Vorhang auf für den zweiten Akt der neuen Kulturreihe, bei der Musiker und Künstler auf der Bühne des Business Club Musik machen oder aus Büchern vorlesen. Diesmal ist der deutschirische Sänger Liam Blaney zu Gast, um den Zuhörern mit seinen Songs einzuheizen.

Bis zu den Knöcheln steckt schnell im Sumpf alter Klischees, wer über den norwegischen Jazz oder die polyphonen Gesänge der Korsen schreibt. Und wer sich in die Songs des Irish Folk begibt, dem reicht der Schlick gern auch mal bis zu den Knien. Liam Blaney kennt das Schauspiel, er wurde zwar im schleswig-holsteinischen Glückstadt geboren, allerdings als Sohn eines irisch-deutschen Paares. Und dann ist er auch noch Sänger geworden.
Für seinen Auftritt im Business Club muss sich deshalb aber niemand auf die Schnelle noch mit einem Wollpullover von der grünen Insel versorgen, denn das Repertoire des mittlerweile in Berlin lebenden Künstlers spannt weite Bögen und reicht vom Blues über Americana und akustischen Rock bis, dann eben doch, in den Irish Folk. Seit er als 15-Jähriger 2006 mit seinem gleichaltrigen Freund Ben Heuer mit der Musik begann, hat sie ihn bereits bis nach Kapstadt verschlagen. Einer Millionengemeinde aber ist Blaney erstmals bekannt geworden, als er ein als Risiko berüchtigtes Wagnis unternahm und bei „The Voice of Germany“ auftrat.
Bereut hat er das keineswegs, zumal seine Teilnahme, wie Blaney sagt, „das Resultat einer tatsächlich strategischen Überlegung war. Ich wollte diese Plattform nutzen, auch weil es die einzige dieser Art ist, die man ernst nehmen kann. Alle anderen haben nicht das, vorsichtig gesagt, entsprechende Profil.“ Also habe er sich für The Voice beworben, „die haben mich angenommen und alles ist so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte“. Für ihn, so Blaney, „folgten etwa auch Anfragen aus der Hörspiel-Branche. Alle meine Erfahrungen sprechen für die These, dass eine Teilnahme hier eher förderlich als womöglich schädlich ist.“
Das bestätigt auch sein langjähriger Bühnenpartner Ben Heuer, mit dem Blaney beim Business Club spielen wird. „Wir hatten vorher schon über diese Möglichkeit gesprochen, aber als Liam das dann wirklich machte, war ich etwas überrascht. Aber letztlich habe ich ihn unterstützt“, er sei bei all seinen Auftritten dabei gewesen, im Backstage-Team, „ich hatte sogar so etwas wie einen Gastauftritt.“ Nur ihrer üblichen Bühnenshow mussten die beiden hier entsagen. Was sie spielen, steht vor ihren Konzerten nämlich nicht unbedingt auf einer Liste. „Kommt auch darauf an, wo ich gerade bin“, sagt Blaney, „wenn ich in einem Irish Pub spiele, erwarten die Leute natürlich – Irish Music. In einem Kulturhaus gibt es die bunte Mischung und dort spielen wir, wonach uns gerade ist. Da gibt es dann auch mal die Country-Version von Britney Spears’ ‚Toxic’. Kommt eigentlich immer gut an.“ Heuer nickt, „manchmal wünschen sich die Leute auch bestimmte Sachen, die Location und die Atmosphäre nehmen ebenfalls Einfluss auf die Songs. Wir spielen ab und zu einen Song auch einfach deshalb, weil wir den schon lange nicht mehr im Programm hatten.“
Ein Album übrigens gibt es von Liam Blaney, der abwechselnd solo, im Duett oder zu dritt auf der Bühne steht, bisher noch nicht. Das wäre, meint er „dann wohl eher eine Art Patchwork dessen, was ich alles so mache. Bislang allerdings ist noch keiner mit einem Plattenvertrag um die Ecke gekommen, wir werden das wohl selbst in die Hand nehmen.“ Dafür fehle momentan aber noch das Budget. „Vielleicht versuchen wir es mal mit Crowdfunding.“ Bleibt am Ende also nur noch die Frage nach der irischen Seele unbeantwortet? Mitnichten, denn da hilft Ben Heuer dank des oft hilfreichen Blickes von außen. „Doch“, sagt er, „da gibt es so Sachen, als Erstes fällt mir sein irischer Akzent ein, den kann er auch bei einem uramerikanischen Bluessong nicht verstecken.“ Und die Einstellung der Iren zur Musik generell sei durchaus bemerkenswert, „Liam etwa möchte einen klaren Plan haben, aber trotzdem muss alles im Fluss bleiben. Die Musik soll ihren eigenen Weg und ihre eigene Form finden, nur so bekommt sie eine echt persönliche Note.“ Liam Blaney bleibt skeptisch. „In vielen Pubs, in denen ich spiele, steht an der Tür ‚Come in and feel irish‘, da frage ich mich immer, was das wohl bedeuten soll.“ Und trotzdem hat er genau für dieses Gefühl den Soundtrack geschrieben.

 

 

Text: Stefan Krulle Foto: Blaney