Er hat Theaterpädagogik studiert und eine Ausbildung zum Körpertherapeuten gemacht. Dann gründete Hato Nordeck ein erfolgreiches IT-Unternehmen. Inzwischen hat er ein neues Themenfeld entdeckt: Er bietet Firmen Seminare zum Thema „agiles Arbeiten“ an.

Das Kesselhaus in der HafenCity hat einst die gesamten Speicher mit Wasserdampfenergie versorgt. Heute sind in dem denkmalgeschützten Gebäude, gelegen am Sandtorkai, nicht nur ein Info- Center, das einen Überblick über die Entwicklung des jungen Stadtteils gibt, und eine Anwaltskanzlei zu Hause, sondern auch die Nordeck IT + Consulting. Dieses seit zehn Jahren bestehende Unternehmen, gegründet von Hato Nordeck, 45, ist ein gutes Beispiel dafür, was einst der Zukunftsforscher Robert Jungk so formuliert hat: „Die Welt kann verändert werden. Zukunft ist kein Schicksal.“
Hato Nordeck lebt im Prinzip genau nach dieser Erkenntnis seines einstigen Idols. In seinen jungen Jahren in Göttingen war er in der Umweltbewegung aktiv, reiste in die Dominikanische Republik und nach Nicaragua, um ökologische Vorhaben voranzubringen. Er hat Projektwerkstätten entwickelt – selbstorganisiert, ohne Verbandsstrukturen. Und diese Idee von einem agilen, also einem flexiblen und selbstverwalteten Arbeitsstil hat ihn bis heute nicht losgelassen. Wobei: Bis er als Quereinsteiger zum IT-Spezialisten wurde, hat er Theaterpädagogik und Kunsttherapie studiert und macht zur Zeit eine Weiterbildung als Körpertherapeut.
Wie kommt so jemand in diesen eher technischen Bereich? „Alles hängt mit allem zusammen“, sagt Hato Nordeck dann, der zunächst bei einer Medienagentur als Webentwickler begann. Sein Unternehmen, in dem inzwischen zwanzig Mitarbeiter beschäftigt sind – mit zum Teil internationalem Hintergrund (etwa Syrien, Brasilien, Weißrussland) und sehr unterschiedlichen Ausbildungen (eine promovierte Theaterwissenschaftlerin ist auch dabei) –, hat sich gewandelt. Vor vier Jahren war die Nordeck IT + Consulting noch eine reine Entwicklungsfirma, die anderen Betrieben eine Software schrieb oder sie in IT-Fragen beriet. Inzwischen nimmt dieser Zweig nur noch 50 Prozent ein. Der andere Teil ist eine Art Akademie, in der Seminare zum „agilen Arbeiten“ angeboten werden.
Denn, so Hato Nordeck: Eine Arbeitsweise, in der formelle Hierarchien wegfallen und sehr offen diskutiert wird, führt normalerweise zu mehr Motivation der einzelnen Mitarbeiter. Es ist ein Coaching sowohl für IT als auch für Führungskräfte und sogenannte Scrum-Master. Scrum ist eine agile Methode in der Softwareentwicklung. Das Entwicklerteam leitet sich selbst und benötigt keinen Projektleiter. Der Scrum-Master dient hier als Moderator und Vermittler zwischen den verschiedenen Rollen und sorgt zudem dafür, dass der Entwicklungsprozess nicht abbricht. Auch das „Agile Dinner“ gehört zum Programm. Das ist ein Essen, in dem zweimal im Jahr Kontakte gepflegt werden können.
Und weil Hato Nordeck davon überzeugt ist, dass die Wirtschaftswelt neue Methoden braucht, hat er das Netzwerk für Unternehmenskultur und Wandel (NUUW) gegründet. Das ist ein Zusammenschluss von Trainern, Coaches und Unternehmen, die in diesem Bereich arbeiten und keinen IT-Schwerpunkt haben. Hierzu zählen Psychologen genauso wie Kommunikationsund Finanzprofis. Hato Nordeck erzählt eine Geschichte, die so stattgefunden hat: In einem Unternehmen gab es bei einem ITTeam so viele Konflikte, dass es nie seine Ziele erreichte. Man schickte zur Unterstützung des Teams eine Psychologin, die in vielen Einzelcoachings eine Menge Probleme auflöste. Zusätzlich gab es organisatorische Veränderungen, die zu größerer Effizienz führten. Seitdem erreicht das anfangs so zerstrittene Team wieder seine Ziele.
Hato Nordeck sagt über sein eigenes Glück: „Für mich ist es sinnstiftend, wenn andere zufrieden zusammenarbeiten.“ Das versucht er natürlich auch im eigenen Haus, das seit August 2018 das „Hamburger Familiensiegel“ trägt. Das ist eine Auszeichnung für familienfreundliche Unternehmen. Da kann schon einmal eine Mitarbeiterin ihren Sohn mitbringen, es gibt halbe Stellen für Eltern und Job-Sharing-Modelle. Manches kann auch im Homeoffice erledigt werden. Und die Firma hat einen Frauenanteil von 50 Prozent. Eigentlich liegt in der IT-Branche der Geschlechteranteil zugunsten der Männer bei 85 Prozent. Barbara Nordeck, die Ehefrau des Chefs, der zu seinen Angestellten ein Verhältnis auf Augenhöhe hat, ist ebenfalls im Unternehmen als Grafikdesignerin tätig. Sie ist sehr zufrieden mit der Firmenpolitik. „Ich bin stolz auf meinen Mann“, sagt sie.

 

Kontakt
Nordeck IT + Consulting GmbH
Am Sandtorkai 30
20457 Hamburg
040 60 94 45 78
info@nordeck.de
www.nordeck.net

 

 

Text: Jörg Marwedel Foto: Martina van Kann