Ein Berufsleben wie im Zeitraffer: Nicolai Voss wollte unbedingt Maler werden. Nach der Meisterschule übernahm er mit 21 Jahren die Geschäftsführung bei dem tradionsreichen Malereibetrieb Otto Gerber. Seit 2005 gehört ihm das Unternehmen.

Wenn Nicolai Voß mit seinem Auto durch Hamburg fährt, dann hat er meistens ein Lächeln im Gesicht. Man könnte nun glauben, dass der 43-Jährige einfach ein Mensch ist, der ständig gute Laune hat. Doch der Grund für sein Lächeln ist noch ein anderer – es ist die pure Freude am bisher Erreichten. Denn ganz gleich, ob das mondäne Hotel Atlantic oder das gediegene Vier Jahreszeiten, die Laeiszhalle oder die vielen Justizgebäude in der Stadt – der gelernte Maler Nicolai Voß hat entweder persönlich oder mit Hilfe der Mitarbeiter seines Unternehmens bei unzähligen Gebäuden seine Handschrift hinterlassen.
Als junger Mann wollte Voß unbedingt Handwerker werden. Vater und Urgroßvater verdienten schon mit bunter Farbe ihr Geld, was lag also näher, als eine Lehre zum Maler zu absolvieren? Es war sozusagen „eine logische Konsequenz“. „Die Malerei ging mir gut von der Hand und hat mir Spaß gemacht“, erklärt Voß. Damals wohnte er in Prisdorf vor den Toren Hamburgs, aber das Handwerk wollte er „in der großen Stadt“ erlernen. Nicolai bewarb sich bei einem kleinen Malereibetrieb und bekam die Ausbildungsstelle. Seitdem verlief sein beruflicher Werdegang fast wie im Zeitraffer. Nach seinem Wechsel zum Malereibetrieb John Lewien übernahm er bereits als junger Geselle die Leitung auf Baustellen und musste sich vor gestandenen Altgesellen bewähren, wenn es darum ging, die hohen Qualitätsansprüche des Unternehmens durchzusetzen. Eine große Herausforderung für einen jungen Menschen, der gerade die Lehre hinter sich gebracht hatte. Und gleichzeitig ein großer Vertrauensbeweis.
Das bestimmte Auftreten und sein Durchsetzungsvermögen gefielen dem Unternehmer Claus Lewien. Der hatte den Malereibetrieb Otto Gerber von dessen Namensgeber gekauft und wurde zum größten Förderer des engagierten Mitarbeiters. Vielleicht auch deshalb, weil er die Unternehmer-DNA bei dem ehrgeizigen Gesellen durchschimmern sah. Mit 20 Jahren wollte Nicolai Voß die Meisterschule besuchen, aber als junger Familienvater konnte er sich das nicht leisten. „Lewien unterstützte mich und ermöglichte mir somit die Meisterschule“, sagt der Geschäftsmann. Das Tempo, in dem der gelernte Meister im Unternehmen reüssierte, ist beeindruckend. „Nach eineinhalb Jahren wurde ich gefragt, ob ich das Unternehmen als Geschäftsführer leiten will“, erinnert sich Voß. Er war sehr jung, aber es fühlte sich richtig an. Da hat er einfach Ja gesagt.
Damals, Ende der 90er Jahre, war die Baubranche in der Krise. Öffentliche Aufträge blieben aus, der Wohnungsbau stagnierte. Lediglich acht Gesellen waren in der Firma beschäftigt. „Es war eine schwierige Zeit, und ich musste richtig kämpfen, um mich zu behaupten.“ Dabei hatte der junge Geschäftsführer durchaus pfiffige Ideen und zeigte Biss, um Aufträge für sein Unternehmen reinzuholen. Bei einem potenziellen großen städtischen Auftraggeber wurde er so oft ungefragt vorstellig, bis der Verantwortliche ihm einen Auftrag erteilte. Das Problem: Es mussten drei Büros von Freitag bis Montagmorgen komplett renoviert werden. Da Voß für das Wochenende keine verfügbaren Maler fand, erledigte er den Auftrag kurzerhand selbst: „Da habe ich das ganze Wochenende durchgearbeitet. Am Montagmorgen war der letzte Farbstrich erledigt“, sagt er stolz. Von da an erreichten ihn die Aufträge beinahe von selbst.
2005 hat Nicolai Voß das Unternehmen, in dem er seine ersten beruflichen Schritte gemacht hat, übernommen, und es ist eine echte Erfolgsstory geworden. Inzwischen hat Voß mit dem Zukauf zweier Firmen expandiert und beschäftigt heute 125 Mitarbeiter. „Wir sind gut aufgestellt“, sagt er. Nur der qualifizierte Nachwuchs bereitet ihm Kopfzerbrechen. Deshalb hat er mit seiner Marketingabteilung eine Ausbildungsinitiative auf den Weg gebracht. „Wir haben mit kleinen Kärtchen und Plakaten an verschiedenen Schulen auf die Malerausbildung in unserem Betrieb und die damit verbundenen Karrieremöglichkeiten aufmerksam gemacht. Mit großem Erfolg. „Wir haben 30 Bewerbungen erhalten und konnten uns sogar den Luxus leisten, zu selektieren“, sagt Voß zufrieden. Bedenkt man, dass in einem Ausbildungsjahr an der Berufsschule insgesamt 100 Maler sind, ist das ein riesiger Erfolg.
In seiner Freizeit ist der passionierte Tennisspieler des TC Alsterquelle genauso durchgetaktet wie im Business. Ein Abend gehört der Lebensgefährtin, einer der jüngsten Tochter, an einem Abend macht er Sport und wann immer es geht, besucht der Förderer der Elbphilharmonie das kultige Konzerthaus.
Wenn mal nichts weiter auf dem Plan steht, dann fährt er ins Büro. Denn dort fühlt sich der Unternehmer wie zu Hause.

 

Kontakt
Malereibetrieb Otto Gerber GmbH
Ruwoldtweg 1
22309 Hamburg
049 6 54 98 60
maler@otto-gerber.de
www.otto-gerber.de

 

Text: Achim Schneider Foto: Martina van Kann