Club-Mitglieder kennen ihre Stimmen von den Podcasts der club!-Geschichten. Im Interview erzählen MEIKE SIEMEN und CLEMENS VON RAMIN, wie sie Vorleser wurden und worauf es ihnen beim Lesen vor dem Mikrofon ankommt.
Meike Siemen und Clemens von Ramin am Arbeitsplatz im Tonstudio: Für beide kommt es darauf an, beim Vorlesen der Geschichten Gefühle zu transportieren und die Hörer zu bewegen.
club!: Wie wird man Vorleser?
Meike Siemen: Als Hörfunkmoderatorin habe ich viele Texte vorgelesen. Auch heute als Mediatorin bei Konflikten begegnen mir immer wieder Stimmen. Wichtig ist: Wie setze ich um, was ich dort lese oder was höre ich aus der Stimme meines Gegenübers heraus?
Clemens von Ramin: Ich habe früher als Tonmann bei TV-Aufnahmen viel Zeit gehabt und begonnen, Gedichte zu lernen, die ich rezitierte. Irgendwann bekam ich die Chance, ein Hörbuch zu sprechen. Von da an habe ich immer häufiger Lesungen gemacht und mich vor 14 Jahren entschieden, Vorleser zu werden.
club!: Was macht einen Vorleser aus?
Siemen: Man muss mit der Stimme umgehen können und braucht ein Repertoire an Gefühlswelten, auf das man zugreifen kann, um Text lebendig werden zu lassen.
von Ramin: Eine erträgliche Stimme sowie eine Leidenschaft für Literaur und das Wort ist nicht von Nachteil.
club: Wie bereiten Sie sich auf die Geschichten vor?
Siemen: Ich lese sie still für mich und schaue auf fremde Begriffe. Danach recherchiere ich, wie diese ausgesprochen werden. Dann lese ich sie laut vor, spüre der Atmosphäre nach und versuche, sie stimmlich umzusetzen.
von Ramin: Ich setze mich mit dem Text auseinander, genauso wie ein Schauspieler das macht. Man muss sich schon Gedanken machen, wer den Text wann und warum geschrieben hat und was er damit sagen will.
club: Welche Geschichten lesen Sie am liebsten vor?
Siemen: Ich lese unseren Kindern gern Geschichten aus meiner Kinderzeit vor. Ein Klassiker ist für mich Astrid Lindgren.
von Ramin: Am liebsten klassische Literatur. Ich möchte Menschen bewegen, sie zum Nachdenken, Lachen oder auch zum Weinen bringen. Alles hat seine Zeit.
club: Mögen Sie Ihre Stimme hören?
Siemen: Ich hatte zu Beginn das typische Fremdeln mit meiner Stimme. Heute ist das nicht mehr so, es ist ganz normal.
von Ramin: Ich mag meine Stimme inzwischen und kann gut damit leben. Zuerst war es befremdlich, weil man sich nicht mit der eigenen Stimme identifiziert.
Text: Achim Schneider Foto: Martina van Kann