Ein Klick als Lebenschance. Das internationale Hilfsprojekt Labdoo versorgt Menschen, die vom Informations- und Bildungsstrom abgeschnitten sind, mit ausgedienten Laptops. TINA MEIER hat sich der Organisation angeschlossen.

Tina Meier ist mit ihrem Motorrad durch die Welt gekommen. Rumänien, Namibia, Laos, viermal durchkreuzte sie bei der Rallye Dakar die Atacamawüste in Südamerika. Doch noch nie hatte sie eine Welt betreten, die aus Orten bestand, die alle gleich hießen, deren Bewohner man sich jedoch unterschiedlicher nicht vorstellen kann, denn sie sind in über einhundert Ländern der Erde beheimatet. Die Welt der Edoovillages des internationalen Hilfsprojekts Labdoo.

Beides sind Fantasienamen, bei denen mit dem „doo“ phonetisch auf „education“ angespielt wird. Die Organisation Labdoo (www.labdoo.com) sammelt ausrangierte Laptops, installiert darauf die lizenzfreie, linuxbasierte Lernsoftware Edubuntu und dazu ein für das jeweilige Empfängerland abgestimmtes Sprachpaket. Anschließend werden die Computer zu Menschen transportiert, die vom allgemeinen Wissensstrom abgeschnitten sind und über den Zugang zur elektronischen Informations- und Datenwelt Bildungschancen bekommen, die sie sonst nicht hätten.

Kindergärten, Schulen, Studentengruppen, Weiterbildungsprojekte für Erwachsene – jede von Labdoo unterstützte Gruppe bildet ein Edoovillage. Zur Zeit sind es an die 400 mit rund 90 000 Lernenden vom Vorschulalter bis in die mittleren Jahre, in 105 Ländern auf fünf Kontinenten.

Tina Meier betrat diese Welt an einem Novembertag des Jahres 2013 durch die Tür einer Boutique für Handtaschen in Berlin. Dort gab es Berber-Handtaschen, deren Fertigung Frauen eines Bergdorfs in Marokko im Rahmen eines Ausbildungsprojektes der „Abury Foundation“ erlernen. Und weil sie dort nicht nur dieses traditionelle Handwerk mit Nähen und Sticken lernen, sondern auch lesen und schreiben, gibt es ein Schulprojekt, das von Labdoo mit Laptops unterstützt wird – ein Edoovillage.

Tina Meier sah sich die Taschen an, erfuhr ihre Geschichte, war berührt, begeistert und sagte: „Super. Ein Freund von mir fährt in zwei Wochen nach Marokko, der kann gleich ein paar Geräte mitnehmen.“ Auf diese Weise kann jedermann ein Labdoo-Mitarbeiter sein: Wenn er in ein Land, eine Stadt, Region mit einem Edoovillage reist, packt er einfach ein oder mehrere Laptops ins Gepäck und gibt sie dort direkt ab oder an einem Hub, wie die Verteilungsstellen genannt werden. Nur einen Monat später gründete Clubmitglied Meier in Hamburg ihren eigenen „Labdoo-Hub“ und sorgte nach Kräften dafür, dass möglichst viele Leute davon erfuhren: „Je mehr davon wissen, desto größer ist die Chance auf Spenden. Und mit der Anzahl der Menschen wächst zugleich die Transportkapazität.“ über die folgenden Weihnachtsfeiertage installierte sie die ersten fünf Rechner, die sie für ihren Hamburger Hub als Spende bekommen hatte. Bestimmungsort: Marokko. Inzwischen betreut Tina Meier zahlreiche Edoovillages, hat einen Hub in Casablanca gegründet, ebenso in Thailand, auf der Inselgruppe der Kapverden vor der afrikanischen Westküste, in Mandalay.

Unlängst war sie wieder dort, in der letzten Hauptstadt des einstigen birmanischen Königreichs und in Luang Prabang in Laos. Auf Motorradtouren, die sie als Business Coach für Kunden – meistens selbständige Unternehmer und Führungskräfte – durchführt. „Outdoor Coaching“, wie sie es nennt. Und immer sind Laptops für Edoovillages im Gepäck. „Die Laptops werden so leicht gespendet, weil es den Leuten nicht ans Portemonnaie geht“, erklärt sie. „Es ist ja bloß ein Gegenstand, den man nicht wegwirft, weil man denkt, eigentlich zu schade. Auch wenn man ihn gar nicht mehr braucht.“

Nach einer Studie des deutschen Branchenverbandes Bitkom lagern in deutschen Haushalten derzeit rund 22 Millionen Computer, weil sie nicht mehr schnell oder modern genug sind.

Was ein solch ausrangiertes Laptop in einem Edoovillage bedeutet, wo mitunter noch nicht einmal die ständige Stromversorgung gesichert ist, wie Tina Meier erzählt, lässt sich nur erahnen. Gelangten nur 0,5 Prozent davon (110 000 Stück) in ein Edoovillage von einem Dutzend Lernenden, würden sich die Zukunftsperspektiven für mehr als eine Million Menschen verbessern. Ein Klick – und sie wären mit dem Wissen der Welt und mit einer besseren Zukunft verbunden.

Text: Uwe Prieser      Foto: Martina van Kann

 

SO KÖNNEN CLUBMITGLIEDER HELFEN
Wenn auch Sie ein funktionsfähiges, ausgedientes Laptop spenden wollen, wenden Sie sich bitte an:

Tina Meier
Heinrich-Osterath-Straße 256
21037 Hamburg
Tel: +49 163 6 94 26 39
Hamburg-Hub@Labdoo.com
www.tinameier.de