Ein Reisender durch die Welt des Kaffees. Der Weg von Jens Sorgenfrei begann mit wunden Armen vom Schleppen der Kaffeesäcke. Heute arbeitet er als Geschäftsführer der Hanns R. Neumann Stiftung daran, Lebensverhältnisse und Chancen zu verbessern.

Wenn Jens Sorgenfrei über Kaffee spricht, erzählt er unweigerlich von seinem Leben, das ihn über den Kaffeehandel in eine Welt geführt hat, von der er träumte, als er noch in Bad Segeberg zur Schule ging. Seit Kurzem spricht er jedoch vor allem über die Welt jener, für die Kaffee die nackte Existenz bedeutet. Im Oktober wurde er zum „Geschäftsführer Struktur und Entwicklung“ der Hanns R. Neumann Stiftung berufen.
„Unser Stiftungsziel ist, Agrarwirtschaft in tropischen Ländern zu unterstützen und die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen von kaffeeproduzierenden Kleinbauern zu verbessern“, erklärt er in seinem Büro an der Coffee Plaza der HafenCity. Die Projekte der Stiftung kommen rund 150 000 Kleinbauernfamilien in Lateinamerika, Afrika und Asien zugute – etwa eine Million Menschen. 95 Prozent davon bauen Kaffee an, in der Elfenbeinküste ist es Kakao.
„Traumberuf?“, fragt er nach. „Damals eher nicht, heute ja. Ich wollte bloß weg aus der Provinz und in Hamburg begann die große Welt.“ Anfang der 80er Jahre war es schwierig, einen attraktiven Studien- oder Ausbildungsplatz zu finden. „Wie alle anderen schrieb ich Dutzende von Bewerbungen.“ Bis ein guter Zufall ihm die Verheißung seines Familiennamens erfüllte. Er landete beim Kaffeehandel, in der Neumann Gruppe, dem weltweit führenden Dienstleister für Rohkaffee.
Sein Weg in die weite Welt begann schmerzvoll in einem Lagerhaus am Sandtorkai. Der Azubi Sorgenfrei, frisch aus dem Wehrdienst entlassen, unternehmungsfroh im kurzärmeligen Hemd, musste gleich am ersten Tag die schweren Kaffeesäcke schleppen – und scheuerte sich an den rauen Jutefasern die Arme wund. „Danach aber“, sagt er, „hat es nur noch Spaß gemacht.“ Bald mischte sich für ihn in den Kaffeeduft das Aroma, nach dem es ihn verlangte: Internationale Geschäftsbeziehungen, Devisenmärkte – die weite Welt. „Indonesien, Vietnam, Brasilien, Guatemala, Costa Rica, Tansania, Äthiopien, Kenia, San Francisco, Tokyo, London, Paris …” Wenn er von seinen Kaffeereisen erzählt, ist es, als blättere er einen Weltatlas durch.
Zwanzig Jahre nach seiner ersten hand-, wenn auch nicht ganz hautfesten Begegnung mit dem Kaffeegeschäft war Jens Sorgenfrei zu einem von fünf Geschäftsführern der Neumann Gruppe aufgestiegen. Operativer Geschäftsbereich: Import. Bis er eines Tages vor einer für Männer um die Fünfzig typischen Frage stand: Was nun?
Nach 28 Jahren im Unternehmen gründete er seine eigene kleine Consulting Gesellschaft, die unter anderem natürlich ebenfalls mit Kaffee zu tun hatte. Zwei Jahre später kam das Angebot von Michael Neumann, als kaufmännischer Geschäftsführer in die von der Neumann Gruppe unabhängige Stiftung der Neumann-Familie einzutreten. Den Wechsel zurück in ein Team vollzog er leichten Herzens.
„Zu dem Bereich Chancengleichheit und nachhaltige Verbesserung der Lebensverhältnisse von Kaffeebauern in tropischen Ländern sind meine Schwerpunkte die Stiftungszwecke Jugend und Bildung sowie Umweltprojekte in Hamburg und Norddeutschland.“ Seine kaufmännischen Kenntnisse sind nun mit philanthropischen Projekten verbunden. Auch für die Stiftung wird er weltweit unterwegs sein. Und wo immer er hinkommt, ist er der „Herr Sorgenfrei“.

 

Kontakt
Hanns R. Neumann Stiftung
Coffee Plaza, Am Sandtorpark 4
20457 Hamburg
Tel. 040 8 08 11 24 06
info@hrnstiftung.org
www.hrnstiftung.org

 

bch_hh_4c_1 Informationen zum Programm des Business Club Hamburg bekommen Sie hier.

 

Text: Uwe Prieser