Mit Papier kennt Daniel von Stamm sich aus. Sein ganzes Berufsleben hat er mit der Zettel-Wirtschaft zu tun. Lange Zeit als Hersteller in der Industrie, jetzt als Händler. Der Start bei Jacob Jürgensen war herausfordernd. Bereut hat er den Wechsel nicht.

Sein letzter Ausflug in den Wald ist lange her. So lange, dass sich Daniel von Stamm schon gar nicht mehr genau daran erinnern kann. „Seit ich nicht mehr regelmäßig joggen gehe, komme ich echt selten dorthin“, sagt er und lehnt sich gegen den dicken Stamm einer Fichte. Allerdings ist dieser Baum nicht aus Holz, sondern aus Folie und mit Glas überzogen. Und er steht auch nicht im Wald, sondern hängt an einer Wand in Uhlenhorst.
Es ist der Konferenzraum im Büro der Jacob Jürgensen Gruppe, in den von Stamm zum Gespräch geladen hat. „Wir handeln mit Forstprodukten“, erklärt er und zeigt auf das Wald-Bild, das sich über die komplette Rückwand des Raumes zieht. Holz spielt dabei natürlich eine wichtige Rolle. So ist das fast anderthalb Jahrhunderte alte Unternehmen unter anderem der größte europäische Importeur von sibirischer Lärche, die zum Beispiel als Rundholz oder Schnittholz für die Fertigung von Terrassenböden und Holzzäunen weiterverkauft wird. Aber es gibt noch einen zweiten Bereich: den Handel von Papier und Zellstoffen. Dieses Geschäft verantwortet Daniel von Stamm zusammen mit Stefan Prodöhl, der bereits seit 30 Jahren im Unternehmen und ebenfalls Geschäftsführer ist.
„Wir handeln Papier von überall nach überall“, erklärt der Geschäftsführer ganz simpel. In Wahrheit ist es natürlich komplexer. So besteht das Modell aus vier Geschäften. Das erste ist der Zeitungsdruck. „Hierbei liefern wir Rohpapier an Druckereien“, erklärt von Stamm. Den größten Umsatz macht er mit Papier aus Russland, das er nach Indien verkauft. „Dort gibt es einen Riesenmarkt für Printprodukte“, sagt er. Während dieses Geschäft jedoch aufgrund der Digitalisierung abnimmt, gewinnt ein anderes aus eben diesem Grund dazu: Verpackungspapier. Wenn der Versandhandel durch das Internet wächst, steigt auch die Nachfrage nach Verpackungsmaterial, so die einfache Rechnung. Der dritte Bereich ist das Kopierpapier, also Papier, sogenannte Formatware, für handelsübliche Drucker. Das kauft Jacob Jürgensen in Südostasien und Südamerika und verkauft es im Direktvertrieb z. B. an große Discounter, aber auch an öffentliche Einrichtungen oder Schulen in Deutschland und Italien. Und alles, was sich von diesen drei Bereichen abhebt, wird als Spezialpapier bezeichnet – und im vierten Geschäftsfeld gehandelt.
Alles das erledigt Jacob Jürgensen mit rund 65 Angestellten inklusive eigener IT und Verwaltung aus Uhlenhorst heraus. Für den Bereich Papier und Zellstoff sind 25 Mitarbeiter zuständig – und auch der Geschäftsführer packt operativ mit an. Da passt es gut, dass von Stamm bereits sein ganzes Berufsleben lang mit Papier zu tun hat. Nach dem Abitur 1996 und einem missglückten Semester Sport und Englisch auf Lehramt in Kiel, entschied er sich zur Ausbildung im heimischen Uetersen. Er begann als Industriekaufmann bei der Papierfabrik Feldmuehle AG, wechselte danach ins Controlling und blieb insgesamt fünf Jahre. Dann zog es ihn in den Vertrieb – und zu BillerudKorsnäs in die Hamburger Innenstadt. Hier stieg von Stamm mit Ende 20 vom Sachbearbeiter bis zum Leiter für den globalen Spezialpapiervertrieb auf. Nebenbei machte er zunächst seinen Fach- und danach den Betriebswirt. Er verantwortete unter anderem den Verkauf von Papier, das für die sterile Verpackung von OP-Besteck oder die Herstellung und Lagerung von Edelstahl benutzt wurde. Aber nach 15 Jahren war auch damit Schluss. „Ich hatte 20 Jahre in der Industrie gearbeitet und musste mich entscheiden: wie geht es weiter?“, sagt er.
Für einen Wettbewerber wollte er nicht arbeiten, also wechselte von Stamm in den Handel – zu Jacob Jürgensen. Dort suchte man 2018 einen Nachfolger für Wrold Wroldsen, der in Ruhestand gehen wollte. Aber dann kam alles anders. Wroldsen starb plötzlich – und statt einer ruhigen, geordneten Übergabe musste von Stamm einen Kaltstart hinlegen. „Auch deshalb war mein Einstieg hier sehr heraus fordernd“, sagt der Geschäftsführer, der auch Gesellschafter wurde. Bereut hat er diesen Schritt dennoch zu keiner Zeit. „Ich wollte mich nicht zurücklehnen“, sagt er.
Zum Zurücklehnen ist ohnehin keine Zeit. Auch, wenn der 44-Jährige die Frage nach seiner Arbeitszeit munter weglächelt. Hinzu kommt das viele Reisen. Rund drei Viertel der Geschäfte macht Jacob Jürgensen im außereuropäischen Ausland. Da ist es nur logisch, das der Chef viel unterwegs ist. Ein Problem sei das nicht. „Meine Frau kennt es nicht anders“, sagt er und lacht. Die Eltern eines Sohnes und einer Tochter leben im gemeinsamen Haus in Pinneberg. Seit neun Jahren sind sie ein Paar, seit fünf Jahren verheiratet. „Wir haben uns beim Basketball im VfL Pinneberg kennengelernt“, sagt er. Als 1,94 Meter-Mann hat es von Stamm, auf dem Flügel und als Center unterm Korb, sogar bis in die Regionalliga geschafft. Später war er gleich mehrfach beim Hamburger Triathlon über die Olympia-Distanz am Start. Seinem trainierten Körper ist das durchaus noch anzusehen. Wenngleich er es heute etwas ruhiger angehen lässt. Er spielt Tennis und Golf. Und ab und an geht er laufen, wenn er es schafft, im Wald.

Kontakt
Jacob Jürgensen Papier und Zellstoff GmbH
Hans-Henny-Jahnn-Weg 9
22085 Hamburg
Tel: 040 22 705 – 160
dvstamm@juergensen.de
www.juergensen.de

 

Text: Alexander Siebert Foto: Martina van Kann