Er zählt zu den großen Wirtschaftslenkern in Deutschland: RÜDIGER GRUBE. Im Club sprach der ehemalige Deutsche Bahn-Chef über seine Erfahrungen im Wirtschaftsleben, seinen Umgang mit Mitarbeitern und den fehlenden Mut von Unternehmern.

Wenn eine Persönlichkeit wie Rüdiger Grube ans Rednerpult tritt, herrscht erst einmal – Schweigen. Doch der Mann, der unter underem bei der Deutschen Bahn, Daimler- Chrysler und Airbus Industries die Geschäfte gelenkt hat, schafft es mit ein, zwei Sätzen, die Stimmung bei den Zuhörern aufzulockern. Grube erzählt, wie er in Hamburg aufgewachsen ist und dass er später überall gelebt und gearbeitet hat – „nur eben nicht in Hamburg“. Mittlerweile ist er in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Als er die Begründung dafür liefert, hat er die Lacher auf seiner Seite: „Wie sagt man so schön? Der Täter kehrt immer wieder zum Tatort zurück.“.

Bevor Rüdiger Grube, der seit 2017 als Aufsichtsratsvorsitzender der HHLA tätig ist, den Anwesenden seine Sichtweise zur Situation des Hamburger Hafens darlegt, erzählt er einiges über seinen Werdegang sowie seine Art des Führens von Mitarbeitern. „Mein Schwerpunkt ist Excellent Leadership“, sagt der erfolgreiche Wirtschaftsmanager, der sich selbst als Kind des zweiten Bildungsweges bezeichnet. „Eigentlich wollte ich Pilot werden, aber meine Mutter hat gesagt, dass ich das sowieso nicht schaffen würde“, erinnert er sich. Das war ein Schlüsselerlebnis im Leben von Jürgen Grube. „Da ist ein Stachel unter meiner Haut gewachsen und ich habe mir vorgenommen: Jetzt zeige ich es euch!“ Er machte eine Ausbildung zum Metallflugzeugbauer, studierte Flugzeugbau und Fahrzeugtechnik und wurde zu einem der erfolgreichsten Manager Deutschlands.

Der eigene Werdegang hat ihn motiviert, junge, talentierte Mitarbeiter zu fördern. „Jeder Bereich, in dem ich gearbeitet habe, war eine Kaderschmiede“, erklärt Grube. Für ihn stand stets im Fokus, dass er seine jungen Mitarbeiter in drei bis vier Jahren soweit entwickelt hatte, dass sie verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen konnten. Der Erfolg spricht für ihn. „Ich bin stolz darauf, dass der heutige Deutschlandchef von Mercedes-Benz mein Assistent war. Auch der heutige Entwicklungschef von Mercedes hat für mich gearbeitet“, sagt er.

Dann schwenkt der HHLA-Aufsichtsrat zum wichtigsten Thema des Abends über: die wirtschaftliche Situation des Hamburger Hafens. Er macht kein Hehl daraus, dass ihm die Darstellung des Hafens in der Öffentlichkeit häufig zu negativ ist. Mit vielen Daten und Fakten zeigt er den Gästen, wie abhängig die Schifffahrt und damit auch der Hafen von einem funktionierenden Welthandel ist. Die unruhigen Zeiten in der gesamten Welt („Es gab noch nie so viele Krisen in der Nachkriegszeit wie heute“) sorgen dafür, dass die Schifffahrt Probleme hat. Es werden weniger Container umgeschlagen und die Preise sind zwischenzeitlich in absurde Höhen gestiegen. Er nennt ein Beispiel: „Normalerweise kostet der Transport eines Standardcontainers von Shanghai nach Hamburg 800 Euro. Zwischenzeitlich stieg der Preis auf 20 000 Euro.“

Ein besonderes Anliegen ist Grube das Thema „Beteiligung von Cosco im Hamburger Hafen“. Es haben sich viele Leute geäußert, aber die Informationen seien nicht immer korrekt gewesen. Grube erklärt, dass der Hafen ohne die Container aus China rund 30 Prozent Verlust machen würde – ein Verlust, der nicht zu kompensieren wäre. Deswegen sei es genau richtig gewesen, den chinesische Staatskonzern mit ins Boot zu holen. Er stellt klar: „ Cosco ist nur an einer Betriebsgesellschaft für den Terminal Tollerort beteiligt, und zwar mit 24,99 Prozent. Sie haben weder einen Zugang zur IT noch sind sie in der Geschäftsführung. Die Beteiligung bringt enorme Auslastung und sorgt für hohe Planungssicherheit.“

Rüdiger Grube macht deutlich, dass der Hafen im weltweiten Kampf um Container einige gravierende Nachteile, aber vor allem besondere Stärken hat: „Jeder zweite Container, der gelöscht wird, wird mit der Bahn transportiert, das ist einmalig in der Welt. Hamburg ist in Sachen Klimaschutz der sauberste Hafen und der komplett digitalisierte Containerterminal Altenwerder ist der modernste Terminal weltweit.“

Der HHLA-Aufsichtsrat sieht gute Chancen, den Hafen zukunftssicher zu machen. „Wir müssen unser Kerngeschäft absichern, die Infrastruktur modernisieren, die Führerschaft beim Klimaschutz ausbauen. Wir müssen mutiger sein und auch einmal Out-of-the-Box denken.“

RÜDIGER GRUBE
„Wenn der Hafen China den Krieg erklärt,
dann brechendie Geschäfte ein.“

Text: Achim Schneider