London, New York, St. Moritz, Shanghai, Doha – Mattias Roock hat Menschen auf der halben Welt bekocht. Seit zwei Jahren arbeitet der Sternekoch in der Schweiz, wo er Hotel-Koch des Jahres wurde. Der Hamburger kommt in den Club – und wird auf einen Bekannten treffen.

Wenn Mattias Roock mit seinem Kumpel ein Bier trinken möchte, geht er nicht in die Kneipe, sondern setzt sich an den Laptop, startet den Video-Chat und hält die Flasche vor die Kamera. Prost in die Hamburger Heimat. „Wir trinken Skype-Bier“, sagt der Sternekoch.
Sein Chatpartner ist ein alter Bekannter: Nils-Kim Porru, der Küchenchef des Business Clubs. Er und Roock sind Koch-Kumpels. Getrennt durch die Karriere, verbunden durch eine lange Freundschaft.
Kennengelernt haben die beiden sich während der Ausbildung vor fast 20 Jahren. Roock hat im Atlantik gelernt, Porru im Radisson; danach reisten die beiden für Vorstellungsgespräche in die Schweiz. Im „Giardino“ in Ascona konnten sie anfangen. Doch während der Club-Küchenchef drei Jahre blieb, zog es seinen Companion nach der ersten Saison schon wieder weiter. Hier trennten sich ihre Wege.
Roock hat seitdem auf der halben Welt gekocht. London, New York, St. Moritz, Shanghai, Doha. Seit zwei Jahren lebt der 38-Jährige mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter in der Schweiz. Er ist Küchenchef im Hotel „Castello del Sole“ in Ascona, das ihn vor mehr als 15 Jahren schon faszinierte. „Damals habe ich gesagt, dass ich wiederkomme, wenn ich groß bin“, sagt er – und hat Wort gehalten.
Dazwischen lag eine aufregende Zeit. Nach seinem Abschied vom „Giardino“ ging er nach London. „Ich hatte ein Interview mit Gordon Ramsay gelesen und mich einfach beworben“, erinnert er sich. Dann erhielt er einen Anruf des schottischen Starkochs, der sagte: „If you want, you can come.“ Ein Jahr lang hielt Roock es im „Gordon Ramsay at Claridge’s“ aus. Eine harte, aber sehr lehrreiche Zeit.
Auf den Meister in Hamburg, eine Ausbildung am Culinary Institute of America in Kalifornien und New York und zwei Jahre als Sous Chef im „Steigenberger Frankfurter Hof“ folgte die Rückkehr in die Schweiz: Mit 26 wurde Roock Executive Sous Chef und später Küchenchef im „Kempinski Grand Hotel des Bains“ in St. Moritz. Dort erkochte er seinen ersten Michelin-Stern, zahlreiche Gault Millau-Punkte – und lernte den Kempinski-Chef persönlich kennen.
Der wiederum sorgte für ein besonderes Kapitel: dem Abenteuer Asien. Als junger Vater ging Roock mit Frau und Tochter 2013 nach Shanghai und verpasste dem „Grand Kempinski Hotel Shanghai“ ein neues kulinarisches Konzept. Nur eineinhalb Jahre später zog er weiter nach Doha, um dort das Hotel „Marsa Malaza Kempinski The Pearl Doha“ zu eröffnen. „Ein spannendes Projekt“, sagt er über das letzte große Experiment.
Nun geht sein Leben etwas ruhiger zu, der Erfolg ist ihm aber ein treuer Begleiter. Seit 2017 hat er im „Castello del Sole“ einen Michelin-Stern und 17 Gault Millau-Punkte erkocht. Außerdem ist er zum Aufsteiger des Jahres 2018 in Tessin gekürt worden – und erhielt seinen 18 Gault Millau-Punkt.
Auf Reisen ist Roock nur noch privat. Im Februar führt ihn sein Weg wieder nach Hamburg, einmal im Jahr ist er dort, meistens um seine Schwester zu besuchen. Diesmal kommt Roock auch zum Kochen – in den Business Club. Ein Bier mit seinem Freund Nils- Kim Porru wird sicher auch drin sein. Ein echtes, mit Anstoßen – und ohne Video-Chat.

 

 

Text: Alexander Siebert Foto: Archiv