Das Unternehmen Rochem ist spezialisiert auf die Aufbereitung des Sickerwassers von Mülldeponien. Firmenchef Markus Beckmann sieht in der Reinigung von extrem verschmutzem Wasser den Markt der Zukunft – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

Augenblick mal. Wie war das noch? Ist das Segelfliegen oder die Freude an Oldtimern ein Erbe vom Vater? Oder ist es die Fotografie, in für die er sich auch begeistert? Man müsste eine Kartei anlegen, um im übervollen Leben von Markus Beckmann nicht den Überblick zu verlieren. „Es ist vor allem die Fotografie“, stellt der Geschäftsführer von Rochem, dem mittelständischen Unternehmen für Wassertechnologie, lachend richtig. „In seiner Dunkelkammer habe ich als Junge meine ersten Filme entwickelt.“ Dabei steht er vom Schreibtisch auf und blättert im speziellen Kalender an der Wand. Ein junges Mädchen – mit Sonnenbrille unterwegs, mit Wasserfontänen beim Baden im Haar, ausdrucksstarke Bilder auch in Schwarz-Weiß. „Giulia, meine Tochter“, sagt der stolze Vater. „Die ist jetzt 13.“
Starke Fotos bringt Markus Beckmann auch von den Einweihungen neuer Wasseraufbereitungsanlagen mit, die der mittelständische Spezialist aus Wilhelmsburg in der ganzen Welt installiert. Dazu eine grundsätzliche Frage: „Der Mann, der vor 2000 Jahren Wasser in Wein verwandelte, wird noch heute angebetet. Sind Menschen und Firmen, die aus Salzwasser Trinkwasser machen können, auf unserer immer wärmer und damit auch durstiger werdenden Erde nicht neue Heilsbringer?“
Der Chef des Unternehmens (die Firma Rochem betrieb zuerst Handel mit Chemikalien in Rotterdam) lächelt und überlegt: „Wir sind zwar damit groß geworden, dass wir mit Schiffen das Salz aus dem Meerwasser herausfiltern. Um damit die Welt zu retten, ist der Aufwand doch zu groß und die Mengen an Trinkwasser zu klein. Größeren Umsatz machen wir inzwischen mit der Aufbereitung des Sickerwassers von Mülldeponien. Extrem verschmutztes Wasser aufzubereiten, darin sehen wir den Markt der Zukunft.“
Erneut holt Markus Beckmann ein Foto aus einer Mappe. Zwei billige Plastikflaschen. Die eine ist gefüllt mit einer braunen Brühe, die selbst auf dem Papier Ekel erzeugt. „Das ist Sickerwasser einer riesigen Mülldeponie in Kiew“, erzählt der gelernte Schlosser und diplomierte Wirtschaftsingenieur. „Was herauskommt, wenn es durch unsere Anlage gelaufen ist, das ist rechts in der Flasche.“ Klares, völlig reines, also destilliertes Wasser.
Das Reinigungsverfahren ist im Prinzip einfach. Die mit vielen Chemikalien und Faulstoffen verdreckte Brühe wird mit hohem Druck durch Zylinder gepresst, die mit Membranfiltern gefüllt sind. Die Filter aus Italien (auch Rochem gehört zu einem italienischen Familienkonzern) bestehen aus speziell beschichtetem Papier. Die hochwertigsten Filter sind so fein, dass sie auch kleinste Mineralteilchen im Nanobereich zurückhalten.
Markus Beckmann setzt auf die Zukunft. „Durch den nachhaltigen Umgang mit Wasser tun sich für uns ganz neue Märkte auf. Das fängt bei Biogasanlagen in der Landwirtschaft an, geht über Molkereibetriebe bis hin zu Textilunternehmen, für uns beispielsweise in Äthiopien und Indien. In Shanghai bauen wir mit einem chinesischen Partner gerade ein neues Unternehmen auf“, sagt Beckmann.
Rochem, der Spezialist mit 28 Mitarbeitern, ist in einer kleinen Sackgasse in Wilhelmsburg zu Hause. Von hier aus aber haben Markus Beckmann und sein Team die ganze Welt im Fokus. „Viel unterwegs zu sein bringt wieder den Bezug zur Wirklichkeit“, sagt der Hobbysegelflieger, den in der Einsamkeit dort oben gelegentlich ein Bussard besucht. „Dieser Bezug geht uns in Deutschland ja verloren. Wir halten doch geradezu störrisch am Alten und lange Bewährten fest. Es geht uns Deutschen noch immer zu gut. Draußen in der Welt aber erkennt man, wie gefährlich das ist.“
Markus Beckmann selbst hat durch das Vorbild seines Vaters, auch ein Ingenieur und Praktiker, seinen Weg zum Erfolg gefunden. „Bei meiner Tochter achte ich deshalb besonders darauf, dass sie neugierig auf die Welt blickt und auf alles Fremde offen zugeht.“
Ein Mitarbeiter steckt den Kopf durch die Tür. „Wir warten auf Dich“, mahnt er. Schnell noch eine Frage: „Warum sind Sie neues Mitglied im Business Club?“ Die Antwort ist vielfältig, wie der ganze Mensch. „Mit Norbert Wüpper habe ich vor Jahren an einer Oldtimer-Rally teilgenommen“, sagt Markus Beckmann. „Seitdem kennen wir uns. Wir veranstalten regelmäßig Tagungen im Club. Die Atmosphäre im Club ist sehr offen und freundlich, das überträgt sich auf die Gespräche. Ich bin gerne dort.“

 

Kontakt
Rochem Water Treatment GmbH
Seegelkenkehre 3
21107 Hamburg
Tel: 040 37 49 52 20
info@rochem.de
www.rochem.de

 

Text: Norbert Scheid Foto: Martina van Kann