Das Projekt ImpactDock bringt Zuwanderer mit Menschen aus der Hamburger Wirtschaft zusammen. Alexa Drichelts und Yukiko Kobayashis Idee: Ein Jahr lang arbeiten Mentor und Mentee an einer gemeinsamen Aufgabe. Davon profitieren alle.

Das Ziel, das sich Soliman Harkas gesetzt hat, klingt an sich sehr bescheiden. „Ich möchte eine Ausbildung machen“, sagt er, leicht abgehackt, aber in verständlichem Deutsch. Seine Augen strahlen dabei ohnehin über die kleine Sprachbarriere hinweg. Er sieht glücklich aus und fest entschlossen, dieses Ziel auch zu erreichen. Andreas Ollmann sitzt neben ihm, er nickt zustimmend. Die Zuversicht teilt er, klar, die beiden haben dieses Ziel schließlich auch gemeinsam erarbeitet. Aber eins nach dem anderen.
Harkas ist vor zwei Jahren aus Homs geflohen. Einer Stadt im Süden Syriens, die der Bürgerkrieg Anfang des Jahres stark getroffen hat. Über Ostfriesland ist er 2015 nach Hamburg gekommen, seitdem hat er viel gewartet: auf Termine beim Amt, auf seine Aufenthaltsgenehmigung, auf einen Platz in einem Sprachkurs. Aber das Warten hat sich gelohnt. Durch seine Deutschlehrerin ist Harkas an Alexa Drichelt und Yukiko Kobayashi von ImpactDock geraten. Ihr Projekt ist seine Chance.
ImpactDock ist ein Business-Inkubator. Als eine Art Unternehmensberater entwickeln Drichelt und Kobayashi gemeinsam mit ihren Kunden profitable Geschäftsideen, die an den Megatrends der Gegenwart ansetzen und Stadt und Wirtschaft zukunftsfähiger und erfolgreicher machen sollen. „Einer dieser Trends ist für uns ganz klar das Thema Zuwanderung“, erklärt Kobayashi: „Also haben wir uns überlegt: Wie können wir das daraus entstehende Potenzial greifbar und nutzbar machen?“ Dabei herausgekommen ist ein sogenanntes Cross-Mentoring. „Die Idee ist, Zuwanderer passend zu ihren Qualifikationen in Unternehmen zu bringen“, erklärt Drichelt. Diese Aufgabe teilen sich die Geschäftspartnerinnen. Kobayashi generiert aus ihrem Netzwerk „Key-Player aus der Hamburger Wirtschaft“, wie sie sagt, und Drichelt hat Kontakte zu Deutschlehrern und Sozialarbeitern aufgebaut, die sie mit Zuwanderern zusammenbringt. Daraus bilden die beiden dann Paare, die genau zueinander passen: Mentoren und Mentees. Zwei Generationen mit jeweils 15 Paaren hat ImpactDock seit Herbst 2015 an den Start gebracht.
Soliman Harkas und Andreas Ollmann sind Teil der zweiten Generation, die im April dieses Jahres gestartet ist. Ein Jahr lang arbeiten die beiden an ihrer gemeinsamen Fragestellung, ihrer Aufgabe, ihrem Ziel. Wie das Mentoring aussieht, ist jedem Paar selbst überlassen. Harkas hat zunächst ein sechswöchiges Praktikum in Ollmanns Firma Ministry gemacht. In Syrien hatte der 25-Jährige Computer repariert und nebenbei Bibliothekswissenschaften studiert. Im Praktikum hat er gelernt, Webseiten zu bauen. Das ist eine der Dienstleistungen, die die Kreativ-Agentur anbietet. Der Beruf des Informatikers interessiert Harkas, darum belegt er weitere Deutschkurse, denn bevor er eine Ausbildung beginnt, möchte er die Sprache beherrschen, um in der Berufsschule mithalten zu können. Andreas Ollmann hilft ihm dabei.
Usama Akel und sein Mentor Andreas Lekebusch sind da schon etwas weiter. Seit April arbeiten die beiden dafür, dass Biesterfeld Spezialchemie im mittleren Osten und Nordafrika aktiv werden kann. Akel ist 50 Jahre alt und 2015 aus Damaskus geflohen, er kennt die Kultur, die Sprache und die Wirtschaft dort. Fast 20 Jahre lang hat er in einer Qualitätskontrolle für Arzneimittel und Wirkstoffe gearbeitet, Biesterfeld Spezialchemie vertreibt Rohstoffe dafür. Ein Paar also, das bestens zusammenpasst, das ist für ImpactDock wichtig. „Usama erstellt gerade ein Screening der entsprechenden Länder für uns. Reaktiv sind wir in diesem Markt schon, aber wir wollen aktiv werden“, erklärt Lekebusch. So helfen sich Mentor und Mentee gegenseitig. Sechs Stunden pro Woche ist Akel aktuell im Büro. Dass daraus mal mehr werden könnte, halten beide für möglich. „Ich möchte arbeiten und die Sprache lernen“, so Akel. Das haben er und Soliman Harkas gemeinsam. Sie beide sind durch Impact- Dock ein Stück weit mehr angedockt an ihre neue Heimat – „und jeder Einzelne profitiert davon“ sind sich alle sechs einig.

 

so können clubmitglieder helfen
Wenn Sie das Cross-Mentoring-Projekt interessiert oder Sie selbst Mentor werden wollen, nehmen Sie Kontakt auf:

ImpactDOCK Hamburg
Rugenbarg 33 c
22549 Hamburg
Tel: +49 17 65 72 81 968
yuki@impactdock.de
www.impactdock.de

 

Text: Alexander Siebert Foto: Martina van Kann