oder soll ich es lieber lassen“, erinnert sich Davies. Er ist ihr gefolgt. Zunächst für ein halbes Jahr, so lang kam er als Praktikant bei Hapag Lloyd unter. „Ich war damals 26 und wusste nicht, wie lange ich bleiben würde“, sagt Davies: „Das war die Zeit, um zu schauen: Gefällt es oder gefällt es nicht.“ Es gefiel. Aus den sechs Monaten im Jahr 1978 sind bis heute fast 40 Jahre geworden. Davies hat geheiratet, ein Haus gebaut, ist Vater von zwei Söhnen, Hundebesitzer – und Deutscher. Nur beim Fußball, wenn Deutschland gegen England spielt, „schlägt mein Herz für mein Mutterland“, sagt er: „In meinen Adern fließt britisches Blut.“
Das Blut in den Adern, den Akzent auf der Zunge. Aber Kontakt in seine Heimat hat Davies kaum noch. Gleich nach dem Praktikum bei Hapag Lloyd hat er bei DAL angefangen – und ist dort in verschiedenen Positionen immer weiter aufgestiegen. Seit 2008 leitet er das Trade Management. Das ist die Abteilung, die dafür sorgt, dass auf einem Schiff möglichst viele Container zu möglichst guten Konditionen transportiert werden. „Auf diese Weise bin ich verantwortlich für alle Containertransporte der DAL“, sagt Davies. Die kleine Sprachbarriere war im internationalen Reeder-Geschäft übrigens nie eine echte Hürde. Mit einem Augenzwinkern gibt Davies aber zu: „Wenn ich gewusst hätte, dass ich mein Leben in Deutschland verbringen werde, hätte ich im Unterricht besser aufgepasst.“ Dieser Satz wiederum gelingt ihm völlig akzentfrei.

 

Kontakt
DAL Deutsche Afrika-Linien GmbH Co. KG
Palmaille 45
22767 Hamburg
040 3 80 16-3 92
michael.davies@rantzau.de
www.dal.biz

 

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Text: Alexander Siebert Foto: Martina van Kann