Er war geschäftsführender Gesellschafter bei Mediaplus und für ein großes Team verantwortlich. Dann gab ANDREAS BAHR, für den Veränderung die wichtigste Konstante ist, den Job auf und gründete mit Partner Géza Unbehagen die Fluent AG – mit drei Mitarbeitern.

Andreas Bahr gehört zu den Menschen, mit denen man über alles reden kann. Und über alles debattieren – und wenn nötig, auch über alles streiten. Allerdings muss man bei dem Mitgründer der Fluent AG darauf gefasst sein, dass nach spätestens zehn Minuten das Gespräch auf Marketing und moderne Kommunikation kommt. Sein Lieblingsthema, seine große Leidenschaft und seine berufliche Passion. „Unsere Demokratie, das ist doch auch ein Produkt“, sagt der 50-Jährige. „Sicher das wertvollste, das wir haben. Und das müssen wir den Menschen doch überzeugender nahebringen.“
Zu dem Gespräch haben wir an dem langen Tisch im Konferenzraum Platz genommen. Auch hier, wie in allen Räumen der Agentur am Herrengraben eine helle, freundliche und sachlich- klare Atmosphäre. Auch “FLUENT“, der Name der jungen Agentur, prangt nicht in Gold, sondern in kraftvollem Schwarz im Eingangsbereich. Und erklärend darunter „ineinandergreifend – im Fluss“.
Das ist es. Alles zusammengefasst, Werbung und Marketing und moderne Kommunikation mit Strategien und Kampagnen sowohl in analogen wie in digitalen Medien. „Dabei müssen Sie sich unsere Arbeit wie die eines Architekten vorstellen“, erläutert der sportlich-agile Andreas Bahr, der so gelassen auftritt.
„Wie der Architekt Ideen und Baupläne liefert, arbeiten wir für unsere Kunden Strategien aus, für Marketing, für das Digitale, für Kampagnen in allen Medien, die dann von uns ggf. zusammen mit Partnern umgesetzt werden.“
In einer Agentur die ganze boomende und sich rasant verändernde Werbe- und Marketing-Branche zusammenzufassen: „Seid ihr verrückt, bekamen wir häufig zu hören, als wir Fluent gründeten“, sagt der Media-Vorstand der AG. Wie mutig der Schritt vor fünf Jahren war? Andreas Bahr war damals geschäftsführender Gesellschafter der Agenturgruppe Mediaplus und Plan.Net Media – den Media Brands der Serviceplan Agenturgruppe. Sein Gründungspartner, langjähriger Kollege und Freund Géza Unbehagen, der bei Fluent ebenfalls im Vorstand ist, war Deutschland-Chef des Kreativ-Networks Saatchi & Saatchi. Zusammen waren sie für rund 500 Mitarbeiter verantwortlich. „Die haben wir gegen drei Leute bei Fluent ausgetauscht“, blickt der Mann zurück, für den Veränderung die wichtigste Konstante seines Lebens ist. „Nach fünf Jahren haben wir jetzt 50 Mitarbeiter beschäftigt und machen einen Umsatz von über 5,5 Millionen Euro.“ Andreas Bahr lehnt sich in seinem Stuhl zurück, schweigt und sagt dann: „Was die Bereitschaft zum Risiko betrifft, bin ich komplett angstfrei. Ich liebe es, selbst zu entscheiden und nicht gesteuert zu werden.“
Wohl deshalb auch achtet er darauf, Tristan, den 13-jährigen Sohn, der, wie der Vater lachend sagt, „Bücher geradezu frisst“, nicht einzuengen oder ihm etwas aufzuzwingen.
Im Jahr 2017, anlässlich der Bundestagswahl, hatte Andreas Bahr zusammen mit befreundeten Agenturchefs für 800 junge Agenturleute den großen Saal im Cinemaxx gemietet. Für die hatten sie die führenden Vertreter der sechs Bürgerschaftsparteien gebeten, Antworten auf fünf Fragen darzulegen, die im Vorfeld ausgewählt wurden, und sich dann anschließend den Fragen des Publikums zu stellen. Werbung mit offenem Visier sozusagen für unser wichtigstes Produkt, die Demokratie.
Politisches Bewusstsein ist für Andreas Bahr auch Familiensache. Die Mutter war für die SPD viele Jahre in Rendsburg in der Ratsversammlung. Der Vater war in seiner Heimat Brasilien ein erfolgreicher Journalist. „Der Umgang mit Menschen, Öffentlichkeitsarbeit, das lebensbejahende, das moderne Marketing hat mich schon immer fasziniert.“ Und die neun Jahre bei Springer & Jacoby, damals der besten Agentur Deutschlands, haben ihn beruflich am stärksten geprägt. „Vom ersten Tag an wurdest du in viel zu große Schuhe gesteckt“, erzählt der Vorwärtsdrängende in der Werbebranche. „Mach es!“, bekam ich sofort zu hören. „Wie, mach es?“, hat Bahr entsetzt zurückgefragt. „So, wie du es für richtig hältst.“
Das hat Andreas Bahr auch getan und war mit 33 Jahren geschäftsführender Gesellschafter bei Springer & Jacoby Media. Und jetzt, mit 50, Gründer und Vorstand der Fluent AG. Alles im Fluss, das Diktat unseres digitalen Zeitalters. Manchen mag es unbarmherzig erscheinen. Andreas Bahr fühlt sich wohl in diesem mitreißenden Strom der Veränderungen. „Was bietet uns dieses neue Jahrhundert für vielfältige Chancen Wissen zu vermitteln, die Armut zu bekämpfen, die Erde zu entwickeln.“ Bei all seiner ungestillten Neugier, der Begeisterung, der Leidenschaft, eines bleibt doch: „Unsere Arbeit, das ist zu 90 Prozent Transpiration und nur zu 10 Prozent Inspiration.“ Er sagt es, lächelt und springt auf. Der nächste Termin wartet.

 

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Text: Achim Schneider Foto: Martina van Kann