Von der Krankenschwester zur Geschäftsführerin: Seit mehr als 40 Jahren arbeitet SABINE WEISS im Gesundheitswesen. Erst pflegte sie Patienten, heute entwickelt sie digitale Lösungen für die Branche – sie will den Wandel in der Gesundheit mitgestalten.

Man könne einfach nur einen Job machen, sagt Sabine Weiß, „oder man kümmert sich um Menschen“. Wer sich mit ihr über ihr Leben unterhält, über ihre Arbeit und über ihre aktuelle berufliche Aufgabe, der merkt schnell: Weiß hat sich für die zweite Möglichkeit entschieden.
Seit mehr als 40 Jahren arbeitet die 61-Jährige in der Pflege. Einen Job, den sie „Berufung“ nennt. „Wer Menschen pflegt, muss Menschen mögen“, erklärt sie. Also hat sie gleich nach der Fachhochschulreife 1977 eine Ausbildung als Krankenschwester angetreten. Es folgten Stellen auf verschiedensten Stufen der Karriereleiter: als Krankenschwester, Stationsleiterin im Krankenhaus und Pflegemanagerin. Sie wechselte zu RENAFAN, einem Dienstleister in der ambulanten Pflege, für den sie zunächst das Kunden- und Qualitätsmanagement verantwortete, die RENAFAN Akademie weiter ausbaute und später das China-Geschäft mit voran trieb. Vor drei Jahren wechselte sie zu KCS Medical, ein medizinischer Personaldienstleister. Aber statt um die Vermittlung von Fachkräften übernahm sie eine andere, spannende Aufgabe: Sie wurde Geschäftsführerin der ausgegründeten COD Project GmbH. Ihre neueste Herausforderung.
Die Abkürzung COD steht für Consulting, Organisation, Development. „Das ist es, was wir tun“, sagt Weiß. „Wir beraten Krankenhäuser, helfen bei der Organisation und entwickeln digitale Lösungen für das Gesundheitswesen.“ Insbesondere die Digitalisierung der Branche beschreibt sie als echte Mammutaufgabe. Aber die erfahrene Geschäftsfrau weiß, worauf sie sich eingelassen hat. Sie kennt die Probleme in den Krankenhäusern und Kliniken, weiß um die Schwierigkeiten der Dienstleister und versteht die Sorgen der Patienten. In ihrem neuen Job kann sie die ganze Erfahrung einbringen, die sie während ihres Berufslebens gesammelt hat. 2005 zum Beispiel ging Weiß für ein Praktikum in die USA und beobachtete dort, „wie Digitalisierung im Gesundheitswesen auch anders funktionieren kann. In Deutschland gehören Faxgeräte noch immer zum Standard“. In China habe sie gelernt, Probleme zu lösen – indem man sie einfach umgeht und dadurch eine neue Perspektive bekommt. „Wir beschäftigen uns viel zu sehr mit dem Problem statt mit der Lösung.“
Ihre Erkenntnisse hat Weiß in die Praxis umgesetzt. Beispielsweise mit der Software CODmove. Die Plattform hilft Krankenhäusern und Versorgern beim sogenannten Entlassungsmanagement, beim Wechsel der Patienten von stationärer in ambulante Behandlung, dem Thema ihrer Abschlussarbeit zur Pflegemanagerin. Das Krankenhaus gibt an, was der Patient braucht. Die Nachversorger stellen es bereit. CODmove bringt beides zusammen – und der Patient, um den es bei alldem geht, der im gesamten Prozess bisher jedoch kaum eine Rolle spielte, muss nur noch wählen, denn seine Entscheidung ist maßgeblich. „Wir wollen den Wandel gestalten“, erklärt Weiß. CODmove sei da nur ein erster Schritt. „Ich will Menschen an die Hand nehmen und ihnen Wege aufzeigen“, sagt sie.
Ihr persönlicher Weg führte die gebürtige Norddeutsche quer durch die Republik. Sie heiratete in West-Berlin, zog für ihre eigene oder die Arbeit ihres Mannes über München, Heidelberg und Potsdam erneut in die Hauptstadt und kam schließlich zurück in den Norden. Vor den schleswig-holsteinischen Toren Hamburgs lebt sie mit drei Generationen unter einem Dach. „Versäumt nie, Familie zu gründen“, rät die vierfache Mutter und bald fünffache Großmutter. Anlass für ihre Heimkehr war die Pflege des erkrankten Vaters, eine Selbstverständlichkeit für sie. Aber auch beruflich hat Weiß die Verbindungen zu ihren Wurzeln in der Pflege nie verloren. „Würde mich das Krankenhaus anrufen und fragen, ob ich heute den Nachtdienst übernehmen kann, dann wäre ich da“, sagt sie. Es fällt nicht schwer, ihr das zu glauben.

 

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sweiss@cod-project.de
www.cod-project.de

Text: Alexander Siebert Foto: Martina van Kann