„Zehn Sekunden bis zur Entscheidung“

Matchplay-Gastgeber und Unternehmer: Alexander Freiherr von Spoercken, Präsident des europäischen Unternehmerverbandes, und Wolfgang Mych, Geschäftsführer auf Gut Kaden. Ein Gespräch über Golf als Business-Sport.

club!: Herr von Spoercken, Herr Mych, als Gastgeber der Matchplay-Serie des Business Club Hamburg sind Sie ganz nah dran. Wie groß ist die Bedeutung von Business- Golf heutzutage?
Von Spoercken: Wenn Sie unter Business-Golf verstehen, Kontakte mit bestehenden Geschäftspartnern zu intensivieren oder mit möglichen neuen zu knüpfen, ungebrochen groß. Die Golfrunde ist eine exzellente Möglichkeit, sich kennenzulernen und auszutauschen. Das Ganze mit einem qualitativ hochwertigen Genussfaktor. Perfekt.
Mych: Deshalb ist die Spielform Matchplay ja so großartig. Sie ist persönlich, verbindlich, der Austausch mit dem Mitspieler intensiv. Sie sind sofort raus aus der Anonymität. Das ist übrigens ein Trend, den wir generell feststellen: Die Nachfrage nach beliebigen Großveranstaltungen wie Company-Turnieren mit Kanonenstart für 80 Leute stagniert oder wird weniger. Gefragt sind dagegen exklusive Veranstaltungen auf hohem Niveau für einen eher kleinen Kreis.
Von Spoercken: Das stellen wir auch fest. Wobei die Rückläufigkeit der großen Business-Turniere natürlich auch mit den Parametern der steuerlichen Gesetzgebung zu tun hat. Einfach gesagt: Früher konnten Unternehmen diese Veranstaltungen absetzen, heute nicht mehr.

Wie hat sich der Golfsport generell gewandelt?
Von Spoercken: Gewaltig. Die Bedürfnisse der Menschen sind heutzutage völlig anders. Früher haben die Leute die Mitgliedschaft in einem Golfclub für ein ganzes Leben geschlossen. Da wurde auch nicht über eine Aufnahmegebühr von 5000 Euro diskutiert. Die Clubs haben gesagt: „Take it or leave it.“ Heute registrieren wir ein ganz anderes Freizeitverhalten. Wir konkurrieren nicht mehr mit Sportvereinen, sondern genießen.
Mych: Sehe ich genauso. Die Leute spielen Golf aus Geselligkeit, weniger aus sportlichem Wettstreit. Die Teilnehmerzahlen an Turnieren gehen in Deutschland kontinuierlich zurück. Die Golfspieler wollen in erster Linie Spaß haben.
Von Spoercken: Verständlich. Turnierbedingungen mit Stress und Erfolgsdruck haben wir doch jeden Tag im Büro.

Muss sich das Golfangebot dementsprechend auch verändern?
Mych: Da müssen wir hinkommen. Der Golfspieler möchte heute nicht mehr an einer Jahresvollversammlung teilnehmen und abstimmen, ob der Sessel im Clubhaus rot oder weiß ist. Er möchte ein Angebot, das ihm die Möglichkeit gibt, entspannt Golf zu spielen.
Von Spoercken: Das Problem von traditionellem Golf ist: Das Spiel dauert lange und weist viele Regularien auf. Damit kann ich jungen Leuten nicht mehr kommen. Verstehe ich auch. Sie haben wenig Zeit und auf Regularien keine Lust. Wozu brauche ich eine Platzreife? Was soll das Handicap? Kann mir jemand erklären, warum ich einen Verbandsausweis brauche? Darüber hinaus müssen wir auf das Spieltempo drücken und im Alltag vielleicht neun Löcher statt 18 spielen. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Früher gab es auf Golfanlagen den sogenannten Ärztetag, das war der Mittwoch, wenn nachmittags keine Sprechstunde war. Den gibt es längst nicht mehr. Auch für Ärzte wird die Luft dünner.

Nehmen wir das Beispiel Volleyball: Die Sportart hat es aus der muffigen Sporthalle an den Strand geschafft und war bei den Olympischen Spielen in Rio die große Attraktion. Was kann Golf vom Beachvolleyball lernen?
Mych: Tempo. Das betrifft nicht nur Beachvolleyball. Bei Olympia erzielt der 100-Meter-Lauf die größte Einschaltquote. Es dauert nicht einmal zehn Sekunden bis zur Entscheidung. Beim Golfturnier in Rio musste man vier Tage lang zuschauen, bis die Medaillen verteilt waren. Das ist langweilig.
Von Spoercken: Die Präsentation von Golf bei Olympia war ein Desaster. Da hätte ich mir Nationalmannschaften gewünscht, vielleicht Männer und Frauen in einem Team. Und als Spielform das Matchplay. Wie bei der Matchplay-Serie im Business Club. Sie erleben ja selbst, wie attraktiv diese Wettkampfform sein kann.

 

Interview: Andreas Eckhoff Fotos: Ole L. Blaubach