„Mir fällt es schwer, dem Klavier lange fern zu bleiben. Ich fühle mich dann einfach nicht gut.“

Alexander Krichel, 34, spielt seit seinem sechsten Lebensjahr Klavier. Schon als Gymnasiast war er Jungstudent für Mathematik, Physik und Musik. Nach dem Abitur studierte
er Klavier an der Hochschule für Musik in Hannover und am Royal College of Music in London. Mit 23 Jahren gewann er den ECHO Klassik als „Nachwuchskünstler des Jahres“.

“Ich habe gerade ein großes Herzensprojekt abgeschlossen. Meine neue CD mit dem Titel „My Rachmaninoff“ ist pünktlich zum 150. Geburtstag des russischen Komponisten erschienen. Darüber freue ich mich, denn Rachmaninoff begleitet mich schon mein ganzes Leben lang. Mich verbindet unfassbar viel mit dem Komponisten. Außerdem ist mir gerade in diesen Zeiten nicht nur die musikalische Botschaft wichtig, die ich mit seinen Werken aussende, sondern auch die menschliche und politische Haltung. Es ist keine Lösung, mit dem derzeitigen Konflikt umzugehen, indem man russische Musik boykottiert, Musik steht immer für ehrliche Reflektion und Frieden!

Ich bin glücklich, endlich wieder vor Publikum spielen zu können. Neben den Konzerten freue ich mich besonders auf das Festival „Kultur rockt“, das ich 2013 mitgegründet habe. Eigentlich bin ich dazu gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Ich war im Sundern in einem Hotel, zu dem ein Pferdestall gehörte. Im Scherz sagte ich, dass man dort gut einen Flügel reinstellen könnte – ein Jahr später fand hier das erste Konzert statt. Daraus entstand unser Festival. Inzwischen machen Stars wie Benno Führmann, Iris Berben, Tom Schilling und Nico Santos bei dem Sommerfestival mit, das 2016 mit dem Preis „Deutschland – Land der Ideen“ vom Bundespräsidenten ausgezeichnet wurde.

Außerdem begeistere ich mich für Education. Wann immer es geht, besuche ich vor oder nach dem Konzert eine Schule, um für Kinder zu spielen. Ich gehe ich am liebsten in Brennpunktschulen, weil die Eltern der Kinder dort oft nicht das Geld und die Möglichkeit haben, um mit ihnen ins Konzert zu gehen. Es erstaunt mich immer wieder, wie viel Potenzial, das unbedingte Förderung verdient, ich auf diese Weise entdecke. Ich will bei ihnen ein Feuer entfachen und Begeisterung für die Musik und die Kunst. Und damit auch die Begeisterung für das authentische Menschsein.“

FOTO: FABIJAN VUKSIC