Die Pandemie sorgt bei vielen Auszubildenden für Frust, auch bei den angehenden Köchen des Business Clubs. Mit Engagement und Kreativität steuert Küchenchef Nils-Kim Porru dagegen – und trifft seine Azubis regelmäßig zur „Sonderschicht“.
Ein Treffen unter ungewöhnlichen Umständen. Chefkoch Nils- Kim Porru und seine drei Auszubildenden Jennifer Renz, Oksana Peleshchack und Leon Preuß sitzen mit weitem Abstand an einem riesigen Tisch in der Loge 10. Hier tagen in normalen Zeiten Unternehmen mit bis zu 24 Teilnehmern. Aber was ist derzeit schon normal? Vieles ist nicht so, wie es bisher war. Die Pandemie wirbelt das Leben aller gerade ziemlich durcheinander.
„Das Kochen ist meine große Leidenschaft.“
Oksana Peleshchack, 3. Lehrjahr
Auch das seiner drei Azubis aus der Küche. Porru, der zukünftige Koch-Künstler im Business Club Hamburg ausbildet, versucht, sich in die Lage seiner Schüler hineinzuversetzen. „Ich frage mich: Was passiert gerade mit ihnen?“ Der erfahrene Küchenchef sieht seine Verantwortung nicht nur im Vermitteln von fachlichen Inhalten, sondern auch im pädagogischen Bereich. Er will die jungen Leute aufbauen, unterstützen und auch ermutigen. Das ist ganz im Sinne von Geschäftsführer Peter Richard Stoffel. Auch ihm ist bewusst, dass die Schließung des gastronomischen Betriebes seit November die jungen Leute in eine „schwierige Lage gebracht hat, weil sie von einen auf den anderen Tag nicht mehr im Betrieb lernen können“. Deshalb hat er sich zusammen mit Porru überlegt, „was wir tun können, um die jungen Leute weiter zu fördern und in ihrer Berufsausbildung zu unterstützen“. Die theoretische Ausbildung aufrecht zu erhalten, ist mit der Eigeninitiative der Azubis möglich. Hilfreich war auch die moderne Unterrichtsgestaltung per Videokonferenzen, die von der Hamburger Berufsschule vorbildlich umgesetzt wurde. Doch Stoffel und Porru waren einer Meinung: Die Mitarbeiter müssen wieder an den Herd und kochen. Denn: „Das theoretische Wissen können sie sich aneignen, aber es fehlt die Praxis“, sagt Nils-Kim Porru.
„Neue Kniffs und Tricks machen das Leben leichter.“
Leon Preuß, 2. Lehrjahr
Da kam das ehrenamtliche Engagement des „Kochclub Gastronom Hamburg“ gerade recht. Der „Kochclub Gastronom Hamburg“ bietet in Kooperation mit 12 Hamburger Küchenchefs Kurse zur Vorbereitung auf die praktische Prüfung an. Tim Kownatzki, Sous Chef im Business Club Hamburg, ist einer von ihnen. Seine Auszubildende Oksana Peleshchack hat die Chance genutzt und an einem Geflügelkurs teilgenommen.
Zu den Kursen haben Stoffel und Porru eine praktische Ergänzung beschlossen. Auch wenn die Küche geschlossen ist, treffen sich die Auszubildenden mindestens alle zwei Wochen mit ihrem Chef zum gemeinsamen Kochen. Die regelmäßigen Termine haben mehrere Vorteile. Die sozialen Kontakte werden gepflegt, der Teamgedanke gestärkt und viele Fragen können beantwortet werden. Die Küchencrew tauscht sich aus, und gekocht wird natürlich auch. „Wir haben Bolognese, geschmorte Ochsenbäckchen in Curry, Hühnereintopf und veganes Thai-Curry zubereitet und eingeweckt“, sagt Porru. Die eingekochten Speisen sollen künftig auch an Mitglieder außer Haus geliefert werden. „Es macht richtig Spaß, endlich wieder gemeinsam in der Küche zu stehen“, sagt Oksana Peleschack.
„Super, dass wir wieder zusammen in der Küche sind.“
Jennifer Renz, 2. Lehrjahr
Auch Leon Preuß ist glücklich, dass sein Arbeitgeber die Azubis unterstützt: „Ich bin froh, dass wir wieder regelmäßig gemeinsam in der Küche sind, um zu kochen. Ich koche zwar zuhause die Gerichte nach, die wir hier probiert haben, aber es ist eben nicht so, als wenn ich hier bin und mir die Kniffe und Tricks abschauen kann“, sagt er. Küchenchef Porru ist begeistert über das Engagement seiner Eleven. „Sie sind Feuer und Flamme und saugen wirklich alles auf.“ Auch für ihn sind die Treffen kleine Highlights in der trüben Coronazeit. „Mir fehlt das Kochen auch sehr“, sagt er. Außerdem ist ihm wichtig, dass er seinen Auszubildenden das Rüstzeug für das Handwerk mitgeben kann. „Und das funktioniert am besten, wenn man sich sieht,“ erklärt Ausbilder Porru.
Natürlich machen sich Jennifer Renz, Oksana Peleshchack und Leon Preuß Gedanken, wie es mit ihrer Ausbildung, der Prüfung und jobmäßig weitergeht. Sie haben auch ein bisschen Sorge, dass ihnen durch die lange Pause Wissen fehlt. Diesen Druck versucht der Chef ihnen zu nehmen. Klar ist: „Ich kann mit den Auszubildenden mitfühlen und verstehe ihre Sorgen.“
Und dank der Sonderschichten, haben sich die Aussichten der Drei verbessert. Ob es danach wie für einige ihrer Vorgänger ins Ausland geht, auf ein Kreuzfahrtschiff oder sie doch noch ein Jahr im Business Club bleiben, wird sich zeigen. Küchenchef Nils-Kim Porru würde sich in allen Fällen zusammen mit Ihnen freuen.