Beim Volksbank Mittelstands-Talk mit Alexander Otto sollte es ums neue Einkaufen im digitalen Zeitalter gehen. Der Unternehmer sprach aber auch über Privates und Familie – und sein großes Engagement für Stadt und Gesellschaft.

Mit seiner Firma ECE versucht Alexander Otto, das Einkaufserlebnis in den großen Centern digitaler zu machen. Beispielsweise damit, dass eine App Kunden durch die Passagen führt, ihnen Geschäfte vorschlägt oder das Parkticket bezahlt. Alles, was man dafür braucht, ist ein Smartphone.

Als Alexander Otto beim Volksbank Mittelstands-Talk im Business Club Hamburg zu Gast war, brauchte niemand sein Smartphone. Für Moderator Matthias Wolk ist das ein Indikator dafür, ob ein Vortrag interessant ist oder langweilig. Hier war das Ergebnis eindeutig: „Keiner war bei WhatsApp unterwegs, hat Mails gecheckt oder Nachrichten gelesen. Alle waren gebannt von dem, was Alexander Otto erzählt hat“, so der Fernsehmoderator und Journalist. „Es war unterhaltsam und frisch, das hat Spaß gemacht“, fand auch sein Gesprächspartner.
Dabei klang das Thema des Volksbank Mittelstands-Talks eher nicht nach großen Emotionen: Das neue Einkaufen im digitalen Zeitalter. Als Geschäftsführer der ECE Projektmanagement GmbH konnte Otto natürlich jede Menge dazu liefern. „Die Digitalisierung sehe ich auch aus Sicht des stationären Handels als Chance – nicht als Bedrohung“, sagt er. Die Grenzen zwischen Online- und Offline-Handel würden verschwimmen und „als ECE versuchen wir, die neuen Technologien für unsere Center zu nutzen“, erklärt Otto – „ob das Center-Apps, social media-Kanäle oder 3D-Wegeleitsysteme sind“. Derartige Features testet ECE derzeit in drei Centern in Hamburg, Essen und Istanbul. „In diesen ‚Future Labs’ wird experimentiert und ausprobiert. Was ankommt, wird auf weitere Center ausgerollt, was floppt, lassen wir wieder“, so Otto. Diesen Rat gab er weiter: Versuche vieles, aber wenn du merkst, dass das Geschäft nicht läuft, dann zieh dich schnell wieder zurück.
„Wer so einen hochkarätigen Gast hat, will auch mehr über den Menschen erfahren“, so Wolk. Der jüngste Sohn des Versandhausgründers Werner Otto hat erzählt, wie er in das Familienunternehmen hereingewachsen ist. Hat über Berufliches aber auch Privates gesprochen. „Ich glaube, meine Kindheit in Garmisch war gar nicht so anders als in ‚normalen’ Familien“, sagt Otto, der, nachdem sein Vater aus dem operativen Geschäft ausgestiegen ist, mit nach Bayern gezogen und dort aufgewachsen ist: „Geprägt haben mich die Reisen mit meinem Vater durch die USA, wo wir uns Shopping-Center und Büro- Immobilien angesehen haben.“ Wichtig sei es aber auch immer schon gewesen, der Gesellschaft etwas zurück zu geben. „Die Haltung meiner Eltern führe ich gerne fort“, so Otto. Also ging es auch um sein Engagement in der Kunsthalle, deren Umbau mit einer 15-Millionen-Euro-Spende der Dorit & Alexander Otto Stiftung erst möglich war. Genau wie der Bau des HSV-Campus, ein Leistungszentrum für den HSV-Nachwuchs, den Otto mit 10 Millionen Euro unterstützt.
Auch die Grenze zwischen Mensch und Unternehmer Alexander Otto verschwimmt. So hat der 49-Jähirge erzählt, wie er bei ECE das „Du“ eingeführt hat, im Sinne einer wandelnden Unternehmenskultur. „Wir erleben bei ECE, wie das Du das Leben einfacher macht – ohne, dass man Respekt verliert“, sagt er. Für Wolk eine Steilvorlage: „Herr Otto, wir kennen uns jetzt schon eine Stunde“, begann der Moderator: „haben uns nett unterhalten, es gibt so viele Parallelen: Ich bin der Matze.“ Sein Gesprächspartner stand auf, gab ihm die Hand und erwiderte: „Ich bin Alex.“ Dann war es still. Bis Otto die Frage nach Schnaps stellte, um Brüderschaft trinken zu können. Spätestens da war das Eis für einen guten Abend gebrochen.

 

Text: Alexander Siebert Fotos: Martina van Kann