Hubert Neubacher kam vor 20 Jahren nach Hamburg. Zuerst arbeitete er als Kellner. Heute ist er Geschäftsführer bei BARKASSEN-MEYER und kümmert sich mit großem Engagement um krebskranke Kinder.

Hubert Neubacher ist ein zufriedener Mann. Anderen Menschen zu helfen, macht ihm Spaß und gibt ihm viel Energie.

Das Büro von Hubert Neubacher an der Brücke 6 wirkt ein wenig chaotisch. Jedenfalls nicht so penibel, wie sich viele das Refugium eines Geschäftsführers der alteingesessenen Firma Barkassen- Meyer an den Landungsbrücken vorstellen. Hinter seinem Schreibtisch hängt ein Original-Selbstporträt von Udo Lindenberg mit dem Zusatz des malenden Sängers: „Hi Hubert, alles super-klasse auf Huberts Barkasse“. Auch Bilder des Dresdner PopArt-Künstlers Markuss Goepfert und von dessen Kollege Devin Miles hängen an der Wand. So direkt hat das nichts mit Neubachers Hafenjob zu tun, indirekt aber schon.

Hubert Neubacher, 39, ein Österreicher aus der Steiermark, dem die Städte Wien, Linz oder Graz zu klein waren, als er vor 20 Jahren nach Hamburg übersiedelte, hat die Künstler alle selbst kennengelernt. Weil der emsige Geschäftsmann, der gerade dabei ist, das 93 Jahre alte Familienunternehmen komplett zu übernehmen, einen positiven Spleen hat. Der geborene Gastronom, der am Anfang für das Renaissance Hotel als Kellner arbeitete, veranstaltet seit einigen Jahren Vernissagen, Malkurse für Kinder, Charity Dinners und Musikabende für gleich vier soziale Organisationen. Inzwischen ist Barkassen-Meyer nebst seinem für PopArt schwärmenden Geschäftsführer nicht nur wegen der „Schwimmenden Galerie“ eine prominente Adresse unter den Förderern der Hansestadt.

Hubert Neubacher hilft dem Ronald McDonald Haus, in dem Familien mit schwerkranken Kindern nahe der Uni-Klinik Eppendorf wohnen dürfen. Er unterstützt die NCL-Stiftung, die sich mit einer seltenen Stoffwechselkrankheit befasst, bei der Kinder erblinden, ihre Sprachfähigkeit verlieren und später meist im Alter von etwa 25 Jahren sterben. Er setzt sich für die Phönikks-Stiftung ein, die sich um krebskranke Kinder kümmert. Und er sorgt seit Jahren dafür, dass auch die Aids-Hilfe nicht zu kurz kommt. Fragt man den Unternehmer, ob diese guten Taten zur Firmen- Philosophie gehören, denkt er eine Weile nach. Gut, vielleicht nützen die Initiativen irgendwie auch der Firma, räumt er ein. Nach dem Motto: „Tue Gutes und sprich darüber“. Doch der Ursprung sei eher seine Erziehung. Meine Eltern, sagt er, „haben mir vorgelebt, dass man auch helfen darf“. Dabei stammt er nicht aus einer reichen Familie, sein Vater war Maschinist bei der Seilbahn. Vielleicht, sagt Neubacher, seien diese Aktionen ein guter Ausgleich zum Job. Er hat Spaß dabei, wenn auf seiner Barkasse etwa die Kinder in weißen Shirts den Pinsel in die Hand nehmen oder wenn er selbst Essen austeilt. Durch solche Kontakte, sagt er, erhalte er viel Energie, die er an seine 25 bis 30 Mitarbeiter weitergeben könne.

Hubert Neubacher ist inzwischen 18 Jahre in der Firma. Damals, mit Anfang 20, wurde der Hafen-Neuling gleich zum Assistenten der Geschäftsleitung bestellt. Das war ein relativ hochtrabender Titel, den weder er selbst noch seine Chefs Bernhard Hähnsen und Ruth Junker richtig ernst nahmen. Gleichwohl hat er auf diese Weise seinen Beruf von der Pike auf gelernt. In den letzten Jahren ist Barkassen-Meyer noch einmal gewachsen. Drei Schiffe sind hinzugekommen, neun gehören jetzt zum Bestand. Darunter Fahrgastschiffe wie die „Hafen Hamburg“ oder die „Commodore“, moderne und traditionelle Barkassen sowie die Kunstbarkasse „Sanna“, die von der Schauspielerin Sanna Englund („Notruf Hafenkante“) getauft wurde und auf der sich der Künstler Frank Bürmann verewigt hat.

„Barkassen-Meyer vertritt auch die Stadt Hamburg mit“, sagt der Chef. So sollen seine Mitarbeiter auftreten. Die meisten Gäste sind ja Touristen. Auch die „Hei Lüchts“ – die Leute, die den Gästen auf der Barkasse den Hafen erklären – sollen bei ihren kleinen, gutgelaunten Lügen ein gewisses Niveau haben. Der Tourismus in der Hansestadt ist seit Jahren im Aufschwung. Auch deshalb, sagt Neubacher, könne er Gutes für Menschen tun, denen es nicht so gut geht wie ihm – diesem Österreicher, der inzwischen ein richtiger Hanseat geworden ist, einschließlich eines Patents zum Führen eines Schiffes. „Ich gehe stolz durch die Weltstadt Hamburg“, sagt der Quittje.

Man könnte sogar sagen, dass der agile Barkassen-Chef der zweite eingebürgerte Österreicher nach Freddy Quinn ist, der Lieder vom Hafen und der See singt. „Grüße aus dem Heimathafen“ heißt seine kleine, nur für Kunden gebrannte CD. Auf der schmettert er drei Seemannslieder, etwa „Jedes Schiff nimmt eine Träne mit auf Reisen“. Hubert Neubacher kommt nicht mehr los vom Hafen. Aber auch nicht vom Helfen. Sein Wunsch ist, irgendwann einmal alle vier Organisationen mit einer gemeinsamen Veranstaltung zu bedienen. Mal sehen, ob dann alle Prominenten, die er schon kennengelernt hat, gemeinsam auf seine Barkassen kommen.

Text: Jörg Marwedel      Foto: Nicola Rübenberg

Jörg Marwedel ist Korrespondent der Süddeutschen Zeitung in Hamburg. Früher war er Chefreporter der Welt am Sonntag und Autor bei dpa.