Ein Schritt zu mehr Bildungsgerechtigkeit: FORUM YOUNG MIGRANT TALENTS ist eine Erfolgsgeschichte auf einem konfliktbeladenen Feld. Hier wird Jugendlichen geholfen, aber auch der Gesellschaft und der Wirtschaft mit Fachkräften von morgen.
Von der Großen Elbstraße in Altona sieht man auf die Schiffe und auf den Strom hinaus. Für die Schüler in dem Haus Nummer 131 ist dieser Blick eine Metapher: der Blick in die Welt. Hier ist der Verein Forum Young Migrant Talents (YMT) zu Hause. Ihr Ziel: mit Potential begabte Kinder und Jugendliche aus Einwanderungsfamilien zu fördern. 2007 in Hamburg gegründet, ist YMT schnell zu einer ermutigenden Erfolgsgeschichte auf einem konfliktbeladenen Feld geworden. Stichwort: Bildungsgerechtigkeit. Fast die Hälfte der YMTs, wie sie sich selber nennen, hatte zunächst die Hauptoder Realschule besucht, war häufig sprachlich, kulturell, sozial unzureichend integriert. über 95 Prozent von ihnen machten später das Abitur. Die übrigen knapp 5 Prozent erreichten den Mittleren Schulabschluss, absolvierten eine Ausbildung. Heute absolvieren fast 100 Prozent das Abitur.
Aimen, dessen Familie aus Tunesien stammt, war im November 2007 bei der Eröffnung des Projektes Forum YMT mit 14 Jahren der jüngste Teilnehmer. Höchst mittelmäßige Leistungen in der Schule, schlechte Prognose für seine Zukunft. Begleitet von YMT, machte er nacheinander Hauptschulabschluss, Realschulabschluss, Abitur – und in diesem Januar bekam er gerade seinen Studienplatz für Betriebswirtschaft an der Universität Göttingen.
Zeleikha Foladi wurde in Hamburg geboren, ihre Eltern flüchteten 1989 aus dem kriegsgeschüttelten Afghanistan. Sie war begabt, schaffte den Sprung aufs Gymnasium – mit der deutschen Sprache allerdings hatte sie Probleme. Zu Hause wurde nur in der Heimatsprache Pastunisch gesprochen. Durch Vermittlung eines Lehrers in den Förderkreis von YMT gelangt, ist aus ihr eine eloquente junge Studentin mit guten Zukunftsperspektiven geworden.
Sergej Beskrownych war 13 Jahre alt, als er mit seiner Familie, deutsche Spätaussiedler, vor 14 Jahren aus Kasachstan kam. Zu Hause wurde meistens Russisch gesprochen. Sein Deutschlehrer riet ihm, sich bei YMT zu bewerben. Heute ist der Masterstudent der Elektrotechnik einer von rund zwei Dutzend Dozenten bei YMT und zudem Teamleiter.
Drei Kapitel einer Erfolgsgeschichte, die von Jahr zu Jahr weitergeschrieben wird. Formale Aufnahmekriterien gibt es bei YMT nicht. Einem Aufnahmegespräch folgt eine vierwöchige Probezeit. Das Kernalter der Schüler liegt laut Gründerin und Direktorin Barbara Seibert zwischen 16 und 20 Jahren, kann aber auch bis zu 10 Jahren hinunter – und bis Mitte zwanzig hinaufreichen. Um Schüler werben muss das Forum nicht. An Hamburger Schulen hat es sich bei Lehrern wie bei Schülern herumgesprochen: Wer bei YMT lernt, verbessert in kurzer Zeit seine Zensuren – und seine Zukunftsaussichten. Das Forum YMT ist für die Schüler kostenfrei, lediglich eine Jahresgebühr von höchstens 80 Euro wird erhoben. Finanziert wird der Verein durch Spenden und Sponsoren von Stiftungen, Unternehmen, Verbänden – und in diesem Jahr besonders auch mit verschiedenen Aktivitäten, wie Tombolas, vom Business Club Hamburg. Eine Unterstützung, die nicht nur den einzelnen Schülern zugute kommt, sondern weit und auf unabsehbare Zeit in die Gesellschaft hineinwirkt.
„Diese Initiative hilft nicht nur den Jugendlichen, sondern auch der Gesellschaft und der Wirtschaft. Die Teilnehmer von YMT bieten viele Qualitäten, die auf dem deutschen Arbeitsmarkt händeringend gesucht werden“, heißt es beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), einem der einflussreichsten Wirtschaftsverbände Europas, der 2009 mit seiner Unterstützung für Young Migrant Talents begann. Von der Großen Elbstraße 131 geht der Blick in die Welt, in die Zukunft. Denn hier geht es nicht um Nachhilfe-Unterricht, sondern um die Erweiterung des persönlichen Horizonts. Dialoge mit Personen, die als „role model“ dienen können, Diskussionen, Exkursionen, Vorträge, Expertengespräche, die von den Schülern selbst vorbereitet werden. Allerdings: „Wir bieten Strukturen und öffnen Türen. Ihren Platz in der Gesellschaft erarbeiten die YMTs sich dann selbst“, sagt die Gründerin Barbara Seibert.
Text: Uwe Prieser
SO KÖNNEN CLUBMITGLIEDER HELFEN
Der Business Club Hamburg wird in diesem Jahr sämtliche Einnahmen von Charity-Aktionen dem Verein „Forum – Young Migrant Talents“ spenden. Wenn auch Sie den jungen Schülern und dem Verein helfen wollen, können Sie das gern tun, indem Sie Ihre Spende auf folgende Bankverbindung überweisen:
Forum – Young Migrant Talents e. V.
Hamburger Volksbank AG
KTN: 70017808
BLZ: 20190003