ANTON FUCHS stellt zwei seiner Kunstobjekte im Business Club Hamburg aus. Das Magazin club! stellt den Künstler vor.

Wenn das Leben von Zufällen bestimmt wird, bestünde die größte Lebenskunst wohl darin, Zufälle selbst herbeizuführen, um ihnen einen Sinn abzugewinnen. Und weil der Objektkünstler Anton Fuchs nach eben diesem Prinzip arbeitet, könnte man ihn auch als Lebenskünstler bezeichnen. Ein Künstler des Lebens.

Ein Mann, der in seinem Schutzanzug eher wie ein Feuerwehrmann aussieht, brennt auf einem Kölner Industriegelände mit einem Flammenwerfer Reliefs in eine gut einen Quadratmeter große, von Furchen und Falten durchzogene Metallplatte. Schlägt die lodernden Feuerkanäle auf dem Metall schließlich mit einem Tuch aus und wirft zum Löschen Erde darüber.

Im Atelier wird der noch rohe Gegenstand zu einem Objekt seines Werkzyklus „Schwarzes Gold“ weiterverarbeitet. Erst gießt er flüssiges schwarzes Wachs über die zerfurchte metallene Landschaft, dann feine, glänzende Ströme von 22-karätigem Gold. Am Ende werden Metall, Wachs, Gold mithilfe eines Schweißbrenners zu einer neuen Wirklichkeit miteinander verschmolzen. Ein Prozess, den er nicht beeinflussen kann. „Es ist für mich immer wieder spannend, wie am Ende die Arbeit aussieht“, sagt Anton Fuchs.

Eine Künstlerexistenz war ihm nicht gerade in die Wiege gelegt worden. Blickt man jedoch auf sein Leben, ist es schwierig, es für Zufall zu halten, dass er Künstler geworden ist. „Ich wollte immer Künstler werden. Schon als Junge“, erzählt er. Aber zuerst musste er eine kaufmännische Lehre machen. „Kunst studieren“, sagt er, „für so was war bei uns überhaupt kein Geld da.“ Nach der Lehre war er mit Hilfsarbeiten als Stuckateur und Schreiner im väterlichen Betrieb beschäftigt. Sein Vater hatte nämlich ein kleines Baugeschäft mit einer Schreinerei.

Da hatte sein Weg zum Künstler bereits begonnen: Im handwerklichen Umgang mit Baumaterialien und mit dem, was der knapp Zwanzigjährige in seiner Freizeit als Gasthörer an der Düsseldorfer Kunstakademie zu hören bekam, wo die Kunstformen „Zero“ und „Op-Art“ gerade im Schwange waren. „Zero ist die unmessbare Zone, in der ein alter Zustand in einen unbekannten neuen übergeht.“ Anton Fuchs ging zwar abseits der Bewegung seinen eigenen Weg, doch dieser Lehrsatz wurde für ihn, wenn auch unbewusst, Programm. Als er sich 1980 mit ersten eigenständigen Arbeiten auf das Abenteuer eines freien Künstlerlebens einließ, wurde er 23 Jahre alt. Was aus ihm werden würde, war so unmöglich vorauszusagen, wie den Endzustand eines Objektes, an dem er gerade arbeitet. Am Anfang, wie immer, stand die Idee.

Die Idee zur Objektreihe „Schwarzes Gold“ kam ihm in Gesprächen in seiner „Factory“, dem Atelier, mit Besuchern, Bekannten, zufälligen Interessenten. Eines Tages erschien dort ein Unternehmer, der Anton Fuchs und seine Arbeiten kennen lernen wollte, weil er von ihm gelesen hatte: Dietmar Baum, Mitglied im Business Club Hamburg. Man verstand sich, kam sich näher, baute den Kontakt aus – und so gelangte ein Künstler aus Köln in den Business Club an der Elbchaussee.

„Ich habe jeden Tag ein offenes Atelier“, erzählt Fuchs. „Da kann jeder zu einem Käffchen reinkommen.“ Aus den Gesprächen und Diskussionen entstünden für ihn neue Visionen und Ideen, mit denen er seine Arbeit fortsetzen könne. „Dieses Thema ‚Schwarzes Gold‘, entstand aus Fragen wie: Was bedeutet Öl? Was steckt alles politisch dahinter? Was bringt es uns an Positivem, an Negativem? Und dann sagte ich mir, das müsstest du mal in abstrakter Form in einem Objekt verarbeiten.“

Die bizarren Metall-Landschaften mit den goldenen Strömen von „Schwarzes Gold“ lassen sich wie Konturen von Staaten und Flüssen, Gebirgen lesen. Das schwarze Wachs symbolisiert das Öl, das Gold steht für Geld. Und auch wenn Anton Fuchs erklärt, dass sich diese Konturen und ihre Wirkungen „mehr oder weniger durch Zufall ergeben haben“, eine Botschaft ist in seinen Arbeiten stets enthalten. „Ich finde, man muss auch abstrakte Sachen irgendwie erklären können.“ Und beim Arbeitsprozess dem Zufall eine Form abgewinnen, aus der sich dann die Idee anderen erschließt. Wenn der Betrachter sich darauf einlässt, entsteht das Kunstwerk in dessen Kopf ein zweites Mal und erfüllt, was auch abstrakte Kunst leisten muss: Kommunikation.

Seit Beginn der Achtziger Jahre stellt Anton Fuchs regelmäßig aus. Bronzen, Arbeiten aus Wachs, Collagen. Seinen internationalen Durchbruch erlebte er 2004 in Zürich mit Wachsarbeiten. Gerne arbeitet er mit Materialien, die eigentlich gar nicht zueinander passen: Blei und Glas, Wachs und Metall. Aber Idee und Zufall sind für seine Arbeit kein Gegensatz. Eher Ergänzungen für noch unerkannte Möglichkeiten.

Er seufzt. „Das ist ja oft so, dass man abends zufrieden ist – und am nächsten Morgen geht man wieder dran. Man muss einfach mal aufhören und es dann so stehen lassen.“ Und während Anton Fuchs noch darüber spricht, wie sich ein Objekt beim Arbeitsprozess formt und entwickelt, denkt man plötzlich, dass dieses Objekt womöglich sein eigenes Leben ist.

Die Kunstobjekte im Club

Zwei Werke des Künstlers sind in den kommenden drei Jahren im Foyer des Business Club Hamburg zu besichtigen. Das erste trägt den Namen „Schwarzes Gold“ und ist eine Arbeit aus Gold, Öl und Bitumen. Das zweite Ausstellungsstück heißt „WaxStills“ und zeigt neun Ornamente aus zerlaufenem Wachs, die jeweils von einem transparenten Gehäuse umhüllt sind. Versäumen Sie es nicht, sich die interessanten Kunstwerke im Club anzuschauen. Weitere Informationen zu den Arbeiten des Künstlers erhalten Sie unter www.antonfuchs.de oder info@antonfuchs.de.

Text: Uwe Prieser