Bekannt wurde sie durch die Daily Soap „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Inzwischen hat sich Nina Bott als Schauspielerin etabliert. Im Interview spricht die 35-Jährige über ihre Karriere, Kreuzfahrten und Playboy-Fotos.

club!: Frau Bott, Ihre erste große Rolle spielten Sie in der TV-Serie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“. Ist Soap eine gute Schule für Schauspieler?
Nina Bott: Ich denke schon, aber es kommt natürlich darauf an, was man daraus macht. Ich persönlich habe dort sehr viel gelernt, mich entwickelt und mir durch die Erfahrung vieles ermöglicht. Es gibt Regisseure, die sagen, wer einmal bei einer Soap war, weiß, was es heißt zu arbeiten.

club!: Ist der Job so hart?
Bott: Die Arbeitszeiten können heftig sein. Generell arbeitest du fünf Tage die Woche, wenn du Pech hast auch sechs. Das weiß man nicht immer. Es gibt Tage, an denen du nur zwei Stunden zu tun hast, und dann welche, an denen du 14 Stunden ackerst. Es ist eine harte Schule, aber ich habe mir dort eine schauspielerische Basis geschaffen, von der ich bis heute profitiere.

club!: Inwiefern?
Bott: Als Soap-Schauspieler funktioniert man einfach – selbst bei einem hohen Pensum. Texte lernen und sich Gänge merken zum Beispiel – das ist bei Soaps extrem hart und klappt bei mir im Schlaf. Man sieht das manchmal bei Theater- oder Kinoschauspielern, die in Soaps zu Gast sind. Die stehen da, mit Schweißperlen auf der Stirn, weil sie sich nicht merken können, bei welchem Satz sie was zu tun haben. Ich dagegen denke gar nicht mehr groß darüber nach, so dass ich mich voll aufs Spielen konzentrieren kann.

club!: Wie sind Sie zur Schauspielerei gekommen?
Bott: Durch eine Bekannte, die eine Agentur für Kindermodels hatte. Schon mit fünf habe ich Werbung und Fotos gemacht, danach auch Drehs. Ich hatte nie den Berufswunsch Schauspielerin, weil ich es schon immer nebenbei gemacht habe. Meinen Erfolg habe ich mir auch ohne klassische Ausbildung an einer Schauspielschule earbeitet. Mein Motto ist „learning by doing“.

club!: Ist das kein Nachteil?
Bott: Ich finde nicht. Man kann auf der Schauspielschule bestimmte Techniken lernen, aber die brauche ich gar nicht. Wichtiger ist, wirklich zu empfinden, was man tut. Natürlich hatte ich Privatunterricht und war bei Coaches, aber ich mag nicht, wenn mir jemand erzählen will, mit welcher Technik ich es schaffe, vor der Kamera zu weinen.

club!: Die Tränen kullern von alleine?
Bott: Wenn eine Szene gut aufgebaut ist schon. Ich brauche auch keinen Tränenstift. Ich bin ein sensibler Mensch und lasse die Texte an mich herankommen. Dann funktioniert das mit dem Weinen automatisch.

club!: Nervt es Sie, dass Sie vorrangig für die Rolle der „hübschen Blonden“ engagiert werden?
Bott: Das kann man so generell nicht sagen. Natürlich bin ich ein gewisser Typ und danach werde ich meistens besetzt. Es ist schwierig für Redakteure und Regisseure sich vorzustellen, wie es wäre, jemanden umzufärben, zum Beispiel von blond auf dunkel. Ich spiele häufig die hübsche Blondine, das stimmt. Aber manchmal waren auch Rollen dabei, die nicht vordergründig mit meinem Aussehen zu tun hatten.

club!: So wie die auf dem Traumschiff?
Bott: Das war eine tolle Erfahrung. Wir sind in Sydney losgefahren bis nach Kambodscha. Ich hatte das Glück, nur an Seetagen zu drehen. Wenn wir angelegt haben, konnte ich die Länder erkunden und war tauchen im Great Barrier Reef.

club!: Waren auch „echte“ Kreuzfahrer auf dem Schiff?
Bott: Ja, klar. Das Schiff war voll mit ganz normalen Passagieren. Ich glaube, viele von denen sind extra wegen der Filmproduktion mitgefahren. Die wurden dann als Komparsen eingesetzt. Bei den Dreharbeiten hat das Fernsehteam die entsprechenden Decks abgesperrt, aber der Kreuzfahrtbetrieb ging normal weiter.

club!: Wie fanden Sie das Kreuzfahren?
Bott: Zuerst war ich nicht sicher, ob ich zu zappelig bin und irgendwann runter will vom Schiff. Aber nach ein paar Tagen habe ich mich gut eingewöhnt. Es ist schon eine besondere Art von Reisen, sehr komfortabel und sehr gediegen.

club!: Haben Sie als Hamburgerin eine besondere Affinität zu Schiffen?
Bott: Ich fühle mich in Hafenstädten am wohlsten. So war es auch in Neuseeland, als ich in Wellington war. Außerdem liebe ich den Wassersport. Ich habe Katamaranfahren gelernt, war als Kind viel segeln…

club!: …und 1995 Hamburger Jugendmeisterin im Windsurfen. Stehen Sie noch oft auf dem Board?
Bott: Eher selten. Früher sind wir oft nach Sankt. Peter-Ording oder Fehmarn gefahren, heute surfe ich nicht mehr so oft. Es ist ein sehr aufwändiges Hobby. Aber wenn ich in einem Hotel bin und da gibt es eine Surfschule, dann hält mich nichts mehr an Land.

