Hamburg ist eine Topadresse für die Wissenschaft – weltweit. Renommierte Forscher und Institute arbeiten daran, unsere Zukunft besser zu machen.

Wissenschaft und Forschung gelten als die Ressourcen der Zukunft. Wie entwickelt sich das Zusammenleben der Gesellschaft, wie lassen sich die Klimaprobleme lösen, wie verbessert man Nachhaltigkeit, damit keine Rohstoffknappheit entsteht, wie können wir um die Welt reisen, wenn das Erdöl knapp wird? Das sind Schlüsselfragen für eine funktionierende Wirtschaft von morgen. Und wer die Lösungen hat, wird profitieren.

Hamburg setzt deshalb neben seinen Traditionsbranchen wie Handel und Hafen auch auf Wissenschaft und Forschung. Bereits 1529 wurde die Gelehrtenschule Johanneum gegründet und schon 1613 folgte das „Akademische Gymnasium“, eine Zwischenstufe zwischen Schule und Universität. Bis zu deren Gründung vergingen dann zwar noch gut 300 Jahre, aber in der Hansestadt war es das Bürgertum, das solche Einrichtungen in der Stadt förderte, nicht ein auf Repräsentanz bedachter Monarch. Und schon vor der Universität entstand eine Reihe namhafter Einrichtungen, die sich den Wissenschaften widmeten – der Botanische Garten, die Sternwarte, das Chemische Staatslaboratorium, das Physikalische Staatslaboratorium, das Laboratorium für Warenkunde und schließlich das Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten. Viele der Einrichtungen hatten in ihrer Forschungsthematik direkte Alltagsbezüge. Sie waren also nützlich. Doch dazu entwickelte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts ein lebendiges Vorlesungswesen, das schließlich im Jahre 1919 in die – aus Kostengesichtspunkten durchaus umstrittene – Universitätsgründung mündete.

So hat auch Hamburg in der Vergangenheit der Forschung und den Wissenschaften eine lange Liste bedeutender Namen beschert: die Kunstwissenschaftler Aby Warburg und Erwin Panofsky, den Philosophen Ernst Cassirer, den deutsch-britischen Soziologen, Politiker und Publizisten Ralf Gustav Dahrendorf, Bernhard Nocht, den Gründer des gleichnamigen Instituts, den Physik-Nobelpreisträger Otto Stern, den Ökonomieprofessor und Politiker Karl Schiller, den Psychologen William Stern, der den Intelligenzquotienten entwickelte, den Soziologen Helmut Schelsky und viele mehr.

Heute hat die Hansestadt eine der lebendigsten Hochschul- und Forschungslandschaften. Geforscht wird überall – an der Universität, an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW), 1970 als eine der ersten Fachhochschulen in Deutschland gegründet, an der 1978 gegründeten Technischen Universität Hamburg- Harburg (TUHH) und an der 2006 gegründeten, auf Architektur und Bauen ausgerichteten HafenCity Universität. Hamburger Wissenschaftler sind in bahnbrechende internationale Projekte eingebunden, etwa über Sonderforschungsbereiche auf dem Gebiet der Medizin, der Klimaforschung oder der Mehrsprachigkeit.

Die Sache rechnet sich. Nicht erst in ferner Zukunft.

In Sachen Klimaforschung hat sich Hamburg als erste Adresse etabliert. Optimiert werden die Möglichkeiten von Forschung und Lehre seit 2007 durch die Zusammenfassung der Aktivitäten im KlimaCampus. Er bündelt 18 universitäre Institute, außeruniversitäre Partner wie das Max-Planck-Institut für Meteorologie, das Helmholtz-Zentrum Geesthacht und das Deutsche Klimarechenzentrum. Themen der Forschung sind unter anderem Klimasysteme des Nordatlantik. Eingebunden in das Netzwerk sind auch der Deutsche Wetterdienst, das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie sowie das Climate Service Center. Im Zentrum stehen Fragen wie der Klimawandel, aber auch Möglichkeiten der besseren Wettervorhersage. Dabei ist auch das Forschungsschiff Meteor im Einsatz.

Im Bereich Medizin sind Wissenschaftler des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) auf vielen Gebieten aktiv, auch mit internationalen Forschungsgeldern. So züchten Forscher am Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie im Labor künstliche Herzzellen, die vielleicht in Zukunft kranken Herzmuskeln wie ein Pflaster aufgelegt werden können. Auf dem Gebiet der Neurowissenschaften entschlüsseln die Experten mithilfe moderner Bildgebung Gedankenwege im Gehirn und in der Krebsforschung suchen UKE-Wissenschaftler nach dem Schlüssel der Tumorentstehung in der Zelle und nach Ansatzpunkten für die Therapien.

Das Heinrich-Pette-Institut ist überaus aktiv auf dem Gebiet der Virologie. Das Bernhard-Nocht-Institut hat sich mit der Entwicklung von HIV-Tests international einen Namen gemacht und forscht aktuell zum Thema Malaria-Impfung. An der TUHH stehen Umweltfragen ganz oben auf der Agenda. Hier suchen Wissenschaftler nach neuen, ultraleichten Materialien, nach schnittigeren Linien für Schiffsrümpfe, nach neuen Errungenschaften für die Luftfahrt. Und auch an der HAW spielen Umwelt, Luftfahrt und Schifffahrt eine große Rolle für die Wissenschaftler. Insgesamt gibt es in Hamburg eine breite Palette der Forschung von Basiserkenntnissen über Abläufe im menschlichen Körper und den Blick in die kleinsten Teile des Universums bis zu Ernährungsfragen. Stellvertretend für die Forscher in der Hansestadt stellen wir einige der Persönlichkeiten aus ganz unterschiedlichen Bereichen vor.

Den Bedenkenträgern von einst und jetzt in Sachen Kosten sei gesagt: In vielen Bereichen zwischen Medizin und Technik sind aus Forschungsvorhaben inzwischen Firmengründungen hervorgegangen, ein Zeichen, dass sich die Sache rechnet. Und das nicht erst in ferner Zukunft.

 

Text: Dr. Gisela Schütte

Dr. Gisela Schütte ist Autorin bei der Welt-Gruppe in Hamburg.