Frischer Fisch, knackige Brötchen, exotische Zutaten – Nils Kim Porru und Hubert Neubacher, Geschäftsführer des Traditionsunternehmens BARKASSEN MEYER, zauberten bei einer Elbtour leckere Snacks.

Es war ein goldener Tag, an dem sich Nils-Kim Porru aufs Wasser begab: Eine fast schon frühlingshafte Sonne zauberte glitzernde Reflexe auf die Elbe, in Südkorea gewann Johannes Rydzek Gold in der Nordischen Kombination und zusammen mit Barkassen Meyer-Chef Hubertus Neubacher krönte der Küchenchef des Business Clubs ein Krabbenbrötchen mit purem Blattgold: „Das sind wir Olympia doch schuldig“, strahlte der frühere Basketballspieler.
Das Treffen fand auf schwankendem Boden statt. Porru musste alle seine feinen Zutaten an die Landungsbrücken schleppen, wo sich wegen der schneidenden Kälte trotz Sonne der Touristenandrang noch in Grenzen hielt. Er erntete neugierige Blicke, weil in seinem Kasten solche Leckereien lagerten wie Krabben, Salat und frische Brötchen. „Ich glaube, ich hätte ein gutes Geschäft gemacht“, sagt Porru hoffnungsvoll, denn sein Thema heute heißt Fischbrötchen. Die würde er auf dem Ponton sicher sofort los werden, denn wenn man nicht hier in so etwas hineinbeißen möchte – ja, wo denn dann?
Hubert Neubacher erwartet seine Gäste bei der Brücke 2 an Bord der Komfortbarkasse „Hanseat“. Wie sein Familienname schon vermuten lässt: Neubacher ist keiner, jedenfalls nicht im geografischen Sinne. Er ist ein Steiermärker, ein Berge-Liebhaber, der im Fünf-Sterne-Hotel „Post“ in Lech eine Ausbildung zum Kellner gemacht hat, „mit großer Freude“, wie er bekennt. Wie das Leben so spielt – es hat den Skiläufer, der mit Erlaubnis des Arbeitgebers mit Gästekindern sporteln durfte, dann nach Norderney verschlagen, wo er für die Eltern der Kinder im „Haus am Meer“ arbeitet. Aber er will in die Stadt, weg vom Saisonbetrieb. Also ab nach Bremen, später nach Hamburg. Die Sehnsucht nach Lech bleibt: „Ich will seit 30 Jahren mal wieder hin, schaffe es aber nie.“
Inzwischen hat Porru ausgepackt: Duftende Brioche-Brötchen, die hat er morgens noch selbst gebacken, Körnercroissants und Kartoffelbrötchen aus der Bäckerei. Zwei Köpfe beugen sich über die Zutaten: selbstgemachten Eiersalat, in aromatisiertem Öl confierten Hering, Räucheraal und natürlich frische Krabben und Krabbensalat, Ringe von roten Zwiebeln. Inzwischen brummt der Diesel, die „Hanseat“ zieht vorbei an Blohm + Voss und den Musical- Häusern am Südufer, während die Sonne die Farben der grünen „Rickmer Rickmers“ und der rot-weißen „Cap San Diego“ zum Leuchten bringt. Die Tanzenden Türme zeigen ihren Knick, der Michel schimmert und die Elbphilharmonie ragt auf am Nordufer. Ein Bild wie auf einer Postkarte. Wohl jeder der kleinen Truppe an Bord fragt sich, wann er das letzte Mal eine Hafenrundfahrt gemacht hat.
Neubacher streicht Butter auf die Hälften, Porru ordnet Wasabi- Sesam, grünen Salat, roten Radicchio, hütet das Blattgold für den großen Auftritt auf dem Krabbenbrötchen. Alles wird sorgsam in die Backwaren geschichtet. Hubert Neubacher sieht die Blicke nach draußen auf die sonnenbeschienene Stadt und sagt: „Ja, da geht einem das Herz auf.“ Seins hat er längst an die große Stadt verloren.
In Hamburg findet „Hubi“, so steht es in Druckbuchstaben in seiner schneeweißen Mütze, einen Job im „Renaissance“-Hotel. Das wiederum beliefert die Schiffe von Barkassen Meyer mit Essen und Trinken bei Charterfahrten für Gäste, die an Bord feiern. So kommt er das erste Mal an Bord. Später arbeitet er im Einkauf für das Hotel, will sich verändern, hört von der Suche bei Barkassen Meyer nach jemandem, der den Laden schmeißt.