club!: Sind Sie generell sehr sportlich?
Bott: Ja, total. Egal ob Kunstturnen, Schwimmen oder Segeln, ich habe das alles gerne und engagiert gemacht. Heute gehe ich viel laufen und habe vor Kurzem mit dem Tennisspielen angefangen. Das hält fit.

club!: Ihre gute Figur präsentierten Sie mit 24 im Playboy, letztes Jahr zogen Sie sich erneut aus. Warum der „Rückfall“?
Bott: Erst einmal wusste ich gar nicht, dass man das überhaupt zweimal machen darf. Ich dachte nur, das ist ja nett, dass die mich noch einmal fragen. Solche Fotos sind etwas Besonderes und ich habe kein Problem damit, meinen Körper zu zeigen.

club!: Was war beim zweiten Mal anders?
Bott: Beim ersten Mal war ich sehr nervös, habe mir wochenlang den Kopf zerbrochen. Damals war ich definitiv zu jung. Mit 24 hat man noch nicht dieses Körpergefühl. Man weiß nicht genau, fühle ich mich so nackt wohl oder nicht. Beim zweiten Mal musste ich gar nicht groß nachdenken und wusste genau, was ich will – nicht nur bei der Auswahl der Bilder.

club!: Geld spielte keine Rolle?
Bott: Nein. Ich glaube, für die Medien ist das eine viel größere Sache als für einen selbst. Gerade die neuen Bilder sind sehr schön und stimmig, wie kleine Kunstwerke. Ich finde es außerdem viel persönlicher, wenn man bei einem Dreh Gefühle zeigt und dabei viel von sich selbst preisgibt. Da ist man viel nackter als auf solchen Fotos.

club!: Dieses Jahr haben Sie zum ersten Mal Theater gespielt, im Stück „Achtung Deutsch“ im Winterhuder Fährhaus. Wie war das?
Bott: Es war eine neue Erfahrung und hat viel Spaß gemacht. Ich probiere gerne unterschiedliche Dinge aus und das Theater war für mich eine willkommene Abwechslung.

club!: War die Umstellung von TV auf Theater schwierig?
Bott: Vor Publikum aufzutreten, war ungewohnt. Genauso wie jeden Abend dasselbe zu spielen. Zum Glück war es nicht immer exakt gleich, denn jeden Abend ist etwas Unvorhergesehenes passiert. Ich fand es sehr schön, auch weil das Ensemble toll harmoniert hat. Es passt außerdem zu mir, so lange mit denselben Leuten zusammen zu spielen. Das habe ich schon bei den Soaps sehr genossen.

club!: Würden Sie wieder in einer Soap mitspielen?
Bott: Ja, jederzeit. Es ist ein tolles Arbeiten. Gerade weil man so lange mit demselben Team arbeitet. Es ist wichtig, dass man sich gut kennt und sich vertraut. Man wächst ganz anders zusammen. Bei einem Film dreht man ein paar Wochen und dann gehen alle auseinander.

club! Gucken Sie eigentlich gern fern?
Bott: Außer Sport schaue ich kaum etwas. Ich gehe mal ins Kino oder hole mir eine DVD, aber im Fernsehen ist oft nichts für mich dabei.

club! Was stört Sie am TV-Programm?
Bott: Dieser ganze Nachmittagswahnsinn, wie die Daily Dramas, nervt schon sehr. Das hat nichts mit Schauspielerei zu tun. Amateure, die nur nach einem groben Leitfaden handeln und ein bisschen improvisieren, muss ich nicht sehen. Ich finde es schade, dass zurzeit so wenig gewagt wird bei deutschen Serien und die Luft unter einem Quotendruck immer dünner wird. Kontinuität und ein Aufbau von wirklichen Inhalten ist gar nicht mehr möglich. Es gibt immer einmal wieder tolle neue Formate, die aber zu schnell abgesetzt oder nur nachts ausgestrahlt werden.

club!: Wie hat sich die TV-Branche verändert?
Bott: Ich glaube, die Bereitschaft, billige Sachen ohne großartige Qualität abzuliefern, ist größer geworden. Die Risikobereitschaft, Geld für aufwändige Produktionen auszugeben, dagegen kleiner. überall wird gespart. Nicht nur die Drehtage sollen weniger werden, auch die Darsteller günstiger.

club!: Das Business ist also härter geworden?
Bott: Für neue Schauspieler ist es extrem schwierig. Es gibt aber auch spannende neue Entwicklungen. Die größte Chance sehe ich im Pay-per-View oder Pay-TV. Es ist anders, wenn man nicht abhängig von der Quote ist oder von Werbeeinnahmen. Ich bin gespannt, was in diesem Bereich noch passieren wird. Auch das Internet wird hier eine immer größere Rolle spielen.

club!: Machen Sie sich Sorgen um Ihre Zukunft?
Bott: Nein, eigentlich nicht. Das Gute ist, dass ich inzwischen ein gewisses Standing habe und ernst genommen werde. Die Leute wissen, dass ich diszipliniert arbeite und sehr zuverlässig bin. Wenn man gute Arbeit abliefert, wird man auch wieder gebucht. Und ich glaube fest daran, dass ein langer Atem hilft und sich am Ende die Qualität durchsetzt.

Text: Nina Schwarz, Achim Schneider