Sogar zum Essensbesuch bei den Eltern trägt er Anzug. Leger natürlich, aber immer mit Stil. Ganz so wie Paisley-Inhaber Pedram Nejad seine Maßschneiderei im Hanseviertel versteht. Neuerdings lieben auch die HSV-Spieler seine Designs.
Dieser Tag beginnt ganz anders als gewöhnlich für Pedram Nejad – ruhiger definitiv und vielleicht auch ein wenig entspannter. Sein Handy ist defekt, und das bedeutet: Keine frühen Anrufe, keine Nachrichten. „Manchmal werde ich sogar nachts kontaktiert, aber das ist in Ordnung, denn viele meiner Kunden sind längst so etwas wie Freunde für mich“, sagt der 44-jährige Inhaber von Paisley, der es sich seit sechs Jahren zur Aufgabe macht, Männern das perfekte Outfit auf den Leib zu schneidern. Und nicht nur das: Oftmals prägt der Hamburger auch den Stil seines Gegenübers. Fast unmerklich und nicht selten bloß durch die Veränderung kleiner Details. „Ich verkaufe nicht, ich höre zu und berate“, sagt Pedram Nejad. „Bei mir steht der Mensch im Vordergrund, der so individuell ist wie ein Fingerabdruck. Meine Aufgabe ist es, die perfekte Hülle zu schaffen.“
Der Stil-Experte sieht sich als Dienstleister. Die eigene kreative Leistung in den Vordergrund zu stellen ist definitiv nicht seine Art. Sicher auch ein Grund, warum es so viele Stammkunden sind, die ihn in schöner Regelmäßigkeit im Hanseviertel aufsuchen. Hier, in diesem eleganten Mikrokosmos mit dunkelgrauen Wänden, schwarzen Ledermöbeln, Fotografien von männlichen Ikonen und einem kleinen Barwagen, blättern sie in dicken Büchern mit edlen Anzugstoffen von Tuchherstellern wie Loro Piana oder Scabal, denken über einen neuen Mantel nach, bestellen Hemden oder nehmen gleich eine Schleife oder neue Schuhe mit. Kein auffälliges Logo ist auf den Kleidungsstücken zu entdecken, allein an den angeschrägten Taschen mag der Kenner das Sakko von Paisley erkennen. Gefertigt wird in Portugal und Italien, in der Regel nimmt die Produktion drei bis vier Wochen in Anspruch.
„Es erfordert Vertrauen, sich aufeinander einzulassen, deshalb dauern Termine manchmal gleich mehrere Stunden,“, sagt Pedram Nejad, der selbst einen eleganten Dreiteiler trägt. Ganz normal für den 44-Jährigen, der selbst zum Sonntagsessen bei seinen Eltern im Anzug erscheint. „Dann natürlich in einer etwas bequemeren Variante. Ich fühle mich nicht verkleidet, sondern gekleidet, wenn ich einen Anzug trage. Das hat für mich mittlerweile etwas mit der Haltung zum Leben und zu meiner Umwelt zu tun.“ Jeans? Finden sich tatsächlich keine im privaten Kleiderschrank des Maßschneiders. Dafür aber Outfits, die etwas mutiger sind. „Farben wie Flieder oder Grün, farbige Karos oder Streifen sind sicher ungewöhnlich für den Hamburger Mann. Trotzdem findet er es manchmal spannend, solche Looks an jemand anderem zu sehen.“
Wenn der 44-Jährige erzählt, strahlt er eine große Ruhe aus. Dass er so genau weiß, wovon er redet, ist nicht verwunderlich, denn nach einem kurzen Abstecher an die Universität, wo er Medizin studiert hat, hat der gebürtige Kieler schon früh begonnen, in der Textilbranche zu arbeiten. Zunächst in der väterlichen Näherei in Hamburg, wo er 2002 die Leitung übernehmen musste, als sein Vater aus gesundheitlichen Gründen ausfiel. „Eine sehr stressige Zeit für mich, da mir das Handwerk fremd war und die Verantwortung übergroß erschien.“ Es dauerte eine Weile, bis sich Pedram Nejad das nötige Wissen vor allem über Schnitte angeeignet hatte, um diesen Job nicht nur als Bürde, sondern auch als Chance zu begreifen. „Nach der Rückkehr meines Vaters machte ich mich kurz mit einer eigenen Manufaktur selbstständig. Etwas später entschieden wir jedoch, unsere Kräfte zu bündeln.“ Neun Jahre lang arbeitete Pedram Nejad erfolgreich für PR Moden, baute das Unternehmen aus und gewann immer mehr Kunden vor allem aus der Werbe- und Messebranche. Dazu schneiderte er für Hamburger Marken wie Katharina Hovmann, Estomo oder Karin Miller. Ende 2010 beschloss er, noch mehr seinem kreativen Talent nachzugehen und wurde Designer und Produktionsleiter beim aufstrebenden und später strauchelnden Label Herr von Eden. Eine chaotische Zeit für den so ordnungsliebenden Kreativen, aber durchaus lehrreich. „2013 eröffnete ich endlich mein eigenes Paisley-Atelier an der Rothenbaumchaussee, das sich so positiv entwickelte, dass ich bereits ein Jahr später den Sprung in die Innenstadt wagte.“
Im Hanseviertel hat Pedram Nejad schon Thomas Gottschalk, Sky du Mont und Roger Cicero zu Gast gehabt. Mittlerweile unterhält der Hamburger überdies ein Atelier in Starnberg, in dem er regelmäßig anzutreffen ist, und auch in Frankfurt und Berlin entstehen gerade weitere Dependancen. „Es kommen zudem immer mehr Frauen, die sich für Maßgeschneidertes interessieren“, sagt Pedram Nejad, der sogar treue Kunden in Brasilien, in den USA und in Russland hat. Kein Wunder, dass die Arbeitszeit des Maßschneiders mehr als ausgefüllt ist. Auch an diesem Tag steht schon der nächste wichtige Termine an: Es geht zum HSV, dessen Führungsteam und Spieler exklusiv von Paisley ausgestattet werden.
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