Die Stofffirma The Creative Club aus Schenefeld versorgt online in vielen Ländern den Markt für Handarbeitszubehör. Geschäftsführer DR. ANDREAS SEIFERT plant schon den nächsten Schritt: Das Unternehmen soll weltweit die Nummer 1 werden.

Er wollte in seiner Jugend beim Karlsruher SC Fußballprofi wie sein Vater werden. Der Verein, der auch die späteren Nationalspieler Oliver Kahn und Mehmet Scholl hervorbrachte. Doch Andreas Seifert, promovierter Doktor der Betriebswirtschaft, hatte andere Ideen. Er wollte bereits früh „positiven Einfluss“ auf Dinge nehmen. Schon damals besuchte er auch Vorlesungen in Soziologie und Psychologie.
Gewonnen hat schließlich die Mutter, die Schneiderin war. Als Geschäftsführer von „The Creative Club“ verfügt Dr. Andreas Seifert vor allem über Stoffe, die in meterhohen Regalen in Schenefeld an der Stadtgrenze von Hamburg lagern. Auch Knöpfe, Scheren, Nadeln und Schnittmuster sind bei den 4000 bestellten Paketen dabei, die durchschnittlich täglich verschickt werden. Andreas Seifert denkt nicht gerade kleinkariert. Er will mit seinem E-Commerce-Unternehmen „das Amazon der Kreativen“ werden, der weltweite Marktführer für Handarbeitsbedarf. Schon jetzt ist der Betrieb die Nummer eins in Europa.
„Immerhin ein Drittel aller Frauen in Deutschland näht mindestens gelegentlich, damit nähen hier doppelt so viele Menschen wie Fußball spielen“, sagt der gebürtige Badener, der wegen des Berufs des Vaters teilweise in Belgien aufwuchs. Aber neben dieser großen Kundengruppe und einem guten Konzept hat seine Firma auch von der Pandemie „Rückenwind bekommen“. Als die Menschen zu Hause bleiben mussten, hätten viele ihre Nähmaschinen wieder herausgeholt, erzählt er.
Die Kunden, überwiegend Frauen, fühlen sich oft „stolz“, wenn sie etwas Individuelles angefertigt haben. Es trage zu ihrer Entspannung bei, sagen über 90 Prozent der Befragten. „Wir handeln ja auch mit etwas Schönem“, betont Seifert. Das Unternehmen sei inzwischen eher eine „Bewegung“ als eine Fabrik. Man sorge dafür, dass die „Communities zusammenkommen“.
Die Firma betreibt 15 Portale, die sich mit dem Do-it-yourself- Thema befassen. 2003 ging es unter den Gründern, den Gebrüdern Haack, mit dem E-Commerce los – die Internetseite stoffe.de. war der Beginn. Irgendwann reichte das nicht mehr, man schrieb rote Zahlen. Als Seifert 2016 den Betrieb übernahm, hatte er eine gute Idee. Er überzeugte den englischen Investor Tom Singh, Gründer der britischen Modekette „New Look“, von seinen Expansionsideen. So sehr, dass dieser sagte: „No one can stop us“, niemand kann uns aufhalten. Allein während der Pandemie stiegen die Erlöse von 40 Millionen Euro auf über 50 Millionen für das Unternehmen, das erst im Juli in „The Creative Club“ umbenannt wurde. Vorher hieß es fabfab (fabulous fabrics). Der neue Name soll auch für die Weiterentwicklung stehen. Andreas Seifert entschuldigt sich manchmal für das „Denglisch“, wenn er geschäftliche Hintergründe erklärt. Die Website des Unternehmens ist nur noch englischsprachig. Immerhin deckt Deutschland schon jetzt nur noch 50 Prozent des Marktes ab.
Ost-Europa, Südamerika und vor allem die USA sind die nächsten Ziele für das Unternehmen, das derzeit etwa 337 Mitarbeiter aus 35 Nationen beschäftigt. Um den Markt in Großbritannien mit seinen immerhin 10 Millionen potenziellen Kunden wieder anzukurbeln, erwägt man sogar, ein Tochterunternehmen auf der Insel zu gründen. Denn die Brexit-Probleme (Logistik und Zoll) führten zu einem Einbruch. Vorher lag Großbritannien hinter Frankreich auf Platz drei.
Andreas Seifert arbeitete früher für Barclaycard und ist seit neun Jahren auch Gesellschafter und Beirat der Berlin Brands Group. Die „bauen“ E-Commerce-Marken etwa im Bereich Küchengeräte, Sport oder Audio. Er ist ein moderner Chef. Der sportliche Typ führt das Unternehmen, das „hungrige Talente und kreative Entwickler“ fördern will, nach einem, wie er sagt, „humanistischen Modell“. Die Leute können nach ihrem eigenen Biorhythmus arbeiten, der Hund darf mitgebracht werden, Obst steht bereit. Und Seifert kann nicht glauben, wie viele Arbeitgeber noch immer Angst haben vor dem Homeoffice.
Er hat seine Leute schon vor dem ersten Lockdown im März 2020 nach Hause geschickt, die technischen Möglichkeiten waren da. Natürlich gehört Vertrauen dazu, sagt Andreas Seifert. Bisher ist er von den hungrigen Talenten nicht enttäuscht worden.

KONTAKT
The Creative Club
Osterbrooksweg 35-45
22869 Schenefeld
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www.thecreativeclub.com

 

 

Text: Jörg Marwedel Foto: Martina van Kann