Erfolgreicher Unternehmer, ehrenamtlicher Arbeitsrichter und Dozent an der Berufsakademie. Sven Boevelka hat viele Ideen und Interessen. Eine Sache liegt ihm besonders am Herzen: die erstklassige Ausbildung junger Handwerker.

Schuld war eigentlich das Business Club Magazin. Sven Boevelka erinnert sich genau an jenen Silvestermorgen 2015. „Ich schlug das club! Magazin auf, und es fiel ein Flyer mit Informationen über die Nordakademie heraus. Ich nahm ihn in die Hand und las mit Interesse die Angebote zu den Studiengängen”, sagt er rückblickend. Sofort recherchierte der Diplom-Ingenieur im Internet alles Wissenswerte über die Studienmöglichkeiten bei der privaten Hochschule für Wirtschaft. Das Programm begeisterte ihn. Noch am selben Tag meldete sich der Chef von 35 Mitarbeitern fürs Studium der Betriebswirtschaftslehre an.
Lebenslanges Lernen ist einer der Glaubenssätze des 51-Jährigen. Nach dem Studium der Elektrotechnik begann Boevelka bei der Ingenieurgesellschaft ROM zu arbeiten. Doch schnell stellte er fest, dass es kein partnerschaftliches Arbeiten war, er sich nicht weiterentwickeln konnte. „Ich wollte mein eigener Herr sein”, sagt er. Der Elektrofachmann nahm sich vor, zwei Jahre als Selbstständiger im Blaumann auf der Baustelle zu arbeiten. Danach wollte er sich um die Planung und Realisierung von Projekten kümmern und die Arbeit auf der Baustelle seinen Mitarbeitern überlassen. Nach 23 Monaten bekam er das Angebot, die alteingesessene Hamburger Elektrofirma Herford zu übernehmen – und er griff zu. Seit 2000 führt er mit Ehefrau Kerstin die Herbert Herford GmbH in eigener Regie.
Zu den vornehmlichen Arbeiten von Boevelka und seinem Team gehört die elektrische Ausstattung von gewerblichen Wohn- und Bürohäusern. Ein hart umkämpfter Markt in der Hansestadt. Deshalb hat Sven Boevelka seine eigene Philosophie entwickelt, mit der er versucht, potenzielle Kunden zu überzeugen. „Wir bieten individuelle Lösungskompetenz und Einsatzbereitschaft. Es gibt für jedes Problem eine technische Lösung – und die wird von uns auch erwartet”, sagt er. Dass das Handwerk nicht immer den Stellenwert genießt, den es verdient, stört den Firmeninhaber. „Wenn man uns mit dem Automobilbau vergleicht, bauen wir jeden Tag Prototypen. Auf der Baustelle gibt es immer wieder Situationen, in die wir uns neu reindenken müssen”, erklärt der Experte.
Dafür benötigt der Unternehmer gutes Personal, das er sich selbst heranzieht. Die Ausbildung des Handwerkernachwuchses liegt ihm besonders am Herzen. „Wir versuchen schon frühzeitig, junge Leute dahingehend zu befähigen, selbst vor Ort Entscheidungen zu treffen. Es ist es besser einmal eine falsche Entscheidung zu treffen als gar keine”, sagt Boevelka. Seit 2018 nimmt er mit seinem Unternehmen am Förderprogramm des Bundesministeriums für Forschung und Entwicklung teil, bei dem es um eine Studie für kooperatives Lernen im Handwerk geht. Dem Unternehmer ist wichtig, dass die jungen Mitarbeiter von Beginn an Verantwortung für ein Projekt übernehmen. Wenn zum Beispiel ein Kunde neue Schalter und Steckdosen haben möchte, muss der Azubi den gesamten Prozess von der Projektplanung, über die Materialbestellung bis zur Ausführung der Arbeit penibel dokumentieren. Zudem gibt es das LIKA-Mobil (Lernen im Kundenauftrag), mit dem die Nachwuchskräfte in Begleitung von erfahrenen Handwerkern zu den Kunden fahren und nach Absprache mit diesen die Aufträge ausführen. „Die Auszubildenden werden zwar ins kalte Wasser geworfen, aber sie gehen bei uns durch die Lebensschule.”
Lernen als Lebenseinstellung – Sven Boevelka macht es den Mitarbeitern vor. Zwei Jahre lang hat er die Schulbank in der Nordakademie für den Abschluss in BWL gedrückt. Neben dem Fulltime-Job als Firmenchef, versteht sich. „Ich hatte das Gefühl, noch nicht als Unternehmer fertig zu sein”, sagt er. „Auch wenn es stressig war, ich habe die Zeit genossen.” Vor allem die Themen „Strategische Unternehmensführung” und „Verkaufspsychologie” interessierten ihn. Im Rahmen des Studiums hatte er eine Studie über die Wünsche der Kunden ans Elektrohandwerk durchgeführt und dafür deutschlandweit Interviews mit Kunden und Unternehmern geführt. „Diese Gespräche waren der Hammer. Allein dafür hat sich das Studium gelohnt”, sagt Boevelka. Das erlangte Wissen gibt er als Dozent inzwischen sogar in Seminaren für Ingenieure an der Berufsakademie weiter.
Ein weiteres Betätigungsfeld hat Sven Boevelka beim Hamburger Arbeitsgericht gefunden. Seit 16 Jahren ist er als ehrenamtlicher Richter dabei. Mittlerweile in der höchsten Instanz, dem Landesarbeitsgericht. Warum er auch noch diesen Job übernommen hat? „Ich musste einmal einen Mitarbeiter entlassen und dafür sehr viel Geld bezahlen. Das hat mich geärgert, denn ich fühlte mich im Recht. Der Unternehmerverband suchte ehrenamtliche Richter und weil ich lernen wollte, wie das Arbeitsrecht funktioniert, habe ich mich entschieden mitzumachen”, erklärt er. Da ist es wieder – das lebenslange Lernen.

 

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Text: Achim Schneider Foto: Martina van Kann