Die Inhaber, ein älteres Ehepaar, stellen den 19-Jährigen ein, vergeben den schönen Titel Assistent der Geschäftsleitung. Er macht alles, der blonde Ösi, der aus den Bergen kommt, kein Platt spricht und nichts mit der christlichen Seefahrt zu tun hat, wie die alten Seebären, die als Fremdenführer die Barkassen durch den Hafen schippern.
Damals nahmen sie es mit der Wahrheit nicht so genau, erzählten den Touristen schräge Geschichten, fingen sich den Namen „He lücht“ ein, „er lügt“. Das geht heute gar nicht! Da wird Neubacher sehr entschieden. „Die Fakten müssen stimmen“, sagt er mit unmissverständlichem Ernst. „Döntjes dürfen sein, aber wir bleiben bei der Wahrheit. Sonst gibt’s Ärger.“ Den gibt es fast auch noch mit der Wasserschutzpolizei. Ein Boot rauscht heran, weil die „Hanseat“ Kringel auf der Elbe fährt, damit die Fotografin die Sonne von der richtigen Seite bekommt. Die Polizisten werden von Marcel, dem Kapitän, beruhigt und dampfen wieder ab.
Früh ist klar, dass Neubacher die alteingesessene Firma übernehmen soll. „Wenn du 30 bist …“ 2013 ist es so weit. Der Österreicher, den die Kollegen nicht einmal mit du ansprechen wollten – „man weiß ja nicht, wie lange das hier dauert“ – übernimmt das Traditionsunternehmen. Das ist unter Neubachers Ägide von sechs auf neun Schiffe gewachsen, von 30 auf 50 Mitarbeiter. „Wir haben Sieben-Tage-Wochen, fahren abends Extratouren.“
An Personal mangelt es nicht. Unternehmer Neubacher beschäftigt sechs Azubis, darunter zwei Frauen. Zwei schließen dieses Jahr ihre dreijährige Ausbildung ab. Für die frei werdenden Stellen hat er sage und schreibe zehn Bewerbungen. Er könnte auch ans Steuer, hat sein Hafenschiffer-Patent seit 2002, aber er sagt: „Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Demnächst kommt ein zehntes Schiff. „Dann wird die Firma 100 Jahre alt und ich bin 25 Jahre dabei.“
„Mein Ziel ist es, jünger und hochwertiger zu werden. Der Stellenwert der Rund- und Sonderfahrten soll steigen im Mix der Angebote für Touristen.“ Er will nicht der Größte, eher der Beste sein, auf jeden Fall aber bekannt. Der 45-Jährige ist ein Kontaktgenie, kennt viele aus Wirtschaft und Politik, aber auch aus der Kunstszene. So hat er sich mittlerweile drei Barkassen von Künstlern bemalen lassen, arbeitet mit der Galerie Affenfaust zusammen, veranstaltet Lesungen und Vorträge auf den Schiffen. Ein guter Teil der Einnahmen geht an karitative Projekte, an denen er sich seit Jahren beteiligt (Viva con Agua, NCL-Stiftung, Aids-Hilfe).
Inzwischen sind die Fischbrötchen fertig, sehen absolut zum Anbeißen aus. Der Duft der Zwiebelringe lockt. Und auf dem „Fischbrötchen de Luxe“, wie Küchenchef Porru es nennt, schimmert verführerisch das Blattgold. „Dafür könnte man sicher 24 Euro nehmen“, sagt Neubacher und grinst. Porru grinst auch, zieht es aber vor, in seine Küche im Business Club zurückzukehren.

Hubert Neubacher
Der Mann aus der Steiermark ist mittlerweile fest verankert in der Hansestadt. Mit seinen innovativen Ideen hat er das Unternehmen Barkassen Meyer zu einem der erfolgreichsten Touristikunternehmen in der Stadt gemacht. So hat er zum Beispiel seine Barkassen Gerda, Sanna und Lütte Deern mit kunstvoller Bemalung äußerst attraktiv aufgehübscht. Für seine internationalen Gäste hat Barkassen Meyer eine Sightseeing App für Smartphones entwickelt, bei der die Informationen zu den Hafenrundfahrten in Deutsch und Englisch zu bekommen sind. Demnächst soll es Barkassenfahrten mit englischsprachigen Führern geben. Für Neubacher ein weiterer Schritt in die Zukunft.

 

Text: Gisela Reiners Fotos: Martina van Kann